Meldungen der Illertisser Zeitung / Augsburger Allgemeine
18. September 2018 ILLERTISSEN/LANDKREIS

Bahn frei für die Silphie in der Region




Mit diesem Traktor und per Handarbeit wurden die Silphie-Setzlinge in den Boden eines Feldes bei Au gepflanzt. Das Gewächs soll unter anderem Bienen als Nahrungsquelle dienen. Bild: Felicitas Macketanz
Im gesamten Landkreis Neu-Ulm werden zur Zeit Setzlinge des gelb-grünen Gewächses gepflanzt, so auch in Illertissen. Imker möchten damit ein Zeichen setzen. VON FELICITAS MACKETANZ
Langsam zieht der alte Traktor seine Bahnen über das Feld am Auer Waldrand. Reihe für Reihe in Schrittgeschwindigkeit. Diese ist auch notwendig. Denn hinter dem Fahrzeug sitzen auf einer speziellen Maschine vier Männer. Ihre Aufgabe: Die "Durchwachsene Silphie" in den Boden einarbeiten – und zwar in akribischer Handarbeit, Pflanze für Pflanze, eine nach der anderen.
„Hier werden drei Pflanzen pro Quadratmeter eingesetzt“, sagt der Vorsitzende der Imker im Landkreis Neu-Ulm, Walter Burger, bei der Aktion am Waldrand. Die 2000 Quadratmeter große Fläche hat die Stadt Illertissen den Imkern und Naturschützern überlassen. Diese teilen sich das Feld: Auf der einen Seite sollen sich die Silphie-Pflanzen ausbreiten, auf der anderen Wildblumen.

Die Pflanze ist eine Nahrungsquelle für Bienen
„Der Vorteil dieser Pflanze ist, dass man sie nur noch ernten muss“, sagt der Imker. Mais beispielsweise müsse jedes Jahr aufs Neue gesät werden, die Silphie sei hingegen extrem pflegeleicht. Und noch etwas: „Die Silphie blüht sehr lange“, erklärt der Fachmann, der die Pflanzaktion im Landkreis unter dem Titel „Blühende Energie“ ins Leben gerufen hat (wir berichteten).
Damit bietet das Gewächs vor allem Bienen eine sichere Nahrungsquelle zwischen Juni und September – und kann deren Leben retten. Denn als Alternative bliebe den Insekten meist nur noch Mais. „Und wenn sie nichts anderes finden“, so Burger, „dann nehmen sie Maispollen auf.“ Füttern die Bienen ihren Nachwuchs nur mit den Maispollen, weil sie sonst keine andere Nahrung finden, komme es bei den Insekten zur Mangelernährung, die Tiere seien weniger resistent gegen Krankheiten – letztlich sterben sie früh. „Das ist, vereinfacht gesagt so, als ob wir jeden Tag nur Fast Food essen würden“, erklärt Burger, der momentan selbst acht Bienenvölker besitzt. Es fehle an Alternativen für die Bienen. Deswegen versucht Burger, der seit 35 Jahren als Imker tätig ist, zusammen mit seinen Kollegen auf die Energiepflanze aufmerksam zu machen.
Im Rahmen des Programms „Blühende Energie“ wurden bereits auf drei Flächen im Landkreis Neu-Ulm Silphie-Setzlinge eingepflanzt, unter anderem in Pfaffenhofen. Am Illertisser Bienenweg werden die gelb-grünen Gewächse in Zukunft ebenfalls zu sehen sein. Das sei jedoch vor allem eine Initiative von der Stadt gewesen, sagt Burger.

Wie Mais kann auch Silphie für Biogasanlagen genutzt werden
Die Pflanze habe – neben der Funktion als „Bienenlebensretter“ – einen weiteren Vorteil: Sie kann sehr alt werden. Im besten Fall kann die Energiepflanze über einen Zeitraum von 30 Jahren immer wieder geerntet werden. Das wiederum bedeutet: weniger Arbeit, weniger Zeitaufwand und insgesamt natürlich weniger Kosten. Der älteste Bestand des Gewächses, das in Deutschland nach wie vor geerntet werde, ist Burger zufolge 34 Jahre alt. Im Osten des Landes sei die Silphie schon seit Langem ein Renner. Erst vor Kurzem seien auch die Menschen in der Region auf die Idee gekommen, die Pflanze – etwa als Mais-Alternative – vermehrt zu nutzen. Ein weiterer Vorzug, den die Silphie gegenüber dem Mais mit sich bringt, sind ihre Ausmaße. Sie schützt laut Burger durch ihre breite Blattmasse den Boden. Und sie ist eine Energiepflanze. Das heißt, sie kann genau wie Mais auch für Biogasanlagen verwendet werden. Als Futterpflanze sei sie hingegen nicht geeignet, sagt Burger.
Dabei wirkt die Silphie auf den ersten Blick recht unscheinbar: Ihre kleinen gelben Blüten ähneln den großen einer Sonnenblume, ihre Blätter sind breit und grün. Einzig ihre Höhe und die starken Wurzeln lassen auf ihre „Energie“ schließen. Denn immerhin kann eine Silphie bis zu drei Meter hoch wachsen, die Wurzeln bilden sich extrem rasch.
12. Juli 2018 SWP: Naturschutz

Ulmer Schmierstoffhersteller hat Blumenwiese angelegt




Rainer Janz (links) von der Ulmer Firma Bantleon und Imker Georg Biberacher in ihrer Wiese. © Foto: Beate Reuter-Manz

Ein kleiner ökologischer Lehrpfad. © Foto: Foto: Beate Reuter-Manz
Illerrieden / Von Beate Reuter-Manz 12.07.2018
Sonnenblumen, Klatschmohn, Buchweizen, Ringelblumen, Koreander, Fenchel, Kornblumen, Dill und andere Sommerblüher: Dieser reich gedeckte Tisch lockt seit einigen Wochen Insekten zuhauf nach Illerrieden. Die Leckereien gedeihen auf zwei Wiesen, insgesamt fünf Fußballfelder groß. Das Schlaraffenland für Bienen, Schmetterlinge, Käfer und Co geht auf eine Initiative der Ulmer Firma Hermann Bantleon zurück. Die hat sich im 100. Jahr ihres Bestehens mit einem Imker und einem Landwirt zusammengetan mit dem Ziel, ein nachhaltiges Umweltprojekt zu starten. Mit dem Portfolio des Ulmer Schmierstoffherstellers hat das freilich so gar nichts zu tun.
Es summt, surrt und brummt, als sich Rainer Janz und Georg Biberacher einen geeigneten Platz für ein Foto in der hüfthohen Blumenwiese suchen. Gelegen an der L260 hebt sich diese deutlich ab von den Mais- und Getreidefeldern. Nicht nur, weil es in allen Farben blüht, sondern auch, weil es betörend duftet. „Wir wollten ein nachhaltiges Projekt“, erzählt Janz, der bei Bantleon das Produkt- und Qualitätsmanagement leitet. Bereits vergangenes Jahr gab die Geschäftsführung das Okay für zwei firmeneigene Bienenvölker. Die werden auf dem Gelände des in Illerrieden ansässigen Ulmer Golfclubs gehalten und professionell gepflegt: Honig wird nur einmal im Jahr geerntet. Und auch nur so viel, dass den Bienen selbst genug zum Überwintern bleibt. Einige Honiggläschen gibt es am Ende doch. Die bekommen Geschäftspartner und Mitarbeiter als kleine „Givaways“, berichtet Janz.
Georg Biberacher, Imker aus Leidenschaft, betreut seit 27 Jahren 17 eigene Bienenvölker. Der Rentner aus Illerrieden gab die Initialzündung für die Vertiefung des Projekts. Denn der 68-Jährige sorgt sich um die Nahrung für Insekten. „Das Angebot ist alles andere als üppig.“ Die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Monokultur lasse Blumenwiesen zunehmend verschwinden.
„Nur“ Bienenvölker zu halten, schien dem Unternehmen vor diesem Hintergrund und im Sinne von Albert Einsteins Nachhaltigkeitsgedanken deshalb zu wenig. Der Ulmer Physiker soll einmal gesagt haben, der Mensch lebe genau noch vier Jahre, nachdem die letzte Biene verschwunden ist. „Das wurde mittlerweile zwar auf zwölf Jahre verifiziert. Immerhin“, sagt Janz. Aber: Wer den Erhalt von Bienen sichern wolle, müsse aktiv gegensteuern.
Hier kommt nun Thomas Gaissmayer als Dritter im Bunde ins Spiel. Der Landwirt stellte Bantleon fünf Hektar seiner Ackerflächen zur Verfügung. Gaissmayer spricht von einer Win-Win-Situation. Obschon er die Flächen unbewirtschaftet lässt, gerät er finanziell nicht ins Hintertreffen. Zum einen gibt es für Blühwiesen Zuschüsse aus einem EU-Topf, zum anderen schießt Bantleon zu. Außerdem fallen keine Kosten für Dünge- und Spritzmittel an und er brauche das Risiko wegen Unwetter oder Wildverbiss nicht zu fürchten. „Bantelon bezahlt die Saatgutmischung, ich stelle Maschinen zur Verfügung und bereite den Boden für die jährliche Aussaat vor“, sagt Gaissmayer, der ebenfalls eigene Bienenvölker hält. Imker Biberacher ist zudem angetan von der Vielfalt der Aussaat. „Die Versorgung der Insekten ist bis in den Oktober hinein sichergestellt“, freut er sich.
Das Trio hat ordentlich Resonanz von Spaziergängern und Joggern auf die blühenden Felder bekommen. Wunderschön sei der Anblick. Dazu noch lehrreich: Denn über den Deutschen Imkerbund wurden sieben Informationstafeln organisiert, die entlang der beiden Flurstücke Interessantes über die Nutztiere erläutern.
Das Bantleon-Projekt soll keine Eintagsfliege bleiben. Es läuft drei Jahre. Mindestens. Janz erhofft sich eine Signalwirkung: „Die Politik alleine wird es nicht richten. Deshalb hat auch die Wirtschaft eine Verantwortung. Alle müssen für eine intakte Umwelt an einem Strang ziehen.“
19 Imker in Illerrieden halten 36 Bienenvölker
Das Unternehmen Die Herrmann Bantleon GmbH ist ein mittelständischer Mineralölbetrieb in Ulm. Er produziert Hochleistungsschmierstoffe für die Metallbearbeitung, die Medizintechnik, für Autos und Baumaschinen und für die Holz- und Forstwirtschaft. Seit Mai 2018 ist Bantleon Mitglied im Unternehmensnetzwerk für nachhaltiges Wirtschaften. „Nachhaltiges Denken und Handeln sind klare Unternehmensleitlinien“, sagt Geschäftsführer Heribert Großmann. Bantleon beschäftigt 230 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von 130 Millionen Euro. In diesem Jahr feiert der Betrieb das 100-jährige Bestehen.
Die Imker Gleich 19 Imker gibt es in der kleinen 3000 Einwohner-Gemeinde Illerrieden. Sie kümmern sich um 36 Völker. „Wir haben hier nicht zu wenig Bienen. Wir haben zu wenig Nahrungsfläche“, sagt Imker Georg Biberacher.
Das Bienensterben Nach einem drastischen Rückgang in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende steigt die Anzahl der Bienenvölker seit 2013 wieder. Aktuell sind in Deutschland 792 000 Bienenvölker registriert. 1991 waren es noch mehr als eine Million, vor fünf Jahren hingegen nur noch 622 000 Bienenvölker. Ein Grund ist das weltweite Bienensterben.
26. Juni 2018 SWP: KUNST

Illertissen hat jetzt seinen eigenen „Honigschlecker“


Illertissen

Der „Honigschlecker“ mit Spender Josef Kränzle, Walter Wörtz, Walter Burger und Jürgen Eisen (von links). © Foto: Manuela Rapp
Die Figur, die innen Bienen beheimatet, steht im Hof des Vöhlinschlosses.
Der Illertisser „Honigschlecker“ hat es in sich. Das Kunstwerk, eine so genannte Figurenbeute, beheimatet im Inneren ein Bienenvolk: lebendige Kunst, deren Mäzen der Unternehmer Josef Kränzle ist. Der kunstvolle Bienenstock steht im Hof des Vöhlinschlosses – unübersehbar. Dafür musste die Statue von Jeanne d’Arc weichen, die überholt wird.
„Mein Meisterwerk“, bezeichnete Bildhauerin Birgit Jönsson das Mensch-Engel-Wesen bei der Einweihung, denn von nun an wolle sie nur noch abstrakt arbeiten. Ähnlichkeiten mit dem berühmten Vorbild in der Birnauer Wallfahrtskirche sind nicht zufällig. Die Nürnbergerin erinnerte an die aus dem Osten kommende 300-jährige Tradition der Figurenbeuten, die nichts anderes sind als eine hohle, hergerichtete Figur, in der ein Bienenvolk lebt und Honig produziert.
Josef Kränzle hat bereits eine eigene Figurenbeute daheim in Betlinshausen. Ihr Titel: „Kuss für Bienen“. Mit dem „Honigschlecker“ schließt sich für ihn in Kreis, denn das Original stammt vom Künstler Joseph Anton Feuchtmayer, der, so wird angenommen, auch für die Decken im Hauptschloss in Illertissen verantwortlich gewesen sein soll. Zuerst hatten wir an den Friedhof als Standort gedacht“, sagte Kränzle. Schließlich seien Bienen ein Symbol für die Wiederauferstehung. Doch sei dort kein guter Platz gefunden worden. Auf Vorschlag von Bürgermeister Jürgen Eisen stehe der „Honigschlecker“ nun im Schlosshof. Des Spenders Urteil: „Er passt wie die Faust aufs Auge.“ Das findet auch der Bürgermeister: „Die Figurenbeute ist eine tolle Abrundung für Schloss und Bienenmuseum.“ Eisen kündigte weitere Initiativen an, um die Stadt noch Bienenfreundlicher zu machen. Betreut werden die Insekten von Walter Burger, dem Vorsitzenden des Imkerkreisverbandes Neu-Ulm. „Vor zwei Wochen haben wir den Honigschlecker mit Leben gefüllt.“ Übrigens gut sichtbar hinter Glas, denn die Figur lässt sich öffnen. Den kunstgeschichtlichen Teil der Übergabe übernahm Walter Wörtz. „Der ‚Honigschlecker’ passt thematisch sehr gut zu uns“, erklärte der Leiter des Bienenmuseums. Manuela Rapp
18. Juni 2018

Ein Honigschlecker für die Bienenstadt



Über die neue Figurenbeute mit der Nachbildung der Barockfigur des „Honigschlecker“-Engels aus der Wallfahrtsbasilika Birnau am Bodensee freuen sich: (von links) Walter Wörtz, Mäzen Josef Kränzle, die Nürnberger Künstlerin Birgit Maria Jönsson, Walter Burger und Bürgermeister Jürgen Eisen. Bild: Wilhelm Schmid
Birgit Maria Jönsson hat ihre letzte „Figurenbeute“ für den Hof des Vöhlinschlosses geschaffen. Für Teile des Werks hat sie ein kostbares Material verwendet. Von Wilhelm Schmid
Mit dem „Honigschlecker“, im Original bekannt aus der Basilika Birnau am Bodensee, hat die Künstlerin Birgit Maria Jönsson ihre schönste, aber auch letzte „Figurenbeute“ für den Hof des Illertisser Vöhlinschlosses geschaffen. Damit ist Illertissen auf dem Weg zur Bienenstadt wieder einen bedeutenden Schritt vorangekommen, denn die Kunstwerke der im „Honighäusla“ zu Nürnberg arbeitenden Bildhauerin sind nun gleich vier Mal in Illertissen vertreten.
Es handelt sich dabei jeweils um einen ausgehöhlten Baumstamm, der zur Skulptur bearbeitet und mit einem Bienenvolk bestückt wird. Die bisher im Schlosshof aufgebaute „Johanna von Orléans“ wird derzeit restauriert und fand damit ein Pendant. Weiter stehen in Illertissen die „Banane“ in der Staudengärtnerei Gaißmayer und das Kunstwerk „Der Kuss von Auguste Rodin“ im Garten von Josef Kränzle in Betlinshausen.
Bei der Übergabe des „Honigschleckers“ im Schlosshof sagte die Künstlerin: „Ab jetzt arbeite ich nur noch abstrakt.“ Denn sie habe 25 Jahre lang Figurenbeuten geschaffen, und nun wolle sie vorzugsweise Kokons bauen, in denen ebenfalls Bienen wohnen können. Ursprünglich aus dem östlichen Mitteleuropa kommend, verbreiteten sich Kunstwerke dieser Art weltweit bis nach Japan, und Illertissen sei nun nach ihrer Heimatstadt Nürnberg der zweitgrößte Standort dafür.
Die Künstlerin dankte vor allem dem Stifter der Figur, Josef Kränzle, der dafür gesorgt habe, dass sie den Bienenkorb und Teile des Mantels der Figur sogar mit echtem Blattgold habe belegen können. Weiter dankte sie dem Imker-Kreisvorsitzenden Walter Burger, der die Statue mit einem Bienenvolk belebt hatte, sowie Walter Wörtz, dem Leiter des Bienenmuseums. Burger berichtete, dass die bisher hier stehende „Johanna von Orléans“ derzeit „auf der Schönheitsfarm zur Kur“ sei, und regte an, diese danach am unteren Ende des Innenhofes wieder aufzustellen. Dazwischen breitet sich ein für Bienen geradezu idealer Lebensraum mit Lavendel und anderen bienenfreundlichen Pflanzen aus.
Josef Kränzle erinnerte an die Entstehung der Illertisser Figurenbeuten: Von dem ursprünglich für sein Kunstwerk „Der Kuss“ gekauften Eichenstamm seien noch zweieinhalb Meter übrig gewesen, und so sei ihm der Gedanke gekommen, daraus eine Nachbildung des „Honigschleckers“ machen zu lassen. Zuerst, erzählte Kränzle, habe er daran gedacht, die Figur für den Friedhof zu stiften, da Bienen in der Antike als Symbole der Wiedergeburt galten, aber der Schlosshof sei nun doch der beste Standort. Das Original der Figur stammt von dem Barockbildhauer Joseph Anton Feuchtmayer, und wie Kränzle erläuterte, sei bei der Restaurierung der Stuckdecken im ehemaligen Amtsgericht eine Signatur aufgetaucht, die darauf hindeute, dass dieser Künstler auch hier gearbeitet habe, was natürlich eine ideale Parallele darstelle. Museumsleiter Wörtz versicherte, diese Frage durch Fachleute des Landesamts für Denkmalpflege klären zu lassen.
Wörtz richtete seine Dankesworte besonders an Josef Kränzle, der als Mäzen die „Ikone der Imkerei“ für den bestens passenden Platz gestiftet habe, wo sie ideal zur „größten Grafiksammlung Deutschlands zum Thema Bienen“ passe. Wörtz unternahm einen Ausflug in die Kunstgeschichte, wo die Biene als Symbol des guten Redners gelte, was insbesondere zum heiligen Bernhard passe, an dessen Altar in Birnau die Originalstatue steht.
Imkermeister Burger, der das seit wenigen Tagen auf rund 15000 Tierchen angewachsene Bienenvolk pflegt, regte an, dass sich die Hobbyimker in Illertissen wieder zu einem Verein zusammenschließen mögen, wie es für eine Bienenstadt passend sei. „Imker hätten wir schon, aber es fehlt an Leuten für einen aktiven Vorstand“, klagte er. Bürgermeister Jürgen Eisen versicherte, dass die Stadt noch einiges vorhabe, um ihrem Ruf als Bienenstadt gerecht zu werden. So würden Bienenwiesen angelegt und der Bauhof sei dabei, weitere Flächen bienenfreundlich umzustrukturieren.
18. Mai 2018

Neue Nahrung für die Bienen



Freiwillige legten die Musterpflanzungen an drei Standorten an. Bild: Willi Baur
Einige Imker pflanzen an drei Orten im Landkreis eine Alternative zum Mais – und sind zuversichtlich. VON WILLI BAUR
Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Was einst der chinesische Philosoph Konfuzius als Mutmacher für schwierige Unterfangen verbreitet hat, gilt auch für den Kreisverband der Imker. Mit Musterpflanzungen in Osterberg, Illertissen und Pfaffenhofen starteten die Bienenzüchter kürzlich ein ehrgeiziges Projekt.
Die Durchwachsene Sylphie, in der Botanik als Silphium perfoliatum bekannt, soll längerfristig eine Alternative zum Mais als Lieferant für Biomasse bieten. Zum Vorteil vieler Insekten, vor allem und speziell der Honigbienen. Denn im Gegensatz zu Mais-Monokulturen bietet der von Juni bis September blühende Korbblütler viel Nahrung für die Bienenvölker und erfordert mehreren Quellen zufolge schon ab dem zweiten Anbaujahr keinen Einsatz von Herbiziden mehr. „Mit den Musterpflanzungen wollen wir auf das Problem aufmerksam machen und insbesondere Landwirte und Betreiber von Biogasanlagen für diese Pflanze als hoch interessante Alternative zum Mais gewinnen“, sagt Walter Burger aus Weißenhorn, Vorsitzender des Imkerkreisverbandes Neu-Ulm. Mit Kollegen und Freiwilligen vor Ort hat er erste Musterflächen angelegt.
Vorausgegangen war Anfang des Jahres eine Umfrage bei den Kommunen des Landkreises. „Wir haben daraufhin einige Angebote erhalten“, berichtet Burger, allerdings sei darunter „viel Grünland“ gewesen. Das habe man natürlich nicht umbrechen wollen, betont der Naturfreund, „vermutlich hätten wir dazu ohnehin keine Genehmigung erhalten“. Für den Start der Aktion verblieben seien zunächst eine private Fläche in Osterberg mit dem Vorteil einer benachbarten Biogasanlage, ein städtisches Grundstück am Illertissener Bienenweg und ein kleines Areal am Ortsrand von Roth. Der Markt Pfaffenhofen stellte es den Imkern zur Verfügung.
Rund 260 Setzlinge pflanzten die Helfer mit maschineller Unterstützung ein. Diese stammen von einer Gärtnerei im oberschwäbischen Erolzheim. „Zu recht günstigen Konditionen“, freut sich Burger, dem die Finanzierung des Projekts nicht allzu viel Kopfzerbrechen bereitet. Auch weil Kreis und Landesverband wohl Zuschüsse signalisiert haben.
Die Gartenbauer machen ebenfalls gerne mit. Die Durchwachsene Sylphie erfreue sich einer lebhaften Nachfrage, beobachtet Andreas Pfänder. Er und Josef Vogel haben an der Pflanzaktion mitgewirkt. Mit einem weiteren Kollegen ziehen sie in ihrem Betrieb die Setzlinge aus sorgfältig behandeltem Saatgut.
Sehr begrüßt der Imker-Chef zudem das Engagement örtlicher Helfer. „Das ist wichtig, weil sie sich dann weiter mit der Pflanzung identifizieren.“ Beim Wässern der Anlage etwa. Die „Sylphie“ soll sehr anpassungsfähig sein, selbst an trockene Standorte. „Aber bei längeren Trockenperioden wird schon ab und zu Gießen erforderlich.“
Offen ist laut Burger noch die spätere Verwendung der Ernte. „Wir warten jetzt erst einmal ab, wie sich die Pflanzen entwickeln“, erklärt er. Nächster Schritt sei eine Infotafel an der Fläche. „Nicht zuletzt deswegen ist der Standort an der Staatsstraße sehr vorteilhaft.“
18. Mai 2018

Volksbegehren will die Bienen retten



Rund 60 Prozent der Wildbienenarten sind gefährdet. Bild: K.-J. Hildenbrand, dpa
Ein von der ÖDP initiiertes Bündnis will mit Hilfe eines Volksbegehrens das Artensterben in Bayern stoppen. Die Organisatoren haben sich hohe Ziele gesteckt. VON HENRY STERN
Unter dem griffigen Titel „Rettet die Bienen“ will ein von der ÖDP initiiertes, breites, gesellschaftliches Bündnis mit Hilfe eines Volksbegehrens das Artensterben in Bayern stoppen. Und zwar durch einen konsequenteren Naturschutz. Zu den Unterstützern gehören neben SPD und Grünen unter anderem der Bayerische Imkerverband und die Genussbewegung Slow Food. Der Bund Naturschutz will sich wegen „rechtlicher und inhaltlicher Mängel“ dagegen nicht beteiligen.
„Wir wollen endlich Nägel mit Köpfen machen“, sagte die Sprecherin des Bündnisses, Agnes Becker. Das Bienensterben sei ein griffiges Symbol für eine durch die ungebremste Wachstumsideologie aus dem Gleis geworfene Natur. Verbote einzelner Pflanzenschutzmittel seien zwar richtig, reichten aber bei weitem nicht aus, so Becker: „Wir brauchen eine richtige Lösung.“
Volksbegehren zur Änderung des bayerischen Naturschutzgesetzes
Der Gesetzentwurf des Volksbegehrens will deshalb das bayerische Naturschutzgesetz durch zentrale Änderungen „zu einem Gesetz für umfangreichen Artenschutz“ machen, erklärte der ÖDP-Politiker Bernhard Suttner. So soll etwa auf Dauergrünland der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und eine Umwandlung in Ackerflächen verboten werden. Strengere Regeln beim Mähen sollen dort lebende Tiere besser schützen. Auch Hecken, Feldgehölze oder Steinmauern sollen zum Schutz der dort lebenden Tiere und Pflanzen besser geschützt werden.
Bis 2030 sollen zudem dreißig Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen gemäß den Grundsätzen des ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden. Für alle staatlichen Flächen soll diese Vorgabe bereits ab 2020 gelten. Im Staatswald soll vorrangig das Ziel des Erhalts der biologischen Vielfalt gelten.
Gewässerrandstreifen, Bodensenken und Alleen sollen aufgrund ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt gesetzlich besonders geschützt werden. Sogenannte „Lichtverschmutzung“ soll in der Nähe von Schutzgebieten untersagt werden. Beleuchtungsanlagen im Außenbereich gelte es auf ihre Auswirkung auf Insekten und Vögel zu überprüfen.
„Rettet die Bienen“ will 250.000 Unterschriften sammeln
Mindestens zehn Prozent der offenen Landesfläche sollen ab 2023 zu einem Biotopverbund zusammengeschlossen und besonders geschützt werden. Streuobstbestände ab 2500 Quadratmetern sollen wegen ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt als Biotope neu aufgenommen werden. Zudem soll der Artenschutz an allen bayerischen Schulen Teil des Lehrplans werden.
Bereits heute seien rund sechzig Prozent der in Bayern heimischen Wildbienenarten in ihrem Bestand gefährdet. Und 388 einst heimische Schmetterlingsarten seien inzwischen ausgestorben, so das Bündnis.
Statt der für die Beantragung eines Volksbegehrens nötigen 25.000 Unterschriften wollen die Initiatoren bis Herbst 250.000 Unterschriften sammeln. Um einen Volksentscheid zu erzwingen, wäre danach die Zustimmung von zehn Prozent aller Wahlberechtigten nötig.
18. Mai 2018 SWP: Erster Welt-Bienentag:

Diese Produkte würde es ohne Bienen nicht geben




Erster weltweiter Bienentag: Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass immer mehr Blütenbestäuber sterben. © Foto: Andrea Warnecke (dpa)

Ulm / Susanne Klöpfer/afp 18.05.2018
Immer mehr Insekten und somit Bienen sterben. Dabei sind Bienen verantwortlich für zwei Drittel des Lebens auf der Erde. Die Pflanzen, Tierarten und Menschen sind auf sie angewiesen.
Der erste Welt-Bienentag am 20. Mai 2018 soll bewusst machen, wie wichtig Bienen für Umwelt und speziell Landwirtschaft sind. Denn Pflanzen, Tiere und Menschen sind abhängig von den Blütenbestäubern. Ausgerufen wurde der Tag von den Vereinten Nationen (UN).

Aktion „Bienen weg. Regale leer“
Wie wäre es einzukaufen, wenn es keine Bienen mehr gibt? Das zeigte die Supermarktkette „Penny“ in Langenhagen bei Hannover am 18. Mai. Alle Bienen-Produkte wurden aus den Regalen geräumt. Verblüfft standen die Kunden vor fast leeren Regalen: Rund 60 Prozent des Angebots fehlten - etwa 1.600 von 2.500 Produkten. Die Aktion „Bienen weg. Regale leer.“ war eine Kooperation des Discounters, Naturschutzbunds und des niedersächsischen Umweltministeriums.

Welche Produkte fehlen ohne Bienen?
Dass es keinen Honig mehr geben würde, ist klar. Und natürlich Obst- sowie Gemüsesorten. Aber auch Fertiggerichte, Tiefkühlkost, Säfte, Kaffee, Kakao, Schokolade, Gewürze, mariniertes Fleisch und auch Pflegeprodukte würden ohne Bienen fehlen. In Tiefkühl-Pizza stecken beispielsweise Öle, etwa aus Sonnenblumen, die bestäubt werden müssen. Pflanzliche Inhaltsstoffe, wie Shea-Butter oder Zitrusfrüchte sind in Deos, Cremes und Spülungen enthalten. In Babykost sind auch pflanzliche Inhalte, wie Öle, Obst sowie Gemüse drin. Und Gummibärchen sind mit Bienenwachs beschichtet, um das Aneinanderkleben zu verhindern. Auch de meiste Kleidung gäbe es nicht mehr, denn Baumwolle muss auch von Bienen bestäubt werden.

Gründe für das Bienensterben
Pestizide wie Glyphosat, fehlende blühende Ackerrandstreifen und Brachflächen in der industriellen Landwirtschaft, sehen Experten Gründe für das Bienensterben. Eine neue Richtung möchte die Bundesregierung mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz einschlagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte in einer Bundestagsdebatte vom 16. Mai 2018: "Bienen stehen pars pro toto für das, was wir unter Artenvielfalt verstehen.“

BIENENSTERBEN Ist die Biene in Gefahr?
Die Biene ist in der politischen Diskussion angekommen. Sie gilt als bedroht. Zum Glück erfahren die Summer viel Unterstützung. Bloß weiß niemand so richtig, was genau der Biene eigentlich zusetzt.
18. Mai 2018 BIENEN

Junge Imker: Mit Instagram gegen das Bienensterben


Panorama

Am Sonntag ist der erste Weltbienentag. Bild: Gerd Ullinger
Es gibt immer mehr junge Imker. In sozialen Netzwerken dokumentieren sie ihr ungewöhnliches Hobby – und sagen dem Bienensterben so den Kampf an. VON SABRINA LERETZ
Das Foto zeigt einen Mann im Schutzanzug, der eine Wachsplatte voller Bienen in die Kamera hält. Er grinst durch den Gesichtsschutz in die Kamera. "Bienenmartin bei der Arbeit" steht unter dem Foto. "Bienenmartin" – das ist Martin Isenmann, 31 Jahre alt, aus dem Schwarzwald. Isenmann ist einer von über 2000 Jungimkern in Deutschland. Tendenz steigend.
Längst ist Imkern nicht mehr nur ein Hobby für Rentner. Imkern ist unter jungen Leuten zum Trend geworden. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Vor zehn Jahren hatte der Deutsche Imkerbund (DIB) noch 1119 Mitglieder unter 18 Jahren. Mittlerweile sind es schon 2008. Dabei sind die bayerischen Jugendlichen Spitzenreiter im bundesweiten Vergleich: 524 junge Bayern unter 18 Jahren haben sich der Imkerei verschrieben. "Seit 2007 erleben wir einen regelrechten Boom", sagt Petra Friedrich, Sprecherin des DIB. Es vergehe fast kein Tag, an dem das Thema Bienen in der Öffentlichkeit nicht präsent sei. Und der Trend ziehe auch junge Leute an. Täglich erreichten den Verband Anfragen von Schulen. "Kinder und Jugendliche sind Bienen gegenüber wahnsinnig aufgeschlossen."
Zwar seien die Jungimker im Vergleich zu den insgesamt fast 130.000 Imkern in Deutschland ein verschwindend geringer Teil. Aber junge Imker seien besonders im Internet aktiv. "Und sie sind untereinander sehr gut vernetzt."
Auch "Bienenmartin" zeigt seine Leidenschaft im Internet. Im sozialen Netzwerk Instagram dokumentiert er seine tägliche Arbeit. Mit den Fotos wolle er vor allem jüngere Menschen für selbstgemachten Honig und das Bienensterben begeistern, sagt er. Und das fruchtet: „Früher waren Imker vor allem Rentner“, sagt er. „Mittlerweile bin ich mit meinen jungen Jahren keine Seltenheit mehr.“
Der 31-Jährige aus dem Schwarzwald bekam mit acht Jahren von seinem Onkel ein Bienenvolk geschenkt. Seitdem hat ihn die Imkerei nicht mehr losgelassen. Vor kurzem machte er sein Hobby zum Beruf: Im Nebengewerbe verkauft er Honig, Kerzen und Gin aus Honig. In den sozialen Netzwerken ist er bei weitem nicht der einzige Jungimker. Etliche Nutzer wie die "imkernerds" teilen ihr Hobby mit ihren Followern – und das ziemlich erfolgreich. Die "imkernerds" beispielsweise haben mehr als 3000 Abonnenten. Täglich laden sie Fotos von den Fortschritten und Früchten ihrer Arbeit hoch: volle Waben, Honiggläser, Wachs.
Auch zwei befreundete Jungimker aus dem Allgäu dokumentieren ihr Hobby auf Instagram. Unter dem Pseudonym "allgau_honey_farms" zeigen die beiden 20-Jährigen Fotos von ihren Bienen, den Bienenstöcken und dem gewonnenen Honig. "Es ist wichtig, Leuten zu zeigen, dass Bienen nicht nur fliegende kleine Tiere mit Stachel sind", schreiben sie unter eines der Fotos. "Unsere Freunde und Familie waren ziemlich beeindruckt, wie freundlich die Bienen waren!"
DIB-Sprecherin Petra Friedrich ist sich sicher: Soziale Netzwerke sind ein guter Kanal, um junge Leute für das Bienensterben zu sensiblisieren. Dazu helfe auch der Weltbienentag, der dieses Jahr am 20. Mai zum ersten Mal stattfindet. Der DIB habe sich stark für den Tag eingesetzt. Laut Friedrich ist der Tag eine Chance, Leute dafür zu sensibilisieren, was jeder Einzelne konkret zum Kampf gegen das Bienensterben beitragen kann.
"Das Problem ist das monotone Nahrungsangebot im Sommer", sagt Friedrich. Für die Bienen bedeute das eine Mangelernährung. Nicht nur in der Landwirtschaft gebe es kaum Flächen mit abwechslungsreichen Planzen. Auch in Gärten fehle es an Vielfalt.
Statt Kiesflächen und kurz geschnittenem Rasen sollten Gartenbesitzer besser auf blühende Beete oder Kräutergärten setzen. Chemische Pflanzenschutzmittel seien ein absolutes Tabu für den heimischen Garten.
17. Mai 2018 Weltbienentag am Sonntag

Ohne Bienen keine Kirschen



Allein in Deutschland gelten 55 Prozent der fast 600 Wildbienenarten als gefährdet. Bild: Patrick Pleul (dpa)
Summ, summ, summ, Bienchen summ' herum - oder eben nicht mehr. Viele Bienenarten sind gefährdet. Das hat nicht nur Folgen für die Natur. Auch wir sind auf die Bienen angewiesen.
Wie das mit den Bienchen und den Blümchen funktioniert, lernen Kinder in der Schule. Viele Pflanzen sind auf die Bestäubung angewiesen. "Ohne Bienen gibt es keine Kirschen", sagt der Göttinger Agrarökologie-Professor Teja Tscharntke.
Wie wichtig die Bienen sind, demonstrierte gerade ein Supermarkt in Hannover. Er räumte für einen Tag alle Produkte aus den Regalen, die es ohne die fleißigen Insekten nicht gäbe. Das Ergebnis: Rund 60 Prozent der 2500 Artikel mussten nach Angaben des Unternehmens weichen.
Wir brauchen die Biene - darauf will auch der Weltbienentag am 20. Mai aufmerksam machen, den die Vereinten Nationen in diesem Jahr zum ersten Mal ausgerufen haben. Denn die Lage der Bienen ist ernst. "Viele sind seit Jahren gefährdet, einige bereits ausgestorben", sagt Gerlind Lehmann, Professorin für Evolutionäre Ökologie an der Berliner Humboldt Universität. Allein in Deutschland gelten 55 Prozent der fast 600 Wildbienenarten als gefährdet.
Vom Bienensterben ist in den Medien oft zu lesen. "Der Begriff ist ein stückweit irreführend", sagt der Bienenexperte Till-David Schade vom Naturschutzbund (Nabu), der an der Supermarkt-Aktion beteiligt war. "Viel treffender wäre Rückgang oder Schwund." Und das gilt auch nur für die Wildbienen. Bei den gezüchteten Honigbienen steigt die Zahl der Völker in Deutschland seit einigen Jahren wieder, weil mehr Menschen Spaß am Imkern haben. Etwa 870 000 Völker schwirren nach Angaben des Deutschen Imkerbundes hierzulande herum.
Nicht alle Ursachen für den Schwund der Wildbienen und vieler anderer Insekten seien erforscht, sagt Lehmann. Einen großen Anteil hat nach Ansicht von Wissenschaftlern und Umweltschützern die industrielle Landwirtschaft mit ihren großen Acker- und Weideflächen. Diese raube den Bienen Lebensraum und Nahrungsquellen. Pestizide machen ihnen ebenfalls den Garaus.
Paradoxerweise sind die Bienen die besten Helfer der Bauern. 75 Prozent der rund 150 wichtigsten Nutzpflanzen auf der Welt profitierten von ihrer Bestäubung, sagt Tscharntke. "Die Samen sind meist vitaler und größer." Und das treffe auch auf Pflanzen zu, die sich überwiegend selbst bestäuben könnten.
Bei einem Versuch in einer großen Kirschbauregion in Kassel haben Tscharntke und seine Mitarbeiter festgestellt, dass bei einer guten Bestäubung durch Wildbienen der Ertrag um 50 Prozent höher ausfallen kann. Umwickele man den Ast eines Kirschbaumes dagegen mit Gaze, so dass gar keine Bienen an die Blüten gelangten, bildeten sich dort keine Kirschen, sagt Tscharntke. Die Bienen seien die wichtigsten blütenbestäubenden Insekten.
Zur Mandelblüte lassen die Farmer in Kalifornien jedes Jahr Imker mit ihren Bienen in Scharen anreisen. Im deutschen Obstanbau sei das noch nicht so weit verbreitet, sagt Tscharntke. Noch wichtiger wäre es, in den Anbaugebieten Lebensräume für Wildbienen zu schaffen. "Die Wildbienen sind viel effizientere Bestäuber als die Honigbienen." Die Honigbiene krabbelt auf derselben Pflanze von einer Blüte zur anderen, die Wildbienen fliegen öfter zwischen den Pflanzen hin und her. Das bringt unter anderem mehr Genaustausch.
Doch gerade die Wildbienen leiden am meisten darunter, wenn die Landwirte ihre Felder mit Pestiziden besprühen. "Die Honigbienen können das besser kompensieren, weil sie in größeren Völkern leben, und sie haben den Imker, der ihnen hilft", sagt der Neurobiologe Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin. Er hat sich fast sein ganzes Forscherleben mit Bienen und Hummeln beschäftigt. "Wildbienen leben eher versteckt. Deshalb fallen sie nicht auf", sagt er. "Die Honigbienen sind die, die die Aufmerksamkeit bekommen."
Deshalb fürchtet der Verbraucher gleich um sein Honigbrot, wenn es ums Bienensterben geht. Die Sorge um "Biene Maja" hat auch der Handel für sich entdeckt. Supermarktketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit Produkten aus bienenfreundlichem Anbau, geben Geld für Bienenschutz-Projekte oder legen selbst Blühstreifen um ihre Lager und Filialen an.
Nabu-Experte Schade ist jedoch skeptisch, ob solche Aktionen immer etwas bringen. "Neben hochbewirtschaften Flächen kann ein Blühstreifen zur Todesfalle werden." Dieser ziehe viele Insekten an, und wenn der Bauer das Feld nebenan spritze, gingen diese zugrunde. Trotzdem kann jeder zum Bienenschutz beitragen - beim Einkauf. "Wir beeinflussen mit unserem täglichen Konsum, wie unsere Landschaft aussieht", sagt Schade und empfiehlt: besser Bio als konventionell. Unser Lebensstil hat dazu beitragen, dass sich die Verhältnisse zum Teil umkehren. Das Land ist für manche Tierarten nicht mehr der ideale Lebensraum. "Es gibt Beobachtungen, dass Honigbienen in der Stadt mehr Nahrung finden als auf dem Land", sagt der Oldenburger Biologie-Professor Dirk Albach. "Das ist für Wildbienen noch nicht nachgewiesen." Ein deutsch-niederländisches Forschungsprojekt der Universität Oldenburg und der VHL Fachhochschule Leeuwarden will dazu in diesem und nächsten Jahr mehr Erkenntnisse sammeln.
Etwa 30 Kästen mit Hummeln haben die Wissenschaftler in beiden Ländern aufgestellt, auf dem Land und in der Stadt. Über mehrere Wochen sollen Schüler diese beobachten. "Sie führen eine Strichliste, wie oft die Hummeln ein- und ausfliegen und schreiben auf, ob sie Pollen an den Beinen haben", sagt Sine Ulukaya, die ein Volk beim Bremer Tierschutzverein betreut. Gleichzeitig registrieren Sensoren jedes ein- und ausfliegende Tier. Vor und nach dem Projekt wiegen die Wissenschaftler die Hummel-Kästen, um zu sehen wie sich das Volk entwickelt. Die Beobachtungen der Schüler wollen die Experten 2020 auf einem Symposium diskutieren. "Das sind keine wissenschaftlichen Ergebnisse", gibt Albach zu. "Aber sie liefern Hinweise." Zum Beispiel darauf, in welcher Umgebung sich Hummeln besonders wohl fühlen. (dpa)
15. Mai 2018 EXTRA:

WELTTAG DER BIENEN


Ubi apis, ibi salus.
Wo Bienen sind, dort ist Gesundheit.
altrömisches Sprichwort

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat eine Resolution verabschiedet, die den 20. Mai zum Weltbienen-Tag erklärt.
Jedes Jahr, in diesem Jahr dem Pfingstsonntag, wird die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Bedeutung der Bienenhaltung und anderer Bestäuber gelenkt.
Die Menschen werden an die Bedeutung der Bienen für das Ganze erinnert und aufgefordert, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu erhalten und zu schützen. Die Resolution wurde von 115 UN-Mitgliedstaaten, einschließlich der USA, Kanada, China, der Russischen Föderation, Indien, Brasilien, Argentinien, Australien und aller europäischen Mitgliedstaaten der Union angenommen.

VERLUST DER ÄHNLICHKEIT
Man sagt ein Schnäpschen. insofern Es kräftig ist. hat jeder gern.
Ganz anders denkt das Volk der Bienen,
Der Süffel ist verhaßt bei ihnen,
Sein Wohlgeruch tut ihnen weh.
Sie trinken nichts wie Blütentee,
Und wenn wer kommt, der Schnäpse trank,
Gleich ziehen sie den Stachel blank.
Letzthin hat einem Bienenstöcke!
Der brave alte Schneider Böckel,
Der nicht mehr nüchtern in der Tat, Aus Neubegierde sich genaht.
Sofort von einem regen Leben Sieht Meister Böckel sich umgeben.
Es dringen giftgetränkte Pfeile in seine nackten Körperteile,
Ja manche selbst durch die nur lose Und leicht gewirkte Sommerhose,
Besonders, weil sie stramm gespannt.
Zum Glück ist Böckel kriegsgewandt.
Er zieht sich kämpfend wie ein Held Zurück ins hohe Erbsenfeld.
Hier hat er Zeit, an vielen Stellen Des Leibes merklich anzuschwellen,
Und als er wiederum erscheint, erkennt ihn kaum sein bester Freund.
Natürlich, denn bei solchem Streit verliert man seine Ähnlichkeit

Wilhelm Busch (1832 - 1908)
11. Mai 2018 Schutz oder Show?

Supermärkte machen sich stark gegen Bienensterben


Wirtschaft

Supermarktketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit speziellen Produkten aus bienenfreundlichem Anbau. Bild: Frank Rumpenhorst (dpa)
Der Handel bläst zum Schutz der Bienen. Mit Produkten und Aktionen wollen Supermärkte auf das Insektensterben aufmerksam machen - und Kunden gewinnen. Denn gerade der Bienenschutz liegt im Trend. Ein weiteres Beispiel für "Greenwashing"? Das massenhafte Sterben von Insekten und insbesondere Wildbienen ist längst auch ein Thema für den Einzelhandel. Supermarktketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit speziellen Produkten aus bienenfreundlichem Anbau oder verteilen Saatgut an ihre Kunden. Zuletzt machte Aldi Süd mit einer solchen Aktion auf sich aufmerksam. Seit wenigen Tagen verkauft der Discounter in seinen Filialen etwa Insektenhotels oder bienenfreundliche Beetpflanzen, wie das Unternehmen mitteilte. Zudem spendet Aldi Süd für jede verkaufte Tüte Frucht- und Kräuterbonbons mit Honig vom deutschen Imkerverbund fünf Cent an den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND).
"Bienenfreundliche Produkte spielen eine zunehmend größere Rolle in unserem Sortiment", teilte auch Konkurrent Lidl auf Anfrage mit. Gemeinsam mit der Universität Hohenheim sei unter anderem das Blumensortiment für 2018 auf ein "überdurchschnittliches Nektarangebot" hin überprüft worden. "Diese Pflanzen werden für die Kunden gut sichtbar gekennzeichnet", hieß es weiter.
Doch was bringen solche Aktionen tatsächlich dem Schutz der nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF rund 550 Wildbienenarten in Deutschland, von denen ein großer Teil bedroht ist? "Das ist nicht nur "Greenwashing"", findet der Referent für Naturschutz, Albert Wotke. "Es wird Aufmerksamkeit auf den Schutz von Bienen, Insekten und auch Wildbienen gelenkt, und es wird auch etwas getan. Das begrüßen wir sehr."
So engagiert sich Edeka schon seit mehreren Jahren beim vom WWF ins Leben gerufenen Projekt "Landwirtschaft für Artenvielfalt", das sich um einen neuen Naturschutzstandard für den Biolandbau bemüht. Produkte, die aus diesem Projekt stammten, würden auch in Edeka-Märkten verkauft, teilte das Unternehmen mit.
Auch das Engagement der anderen Ketten geht über das Sortiment hinaus: Aldi Süd und die Rewe-Gruppe etwa unterstützen regionale Vereine und Landwirte bei dem Aufbau unter anderem von Blühflächen, von denen neben den Bienen auch andere bedrohte Insektenarten profitieren.
Experten sehen in einer solchen Zusammenarbeit zwischen Handel und Verbänden kein Problem, im Gegenteil. "Dann ist das nicht nur Werbung, sondern dann kommt auch Fachkompetenz dazu", sagte Christoph Otten, Bienenforscher beim rheinland-pfälzischen Dienstleistungszentrum in Mayen.
Fraglich sei, was das Engagement wirklich bewirke. "Ein Samentütchen für den Balkon wird die Welt nicht verändern", meint Otten. "Höchstens in der Summe." Das sieht Wotke ähnlich: "Man muss bei den Aktivitäten natürlich immer im Einzelnen schauen, ob das Sinn macht." Aber er freue sich sehr, dass das Thema inzwischen in breitere Gesellschaftsschichten vorgedrungen sei.
Beim Thema Bienensterben warnt Forscher Otten vor Missverständnissen. "Bienensterben muss man zunächst definieren und differenzieren." So sieht der Experte bei den Honigbienen nur ein geringes Problem: "Die Zahl der Tiere nimmt zu, die Zahl der Imker auch." Schwierig sei die Situation bei Wildbienen. "Da gibt es häufig eine Spezialisierung auf bestimmte Pflanzenarten, auf die die Tiere dann angewiesen sind. Und wenn diese Blütenpflanzen plötzlich verschwinden, wird es problematisch." (dpa)
27. April 2018 SWP: Region

Imker erleben verrückten Frühling




Biene auf einer Löwenzahnblüte. Derzeit hält die Natur für die fleißigen Nektarsammlerinnen ein reichhaltiges Angebot bereit. Fast zu viel auf einmal. © Foto: Wacker
Derzeit blüht alles gleichzeitig. Zum Leidwesen der Imker, denn ihre Völker sind noch nicht stark genug, um die üppige Tracht zu nutzen.
Der Wintereinbruch im März hat die Natur ausgebremst. Jetzt gibt sie Vollgas: Begünstigt durch die milde Witterung der letzten Tage blüht es nicht nur überall, sondern alles auch noch gleichzeitig: Kirsche, Birnen und Apfel stehen in voller Blüte. Selbst die Rapsfelder auf der Alb werden schon gelb.
Imker sind darüber nicht glück¬lich. Schließlich hat eine Wärmeperiode im Januar und die Frostperiode vor Ostern Mitte März auch die Entwicklung ihrer Bienenvölker gebremst. Die warmen Tage im Januar hatte die Königinnen im März in vorzeitige Frühlingsgefühle versetzt. In der Folge legten die Stockmütter verstärkt Eier. Als es dann wieder kalt wurde, mussten die Bienen die wachsende Brut wärmen und verbrauchten entsprechend viel Energie. „Starke Völker stecken das weg. Schwächere können damit durchaus Probleme bekommen“, erläutert Imker Hans Zehrer aus Hausen. Auf der Alb bei Böhmenkirch hat Zehrers Kollege Dr. Uwe Wacker, Lehrwart beim Bezirksbienenzuchtverein Alb-Lautertal, Ähnliches beobachtet: „Die Winterbienen opfern sich da auf für ihre Brut.“
Die frostigen Wochen vor Ostern hatten den umgekehrten ¬Effekt: Die Königinnen legten nicht (mehr). Wenn die Natur jetzt explodiert, kommen die Völker nicht hinterher, weil sie noch zu schwach sind, um das üppige Trachtangebot auch effektiv zu nutzen. Bis die Bienen aus ihrer Wintertraube mit rund 10 000 Bienen zur vollen Volksstärke von 30 000 bis 40 000 Arbeiterinnen pro Stock angewachsen sind, dauert es mindestens sechs Wochen (siehe Info). Dann könnte es schon zu spät sein, weil alles schon wieder verblüht ist. Hoffnung bleibt nur noch beim Raps, der durch seine nachwachsenden Seitentriebe länger blüht als das Streuobst. Eine reiche Ernte an Blütenhonig wie vergangenes Jahr, als Imker neben der Obstblüte noch Wiesentracht und Waldhonig schleudern konnten, wird es heuer wohl nicht geben.
Ob das auch Auswirkungen auf die Streuobsternte haben wird, bleibt abzuwarten. Leser haben sich bei der GZ schon beklagt, dass sie auf ihren in voller Pracht blühenden Kirsch- und Birnbäumen keine einzige Biene entdeckt haben. „Keine Sorge. Die waren schon längst da“, beruhigt Wacker. „Bienen fliegen die Blüte schon an, wenn sie noch gar nicht richtig offen ist.“ Wacker rät daher, sich die Bäume in ein, zwei Wochen nochmal anzuschauen. Dann müssten die erste Fruchtansätze zu erkennen sein. Nicht zu viel und nicht zu wenig
Um die kalte Jahreszeit zu überleben, ziehen sich die Bienen zu einer Wintertraube zusammen und wärmen sich durch das Zittern ihrer Flugmuskulatur gegenseitig. Dabei werden Bienen aus dem kühlen Außenbereich der Wintertraube immer wieder von den aufgewärmten Bienen im Innenbereich abgelöst. So übersteht ein Volk selbst zweistellige Minusgrade.
Das verbraucht aber Energie. Deshalb darf das Volk nicht zu groß sein, weil es sonst wegen der begrenzten Futtervorräte zu verhungern droht. Auf der anderen Seite dürfen es nicht zu wenige Bienen sein, weil dann nicht genügend Masse vorhanden ist, um die fürs Überleben benötigte Temperatur von 30 Grad Celsius nicht konstant gehalten werden kann.
18. April 2018 Welche Pflanzen gut für Bienen sind

Walderlebniszentrum widmet den Insekten eine Ausstellung


(them)
Wer noch nie von der gelbbindigen Furchenbiene gehört hat, ist damit vermutlich nicht alleine – und doch ist die Art eine kleine Berühmtheit. Denn sie ist Wildbiene des Jahres 2018. Mehr über das Tier können Besucher im Waldpavillon des Walderlebniszentrums Roggenburg erfahren. Dort wurde kürzlich eine Ausstellung über Bienen eröffnet, Initiator ist Thorben Maier aus Crailsheim (Landkreis Schwäbisch Gmünd). Der 18-Jährige absolviert ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Kloster Roggenburg und ist seit seinem elften Lebensjahr Hobbyimker. Mit seinem Wissen konzipierte er die Ausstellung.
Dazu gehört zum Beispiel die Bienenkönigin, welche die Besucher auf einem Schild am Eingang begrüßt und durch die Ausstellung begleitet. Kinder und Erwachsene können verschiedene, vor allem im Wald lebende Wildbienenarten entdecken, die auf Infotafeln vorgestellt werden. Maier zeigt außerdem in einem selbst gedrehten Video, wie ein Bienenstich vonstattengeht und warum der Stachel einer Biene eigentlich stecken bleibt. Auch über den Imker, seine Instrumente und den Honig wird informiert.
Zuletzt möchte der Hobbyimker den Menschen mit Wissenswertem über Pflanzen zeigen, was sie selbst tun können, um zum Schutz der Biene beizutragen. Denn durch Monokulturen in der Landwirtschaft sei das Insekt in seiner Existenz bedroht. Das betont auch der Vorsitzende des Imkerverbands im Landkreis NeuUlm, Walter Burger. „Bildlich gesprochen würden sich ohne die Bienen unsere Mahlzeiten auf zwei Stück am Tag reduzieren“, sagt er. „Denn 40 Prozent der blühenden Nutzpflanzen müssen von Bienen bestäubt werden, um zu wachsen.“
Blütenvielfalt im eigenen Garten helfe den Bienen, insbesondere Pflanzen wie Lavendel, Stiefmütterchen oder die Sonnenblume. Viele der Sorten seien aber so gezüchtet, dass sie den Bienen nichts bringen – denn sie finden darin kein Futter mehr. Burger empfiehlt, beim Kauf nach den Pflanzen zu fragen, die den Bienen Nahrung bieten.
Die Ausstellung ist bis zum 23. September täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Infor mationen unter kloster roggenburg.de.
16. April 2018 SWP: Natur

Direkte Einblicke ins Bienenleben




Thorben Maier hat ein Faible für Bienen . © Foto: Patrick Fauß
Vor dem Waldpavillon in Roggenburg summen und brummen geschäftige Arbeitsbienen. „Bienen“ heißt die neue Ausstellung im dortigen Walderlebniszentrums (WEZ). Thorben Maier, 18 Jahre alt und selbst Imker, hat sie mit WEZ-Leiter Albin Huber organisiert. Als Projekt im Rahmen seines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ). „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Wildbienenarten in Deutschland gibt“, nennt Meier eine Erkenntnis, die er bei der Arbeit an der Schau gewonnen hat. 574 Wildbienenarten sind es. Sie leben in verschiedensten Biotopen.
Anders als die vom Menschen gezüchtete Honigbiene bilden die Wildbienen meist keine Kolonien, sondern leben allein. Honigbienenarten gibt es in Deutschland dagegen nur etwa vier. Ein vergleichsweise kleines Bienenvolk mit 10.000 bis 15 000 Exemplaren können Besucher im Schau-Bienenstock neben dem Pavillon beobachten: Kleine Fenster ermöglichen Einblicke in den wuseligen Bienenalltag. Die Bienen seien friedlich und stellen normalerweise keine Gefahr dar.
Falls Besucher erfahren wollen, wie es ist, von einer Biene gestochen zu werden, klärt ein Film im Pavillon darüber auf. Maier hat sich zwei Mal piksen lassen und das Ergebnis in einem Kurzfilm festgehalten. Daneben bieten zahlreiche Schautafeln Infos über Leben oder Körperbau der Bienen. Und halten erstaunliche Erkenntnisse über die Insekten bereit. Wer hätte etwa gedacht, dass ein Bienenvolk rein rechnerisch drei Mal um die Welt fliegen muss, um Nektar für 500 Gramm Honig zusammenzutragen?
Info Die Ausstellung läuft sechs Monate. Der Waldpavillon ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
21. März 2018 Natur

Imker in Sorge: Eiseskälte setzt Honigbienen zu


Bayern

Imker sorgen sich um ihre Bienen: die späten Minusgrade machen den Bienenvölkern zu schaffen.
Bild: Gerd Ullinger (Archiv)
Imker sorgen sich im ihre Bienen: Weil die Völker nun schon im Brutmodus sind, machen ihnen die späten Minusgrade nun doch zu schaffen.
Von Lea Thies
Viele Imker sind derzeit in Sorge, ob ihre Honigbienen den Winter überstehen werden. Der späte Wintereinbruch setzt ihren Tieren zu, weil der Anti-Kältetrick nun nicht mehr funktioniert. Zwar können die Imker wegen der Minusgrade die Beuten gerade nicht öffnen, dennoch wissen sie, welche Dramen sich darin momentan abspielen könnten.
Bienenvölker könnten verhungern oder erfrieren
Einige Völker drohen jetzt durch den späten Kälteeinbruch zu verhungern oder zu erfrieren, befürchten der Augsburger Bienensachverständige Andreas Stiel und Eckard Radke, Präsident des Landesverbandes Bayerischer Imker. Der Würzburger Bienenforscher Jürgen Tautz, der die derzeitigen Sorgen der Imker auch in seinem Buch "Die Honigfabrik" (Gütersloher Verlagshaus) beschreibt, erklärt das Problem im Gespräch mit unserer Redaktion: Sobald die Tage wieder länger werden, schaltet das Bienenvolk vom Winter- auf den Brutmodus um. Dann löst sich die Wintertraube auf, zu der sich die Bienen formiert hatten, um vor den eisigen Temperaturen geschützt zu sein. "Einmal aufgelöst, bilden die Tiere sie nicht wieder", erklärt Tautz. Daher kann ihnen der Frost nun mehr anhaben. So schützen sich Insekten 1 / 5 Zurück Vorwärts
• Bei den Hummeln und Wespen überleben nur die Jung-Königinnen. Die der Hummeln vergraben sich meist den Winter über im Boden. Wespen verstecken sich zum Beispiel in Mauerlöchern, Rindenspalten, Holzstapeln oder Moos. (dpa)
• Insekten sind wechselwarme Tiere, ihre Körpertemperatur schwankt. Im Winter greifen sie auf Tricks zurück:
• Zitronenfalter scheiden ein natürliches Sekret aus, das als Frostschutzmittel dient und sie Temperaturen von bis zu minus 20 Grad überstehen lässt, sagt Josef Reichholf, Honorarprofessor an der Technischen Universität München.
• Marienkäfer kuscheln sich im Winter gern in größeren Gruppen zusammen.
• Ameisen verziehen sich in ihrem Nest tiefer in den Boden unter dem Hügel, dort ist es wärmer. Sie bewegen sich dann so wenig wie möglich. Erst wenn die Temperaturen steigen, werden die Tiere wieder munter.
• Bei den Hummeln und Wespen überleben nur die Jung-Königinnen. Die der Hummeln vergraben sich meist den Winter über im Boden. Wespen verstecken sich zum Beispiel in Mauerlöchern, Rindenspalten, Holzstapeln oder Moos. (dpa)
• Insekten sind wechselwarme Tiere, ihre Körpertemperatur schwankt. Im Winter greifen sie auf Tricks zurück:
Hinzu kommt, dass die Königin bereits mit der Eiablage begonnen hat. Die Heizerbienen versuchen nun die Waben zu wärmen, indem sie ihre Flugmuskulatur vibrieren lassen. Da die zu beheizende Fläche durch die Eiablage rasant wächst, kostet das die Bienen noch mehr Energie und Futter. Sogenannte Tankstellenbienen krabbeln umher und füttern die Heizerbienen.
Imker können die Bienenkästen kaum gegen Kälte schützen
Gibt es jedoch nicht genug Nahrung oder sind die Temperaturen zu niedrig, beginnt ein Teufelskreis. Die Tankstellenbienen können die Heizerinnen nur mit Nahrung versorgen, wenn im Stock mindesten zehn Grad Celsius herrschen. "Darunter werden sie träge", sagt Tautz und kalten, festen Honig können sie nicht aufnehmen. Keine Wärme, keine Nahrung, keine Heizleistung. Unter vier Grad erfrieren Bienen.
Das Fatale für die Imker: Bei Minusgraden können sie nicht einfach die Beute öffnen und nachfüttern. "Wenn der Imker das Problem merkt, ist es schon zu spät", sagt Tautz, der gerade daran forscht, wie Bienenkästen besser gegen Kälte geschützt werden können. Sie mit Styropor zu dämmen, sei keine Lösung, weil dann die Feuchtigkeit zu hoch sei und sich Schimmel bilde. "In Kanada stellen Imker mehrere Schichten Strohballen um ihre Kästen", sagt Stiel. Aber der Aufwand lohne sich hierzulande nicht. Stiel: "Im Moment können wir leider nur abwarten und zuschauen." Radke drückt es so aus: "Da hilft nur beten, zum Himmel schauen und hoffen, dass es bald besser wird."
14. März 2018 SWP: Umwelt

Ein gutes Honigjahr im Kreis Neu-Ulm


Kreis Neu-Ulm

Foto: /dpa © Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Das neue Ehrenmitglied Hermann Lattoch. © Foto: Matthias Sauter

Imker-Kreisvorsitzender Walter Burger bei seiner Rede. © Foto: Matthias Sauter
Bienenseuchen und Schädlinge beschäftigen den Kreisverband der Imker Neu-Ulm.
Der Imker Kreisverband Neu-Ulm hat in seiner diesjährigen Versammlung im Attenhofener Gasthof Neumaiers Hirsch auf ein gutes Honigjahr 2017 zurückgeblickt. „Zuvor mussten wir mit drei eher mageren Jahren kämpfen“, sagte der Kreisvorsitzende Walter Burger. Die Kehrseite der Medaille sei allerdings, dass dieses „hervorragende Lebensmittel zu Schleuderpreisen verramscht“ werde. Burger stellte dar, dass die Leistung der Bienen und der Imker nicht an dem Honigpreis im Supermarkt gemessen werde dürfe. „Spitzenqualität verdient einen Spitzenpreis“, forderte der Kreisvorsitzende.
Der 71-Jährige berichtete von zahlreichen Aktivitäten im vergangenen Jahr: So veranstalteten die Imker wieder einen theoretischen Anfängerkurs, der mit 52 Teilnehmern ausgebucht war. Es gab Ablegerkurse und Honigseminare. Im Fokus stand laut Burger auch wieder die Nachwuchsarbeit: Im Bereich des Bezirksverbands nahmen 225 Interessenten an einer Probeimker-Ausbildung teil. Als „äußerst wichtigen Punkt“ bezeichnete der Vorsitzende des 350 Mitglieder starken Verbandes die Meldepflicht der Bienenhaltung. „Jede Bienenhaltung ist eine Tierhaltung und meldepflichtig beim Veterinäramt des Kreises.“ Dies gelte auch für Imker, die nicht in Vereinen organisiert seien.
Asiatische Hornisse
Der Bienensachverständige Wolfgang Högerle informierte über anzeigepflichtige Bienenkrankheiten. Etwa die amerikanische Faulbrut, die durch verwahrloste Bienenstände, ausländische Honige oder durch unsachgemäßen Umgang mit bebrüteten Drohnenbrutwaben verursacht werde. Ein Schädling sei die asiatische Hornisse: Sie wurde 2004 zum ersten Mal in Bordeaux gesichtet und breitete sich in den Folgejahren in weiten Teilen Südeuropas aus.
„Diese Hornissenart braucht ab Juli massiv proteinhaltige Nahrung und verschlingt deshalb bis zu 1000 Flugbienen pro Tag“, erläuterte Högerle. Die westliche Honigbiene kenne keinen Abwehrmechanismus gegen die asiatische Hornisse, auch Maßnahmen der Imker zur Abwehr seien gescheitert. „Hier kommen heiße Zeiten auf uns zu“, sagte Högerle.
Im Bienenjahr 2017 habe es hohe Überwinterungsverluste von 15 bis 20 Prozent gegeben, dagegen sei die Sommerernte sehr gut gewesen. Die Varroamilbe habe zum Saisonende wenig Probleme bereitet, zu einem Anstieg der Milbenzahl kam es nach Aussage von Högerle im September und Oktober. Künftig könne der Parasit mit Lithiumchlorid bekämpft werden, jedoch stünden die Forschungen noch am Anfang. „Die Dauer bis zur etwaigen Zulassung wird wohl zwei bis fünf Jahre betragen.“ Er bat die Imker, keine Selbstversuche durchzuführen, da es sich um einen Arzneimittelverstoß handele.
Neues Ehrenmitglied des Kreisverbands ist Hermann Lattoch. Er wurde in der Versammlung für seine Verdienste als langjähriger Vereinsvorsitzender, Nachwuchsausbilder und stellvertretender Vorsitzender im Kreisverband ausgezeichnet. Vorsitzender des Kreisverbands bleibt in den kommenden beiden Jahren Walter Burger, sein neuer Stellvertreter ist Gerhard Wildner aus Nersingen. Foto: /dpa © Foto: Julian Stratenschulte/dpa
19. Januar 2018 SWP: BIENEN

Bis zum Medikament dauert es noch Jahre




Dr. Bettina Ziegelmann hat über die Erforschung der Varroa-Milbe promoviert. Die anerkannte Kapazität ist selbst Imkerin. © Foto: privat
Lithiumchlorid könnte für Imker den Durchbruch beim Kampf gegen die Varroa-Milbe bedeuten.
Für Imker ist es mehr als ein Lichtblick am Horizont. Die entdeckte Wirkung von Lithiumchlorid bei der Bekämpfung der Varroa-Milbe könnte für die Bienen ebenso wichtig sein wie die Entdeckung des Penicillins für den Menschen. Die GZ hat die, bei der Erforschung federführend mitwirkende Biologin, Dr. Bettina Ziegelmann (34) von der Universität Hohenheim zu Chancen und Risiken des Wirkstoffs befragt.
Fau Ziegelmann, ist mit Lithiumchlorid (LiCl) der Durchbruch im Kampf gegen die Varroa-Milbe gelungen?
Ziegelmann: Um wirklich von einem Durchbruch zu sprechen, ist es noch zu früh. Wir haben mit Lithiumchlorid zwar einen ganz neuen Wirkstoff und vor allem eine neue Wirkweise entdeckt, ob wir daraus aber tatsächlich ein marktreifes Produkt entwickeln können, wird sich erst noch zeigen.
Was sind die Vorteile von LiCl gegenüber den derzeitigen Behandlungsmethoden?>
Ein klarer Vorteil ist die schnelle, systemische Wirkweise über das Bienenblut und die damit verbundene Witterungsunabhängigkeit.
LiCl wirkt nur bei auf Bienen sitzenden Milben, aber nicht bis in die Brut. Dort kann sich der Parasit weiter vermehren. Beim Einsatz bei der, in Veröffentlichungen erwähnten, Auffütterung mit Zuckerwasser im Spätsommer gibt es immer noch viel Brut in den Völkern. Imker müssen demnach künftig auch weitere Mittel verwenden, wie zum Beispiel Ameisensäure.
Es ist richtig, dass LiCl nur auf die aufsitzenden Milben wirkt. Um die Milben in der Brut abzutöten, müsste man also warten, bis diese beim Schlupf der Jungbienen aus den Zellen herauskommen. Durch eine Auffütterung könnte man diese Milben dann zwar früher oder später auch erreichen, allerdings möchten wir eine Anreicherung in den Futtervorräten und eine mögliche Verschleppung in den Honig grundsätzlich vermeiden. Daher arbeiten wir derzeit an alternativen Verabreichungsformen.
Sie haben die Wirkung von LiCL bislang nur im Labor und an brutfreien Bienen untersucht. Lassen sich daraus wirklich Rückschlüsse auf ganze Völker ziehen?
Tatsächlich ist es schwierig, Ergebnisse vom Labor auf Völker im Freiland zu übertragen. Daher muss man schrittweise vorgehen. So haben wir in Anlehnung an die Laborversuche zunächst an brutfreien Völkern getestet. Die nächsten Versuche sollen dann unter noch praxisnaheren Bedingungen an brütenden Völkern durchgeführt werden.
Chemische Mittel wie Perizin stehen im Verruf, Rückstände im Wachs zu bilden. Bei LiCl soll das den Forschungsergebnissen zufolge nicht der Fall sein.
Rückstände im Wachs sind tatsächlich ein großes Problem, aufgrund seiner chemischen Eigenschaften ist das bei LiCl aber nicht zu erwarten.
LiCl ist sehr gut wasserlöslich - und Honig hygroskopisch. Wie kann man da Rückstände verhindern? Zumal Bienen im Frühjahr ihr Winterfutter erfahrungsgemäß in den Honigraum umtragen.
Rückstände im Winterfutter und auch im Honig wären zwar möglich, sind aber selbstverständlich nicht erwünscht. Wir arbeiten daher an Sprüh- und Träufelverfahren, die eine Anreicherung im Futter von vornherein vermeiden sollen, da die verabreichten Mengen auf diese Weise von den Bienen direkt aufgenommen und nicht eingelagert werden.

Wie lange forschen Sie schon an der Wirkung von LiCl?
Die Versuche mit unserem Partner Dr. Stefan Hannus von der Firma siTools, die uns zu unserer Entdeckung brachten, begannen bereits vor über vier Jahren. Dank der Förderung unseres Projekts durch die Bayerische Forschungsstiftung konnten wir unsere Untersuchungen intensivieren und forschen nun seit 2016 mit ganzer Energie an diesem Thema.

Wie lange wird es dauern, bis ein Mittel auf den Markt kommt.
Wir schätzen, dass noch gut zwei Jahre Forschung und Weiterentwicklung notwendig sind, bevor an eine Zulassung gedacht werden kann. Solch ein Verfahren würde dann wohl nochmal dieselbe Zeit in Anspruch nehmen>

Bis dahin bleibt also alles beim Alten für den Imker?
Leider ja. Da ich selbst Imkerin bin, hätte ich mich natürlich auch sehr darüber gefreut, wenn bald ein neues Medikament zur Verfügung stehen würde. Ich sehe in unserer Entdeckung aber durchaus das Potential für ein effektives Mittel im Kampf gegen die Varroa-Milbe.
18. Januar 2018 SWP: Natur

Blühende Beute für Bienen und Biogasanlagen




An der Roth hat Walter Burger die durchwachsene Silphie bereits gepflanzt. © Foto: Foto: Privat
Richtig satt gelb leuchtet der aus Nordamerika stammende Korbblüter im Sommer. Er wird bis zu drei Meter hoch und ist mehrjährig. Walter Burger, der Vorsitzende der Imker im Kreisverband Neu-Ulm, ist davon überzeugt, dass er als Energiepflanze eine echte Chance als Alternative zum überhand nehmenden Maisanbau verdient.
Deswegen hat er das Projekt „Blühende Energie“ gestartet und baut auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen und dem Landkreis. Erste positive Rückmeldungen innerhalb kürzester Zeit geben ihm neuen Ansporn für nächste Schritte.
Zur Deckung des wachsenden Energiebedarfs kommen neben Wind, Wasser und Sonne immer mehr nachwachsende Rohstofflieferanten auf Pflanzenbasis zum Einsatz, etwa Mais und Getreide. Auch im Landkreis Neu-Ulm seien in den Jahren 2006 bis 2016 zusätzliche 2000 Hektar bis dahin anderweitig genutzte Flächen für den Maisanbau umgewandelt worden. Mehr Bodenbearbeitung, erhöhter Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, als Folge davon Artenschwund, Verlust der biologischen Vielfalt bis hin zur Grundwasserkontamination seien die Folge. Die größten Verlierer bei diesen Anbaumethoden: Bestäubungsinsekten und da wiederum die Bienen. Der Mensch zerstöre nach und nach ihre Überlebenschancen.

Blühende Energieinseln
Mit solch deutlichen Worten hat Walter Burger in einem Brief an die 17 Kommunen des Landkreises darauf hingewiesen, dass es Zeit wird, umzudenken. Der Kreisimkerverband will dabei helfen: Er plant und finanziert für die nächsten Jahre zumindest anteilig blühende Energieinseln, die auch den Bienen Nahrung liefern. Dazu soll die durchwachsene Silphie „im sonst grünen Ozean“ gepflanzt werden.
Die Kommunen hat Burger gebeten, Flächen zur Verfügung zu stellen, Imker werden werden die Pflanzen ausbringen. „So können wir kostengünstiger arbeiten“, sagt er. Schon in der ersten Januarwoche hatte Burger aus fast allen Kommunen Antwort. Von einigen kamen gleich Vorschläge für geeignete Grundstücke, etwa aus Illertissen. Auch aus den südlichsten Gemeinden des Landkreises kommen teilweise positive Signale. Osterbergs Bürgermeister Rainer Schmalle etwa denkt an geeignete Ausgleichsflächen und will mit dem Bauernverband Gespräche führen. Kellmünz hingegen wird einem Projekt des Landkreises folgen und Wildblumen aussäen lassen auf Flächen, die vorübergehend genutzt werden können, bevor sie später zum Gewerbegebiet werden.
Auf Erfolge als Energielieferer hin geprüft wird die durchwachsene Silphie beispielsweise bei Forschungsprojekten im Technologie- und Förderzentrum des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing. Zwar sei es noch aufwändig, durch Setzlinge einen Bestand aufzubauen, heißt es dort in einer Veröffentlichung. Doch die Pflanze verspreche einen hohen Ertrag sowie auf lange Sicht arbeitswirtschaftliche und ökologische Vorteile.

Hohes Ertragspotenzial
Biogas Forum Bayern, eine Plattform zum Wissenstransfer für die landwirtschaftliche Biogasproduktion in Bayern, bestätigt der durchwachsenen Silphie ebenfalls ein hohes Ertragspotenzial. Mit Mais könne sie zwar nur bedingt mithalten, interessant sei sie jedoch bei langjähriger Nutzung, heißt es in einem Artikel. Die „Becherpflanze“, wie Silphium perfoliatum auch genannt wird, will Burger ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Er hofft auf Nachahmungseffekt. So hätten schließlich auch die blühenden Ränder an Straßen, Verkehrsinseln, kleinen Randflächen zugenommen. Alles ein leckerer Nahrungscocktail für Bienen und andere Insekten.
Für die Finanzierung des Projekts können die Imker im Kreis Neu-Ulm Rückvergütungen des Landesverbands, Zuwendungen des Freistaats Bayern, sowie Unterstützung von der Josef-Kränzle-Stiftung einplanen. „Ich hoffe auch auf einen Zuschuss des Landkreises“, sagt Burger zuversichtlich. So soll möglichst noch in diesem Jahr an mehreren Stellen im Kreis Neu-Ulm gepflanzt werden, damit die ersten Blüten bald Bienen, Hummeln und Co anlocken.

Zunehmendes Interesse an Nutzung als Energiepflanze
Korbblütler Die durchwachsene Silphie kommt aus der Familie der Korbblütler, ist mehrjährig, hat gelbe Blüten und erreicht eine Wuchshöhe von zwei bis drei Metern. Sie besitzt vierkantige Stängel und mittelgrüne, am Rand gezahnte Blätter. Blattpaare bilden eine Art von Becher, in denen sich Tau- und Regenwasser sammelt. So passt sie sich auch an trockene Standorte an. Sie gilt als Bienenweide und wird auch als Energiepflanze immer interessanter, weil sie eine hohe Biogasausbeute hat.
Kostenfaktor Die bei der Pflanzung relativ hohen Kosten stellen bisher noch eine Barriere im Anbau dar. Nach sieben bis acht Jahren haben sich die Anbaukosten für Landwirte, die sie als Energiepflanzen kultivieren, amortisiert, sagt Imker Walter Burger. Wer zunächst Mais und durchwachsene Silphie gemeinsam anbaue, habe weniger Ertragsausfall.
Bienen Im Kreisverband Neu-Ulm des Landesverbands sind von 330 Imkern derzeit rund 2100 Bienenvölker gemeldet.
16. Januar 2018 Landkreis

Imker stehen Wundermittel skeptisch gegenüber




Die Imker aus der Region stehen dem Lithiumchlorid noch skeptisch gegenüber. Bild: Julian Leitenstorfer
Lithiumchlorid soll gegen Varroa-Milbe wirken. Was Bienenzüchter aus der Region davon halten. Von Felicitas Macketanz
Es wäre ein Durchbruch gegen die Varroa-Milben: Lithiumchlorid. Wie berichtet, soll das Mittel, das als Wunderwaffe bezeichnet wird, die für Bienen schädlichen Varroa-Milben töten – und zwar derart wirksam, dass die Parasiten komplett vernichtet werden. Einige Imker aus dem Landkreis Neu-Ulm stehen dem Lithiumchlorid, welches in der Psychiatrie gegen Manien und Depressionen eingesetzt wird, bisher aber eher skeptisch gegenüber.
„Ich kenne den Stoff überhaupt nicht. Was die Varroa-Milbe angeht, habe ich schon so tolle Sachen gehört, die dann stillschweigend wieder verschwunden sind“, sagt der Vorsitzende der Imker im Kreisverband Neu-Ulm, Walter Burger. Die Wirksamkeit des Mittels bleibe abzuwarten, sagt er. Zumal es jetzt so medienwirksam inszeniert worden sei. Dennoch: „Das wäre das, was wir uns alle wünschen.“ Denn laut Burger sind nahezu alle Bienen von den Varroa-Milben befallen. „Die Milben saugen das Bienenblut. Die Biene wird dadurch geschwächt und die Parasiten können auch Krankheiten übertragen.“ Beschädigt eine Varroa-Milbe bereits die Brut der Insekten, können sich Burger zufolge daraus missgebildete Bienen – etwa mit verkürztem Hinterleib oder verstümmelten Flügelchen – entwickeln. „Vor 35 oder 40 Jahren wurde die Varroa-Milbe bei uns aus dem asiatischen Raum eingeschleppt“, erklärt der Kreisverbandschef. Innerhalb weniger Jahre habe sich der Parasit über ganz Europa ausgebreitet. Burger nutzt derzeit Ameisen- und Oxalsäure, um seine Bienenvölker von den Blutsaugern weitestgehend zu befreien. Mit diesen biologischen Mitteln könne man zwar die Anzahl der Parasiten reduzieren, sie aber nicht auf Null senken.
Daneben gebe es noch die Möglichkeit, die befallene Brut dem Volk zu entnehmen. Aber auch mit dieser „mechanischen Methode“, wie Burger es nennt, könne nur bedingt Abhilfe geschaffen werden. Zumal ein Bienenvolk genügend Insekten benötige, um Vorräte in den Stock transportieren und die Brut pflegen zu können.
Auch der Ritzisrieder Imker Christian Mayer ist sich der Wirkung von Lithiumchlorid, welches frühestens in einem Jahr auf dem Markt eingesetzt werden könnte, unsicher. „Wir warten schon seit mehr als 20 Jahren auf ein Mittel gegen die Milben“, sagt er.
Mayer besitzt rund 100 Bienenvölker und setzt bisher darauf, die Drohnenbrut – also vereinfacht gesagt die befallenen männlichen Nachkommen – zu vernichten. Da die Entwicklung von der Larve zum Drohn länger dauere, als die zur Arbeiterin, habe auch die Milbe mehr Zeit, sich zu vermehren. „Aber das Vernichten ist eine ethische Frage und nicht für jeden schön.“ Außerdem müsse immer der richtige Zeitpunkt abgepasst werden, das sei aufwendig. Denn pro Monat verdoppeln sich die Parasiten laut Mayer.
Imker Robert Feuerstein aus Elchingen ist ebenfalls zurückhaltend gestimmt, was die neue Wunderwaffe angeht. „Es scheint nebenwirkungsfrei zu sein, aber ob das in der Praxis so ist, weiß man noch nicht“, sagt er. Hinzukomme, dass die Bienen nicht nur wegen der Varroa-Milben sterben. Verschiedene Faktoren seien der Grund, warum es in Deutschland nur noch 700000 Bienenvölker gibt – Anfang des 20. Jahrhunderts seien es zwei Millionen gewesen. Mangelernährung sei eine Ursache des Bienensterbens.
Im Moment schwirren die Insekten übrigens noch nicht aus: Erst ab zehn Grad würden sie fliegen.
14. Januar 2018 FORSCHUNG

Bienensterben: Imker hoffen auf neues Varroa-Mittel


Wissenschaft

Varroa-Milben töten jährlich allein in Deutschland zehntausende Honigbienen und deren Larven. Bild: Uli Deck, dpa (Symbolbild)
Imker setzen große Hoffnung in Lithiumchlorid, das den Bienenschädling tötet. Doch neben der Varroa-Milbe lauern am Rhein und in Süditalien schon die nächsten Feinde ihrer Bienen. VON LEA THIES
Es ist nicht das erste Mal, dass der Kollege Zufall mitforscht. Das Penicillin wäre ohne ihn vermutlich erst später entdeckt worden. Ebenso die Röntgenstrahlung. Zwei für die Medizin bahnbrechende Fortschritte. Für Imker wäre das nun entdeckte Varroa-Mittel ähnlich bedeutsam. Forscher hatten nämlich herausgefunden, dass Lithiumchlorid (LiCl) die für Bienen gefährliche Varroa-Milbe tötet. Bisher gibt es nichts vergleichbar Wirksames gegen die Milbenepidemie. Lithium wird in der Psychiatrie sonst gegen Manien und Depressionen verwendet.
Jährlich sterben zehntausende Bienenvölker an Varroa
„Das klingt ja fast zu schön, um wahr zu sein“, dachte sich Andreas Stiel, Zweiter Vorsitzender des Kreisvereins Imker Augsburg Stadt, zuerst, als er von dem neuen Forschungsergebnis hörte. Da er aber als Bienensachverständiger viel Kontakt mit der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim hat, weiß er um die hohe Qualität der Forschungsarbeit dort und setzt nun große Hoffnungen in das neue Mittel Lithiumchlorid, das jetzt schon als Wunderwaffe gegen Varroa gilt. „Bis so etwas auf den Markt kommt, dauert es ein bis zwei Jahre“, vermutet Stiel.
Jedes Jahr sterben allein in Deutschland zehntausende Bienenvölker an Varroa. Die vor Jahren aus Asien eingewanderten Parasiten legen ihre Eier in die Brutzellen der Honigbienen, sodass die geschlüpften Milben die heranwachsenden Insekten ansaugen. So gelangen lebensgefährliche Viren in die Bienen. Die Varroa-Behandlung ihrer Völker gehört für viele Imker zum Pflichtprogramm vor der Winterpause. Die meisten verwenden laut Andreas Stiel organische Mittel wie Ameisen-, Oxal- oder Milchsäure. Allerdings sind diese Behandlungsmethoden kein Garant dafür, dass alle Milben in einem Volk sterben. Und sie bedeuten zudem Stress für die Bienen. „Es kommt vor, dass Königinnen dabei sterben. Das ist eine Katastrophe für ein Bienenvolk vor dem Winter“, erklärt Stiel. Ohne Behandlung hätte das Volk aber gar keine Chance gegen die Milben.
Diese Feinde der heimischen Bienen sind bereits im Anflug
Stiel hat sich die auf Englisch geschriebene Forschungsarbeit durchgelesen. Seine Meinung: „Wenn das in der Praxis wirklich funktioniert, wäre das ein bahnbrechender Erfolg im Kampf gegen Varroa.“ Besonders interessant findet er, dass „LiCl“ gefüttert werden könne, den Bienen nicht schade und die Milbensterberate bei 100 Prozent liege.
Die Sorgen der Imker wären mit dem neuen Mittel aber nicht Geschichte. Zwei neue schlimme Bienenfeinde sind im Anflug. Die Asiatische Hornisse hat sich von Portugal aus schon bis zur Rheinebene ausgebreitet und der Kleine Beutenkäfer treibt bereits in Süditalien sein Unwesen. Gegen ihn gibt es laut Stiel hierzulande bislang kein Mittel. Daher appelliert er an Imker: „Bitte keine Völker im Ausland kaufen. Sonst kommt der Käfer noch schneller zu uns.“

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Mähen gegen das Insektensterben
13. Januar 2018 ALTENSTADT

Neue Projekte gegen das Insektensterben




In Altenstadt soll etwas gegen das Insektensterben getan werden.Bild: Matthias Balk, dpa
Mehr Pflanzen sind in Altenstadt geplant. Was es damit auf sich hat. VON FELICITAS MACKETANZ Illertissen tut viel für das Image, eine Bienenstadt zu sein: es gibt einen Bienenweg sowie ein Bienenmuseum und für dieses gab es sogar einige Preise. Nun könnte auch Altenstadt nachziehen. Zumindest, was das Engagement für das Insekt angeht.
Wie berichtet, möchte der Imker-Kreisverband Neu-Ulm mit der Aktion „Blühende Energie“ dem Artenschwund und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenwirken – und zwar mit einer Alternative zum Maisanbau. Und auch der Landkreis macht sich für Insekten mit dem Projekt „Blühende Landschaft durch artenreiche Wildblumenwiesen“ stark.
Deshalb hatte sich vor Kurzem auch Michael Angerer vom Fachbereich Naturschutz und Landschaftsplanung an die Altenstadter Markträte gewandt, genauso wie Walter Burger vom Kreisverband Imker Neu-Ulm mit seinem Projekt „Blühende Energie“. Burger sucht nach eigener Aussage Musterflächen für die Mais-Alternative Silphie und bittet die Gemeinde, das Imker-Projekt durch kostengünstige Flächenbereitstellung zu fördern. Angerers Anliegen: Wildblumenmischungen auf Teilflächen der Gemeinde ansäen. In Altenstadt gebe es geeignete Plätze dafür. „Konkret sollen dabei neue Lebensräume für Insekten geschaffen und bestehende aufgewertet werden, indem Saatgut mit Wildblumen ausgebracht wird“, heißt es in Angerers Schreiben an die Räte und den Bürgermeister. Denn die Mischung aus einjährigen und mehrjährigen Pflanzen böten laut Angerer Rückzugsräume und Futterquellen für Nahrungspflanzen und Insekten. Nach Aussage von Angerer könnten die Wildblumen bis zu fünf Jahre ohne Pflege auf der Fläche bleiben, schon wenige Meter breite Grünstreifen böten einen Platz für Wildblumen.
Bürgermeister Wolfgang Höß – selbst Imker – begrüßte die Schreiben in der Marktgemeinderatssitzung. Laut Höß sollte die Gemeinde auch auf die Pächter landwirtschaftlicher Flächen zugehen und fragen, ob dort eventuell eines der Projekte umgesetzt werden könnte. Seine Rechnung klingt einfach: Dadurch werde weniger Diesel für die Acker verfahren. Marktrat Roman Kolb (Freie Wählergemeinschaft) stimmte dem Bürgermeister zu. „Mit ein paar kleinen Flächen kommen wir zu keinem Ziel.“ Die Räte möchten nun weitere Details klären.
6. Januar 2018 Landkreis

Gelbe Blüten sollen Mais-Wälder ersetzen




Nahe der Roth hat der Weißenhorner Walter Burger die durchwachsene Silphie angepflanzt. Trotz häufiger Überschwemmungen gehe es ihr gut, sagt er. Bild: Burger
Mono-Kulturen machen den Bienen das Leben schwer. Der Imkerverband will mit der Silphie neue Wege gehen. Von Willi Baur
Mit der Aktion „Blühende Energie“ will der Imker-Kreisverband Neu-Ulm dem Artenschwund und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenwirken. Das Projekt geht weit über das Anlegen von Blumeninseln hinaus. Vielmehr wollen die Bienenzüchter in Zusammenarbeit mit den Kommunen Alternativen zum Maisanbau für die Bioenergie propagieren. „Die gibt es“, sagt der Kreisvorsitzende Walter Burger. Drei oder vier kennt der Weißenhorner, am meisten Pflanzenmasse für die Verarbeitung in Biogasanlagen verspreche allerdings die durchwachsene Silphie.
Das wird inzwischen bei verschiedenen Forschungsprojekten untersucht, unter anderem vom Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing. Demnach verspricht der leuchtend gelbe Korbblütler neben einem hohen Ertragspotenzial auch ökologische Vorteile. Einen hohen Erosions- und Gewässerschutz etwa, resultierend aus der intensiven Durchwurzelung und einer nahezu ganzjährigen Bodenbedeckung. Da den Wissenschaftlern zufolge nur im ersten Anbaujahr Pflanzenschutz und Bodenbearbeitung notwendig sind, werde die Umwelt geschont. Im Boden lebende Organismen könnten sich entwickeln, der Humus sich kontinuierlich aufbauen. Landwirte sparten Arbeit.
Forscher und Praktiker betonen allerdings unisono: Wegen der höheren Etablierungskosten rechnet sich ein Einsatz der Pflanze nur bei einer langjährigen Nutzung. Dafür sei die Silphie prädestiniert. Zehn bis 15 Jahre gelten als gesichert, der Diepertshofer Landwirt Josef Mack geht sogar von einem deutlich längeren Ertragszeitraum aus.
Mack experimentiert bereits mit der Mais-Alternative, hat sie im Vorjahr erstmals ausgesät. Für die Silphie hat er keine exklusiven Standorte vorgesehen. Vielmehr soll sie sich im Sommer zwischen den Mais-Flächen entwickeln, mit einem Anteil von 15 Prozent etwa.
Auf rund 20 Prozent schätzt Josef Mack den verminderten Ertrag bei der Silphie. Gleichwohl sei sie interessant, weil ab dem zweiten Jahr keine Spritzmittel mehr eingesetzt werden müssten. „Im Zusammenhang mit unserem Wasserschutzgebiet ist das schon ein wichtiger Aspekt“, sagt der Landwirt.
Auch der Pfaffenhofer Andreas Wöhrle hat sich nach eigener Aussage bereits mit dem Thema beschäftigt. Weniger mit Blick auf seinen eigenen Betrieb, der auf die Aufzucht von Ferkeln spezialisiert ist, sondern als Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband. „Wir werden ja sehr wohl mit der öffentlichen Wahrnehmung konfrontiert“, weiß Wöhrle um die vielfältige Kritik an dem wachsenden Mais-Anteil nicht nur in den regionalen Fluren. Die durchwachsene Silphie als Alternative sei deshalb „ein hoch interessanter Ansatz“. Zumal sie viel Grünmasse liefere und schön blühe.
Imker Walter Burger betont zudem: „Sie blüht nicht nur schön, sondern auch lang.“ Von Mitte Juli etwa bis Mitte September liefere die Pflanze den Bienen ein vielfältiges Pollenangebot. „Mithin in einer Zeit, wo für sie sonst wenig zu holen ist.“ Gerade im Spätsommer bräuchten die Insekten Nahrhaftes für die Brut. Die in der Not gesammelten Maispollen jedenfalls führen Burger zufolge bei den Bienenvölkern zu Mangelernährung und deutlich reduzierter Resistenz gegen Krankheiten. „Auch solche, die von der Varroamilbe übertragen werden, die eben in dieser Zeit unterwegs ist“, fügt er hinzu.
Zwar gebe es für den Rückgang der Bienenpopulation noch weitere Ursachen, den hohen Flächenverbrauch für Verkehr und Siedlungen zum Beispiel, „aber die Nahrungsgrundlage ist zweifellos ein wichtiger Faktor“. Unabhängig von den Gründen sei der Schwund indes dramatisch, beklagt Burger. Seine Aufzeichnungen zeigen: Mitte der 1970er-Jahre betreuten die Mitglieder des Imkervereins Weißenhorn rund 1300 Bienenvölker, nun sind es noch maximal 250. Ähnliche Zahlen kennt der Kreisvorsitzende für den Raum Illertissen. Bei den Imkern selbst gebe es dagegen keine Nachwuchssorgen: „Das Interesse ist groß, die Anfängerkurse sind voll.“
Das Problem liegt anderswo. „Wir brauchen mehr Flächen“, sagt Burger. Mit seinem Vorstoß bei den Kommunen will der Imker-Kreisverband einen ersten Schritt versuchen. Mit der Bereitstellung von Flächen für die durchwachsene Silphie soll der Nutzen für alle demonstriert werden: nachhaltige Energieerzeugung und Lebensraum für Insekten quasi im Verbund. „Ziel unserer Aktion sind deshalb nicht großflächige kommunale Blumen-Beete, sondern regelrecht blühende Energie-Inseln, insgesamt vielleicht mit einer Gesamtfläche von 5000 Quadratmetern“, macht Burger deutlich.
Und er freut sich über erste positive Reaktionen. Von der Stadt Illertissen unter anderem, die sogar zwei denkbare Standorte angeregt habe, ebenso vom Klimaschutzbündnis Roth/Leibi. Dort hat Pfaffenhofens Bürgermeister Josef Walz mit langer Imker-Tradition in der Verwandtschaft die Aktion spontan begrüßt: „Gegensteuern ist das Gebot der Stunde“, sagt er.
29. Dezrmber 2017 Ulm

Mähen gegen das Insektensterben




Eine Hummel sitzt auf einem blühenden Löwenzahn. Durch anders gemähte Wiesen soll in Ulm nicht nur Gras wachsen. Das soll den Lebensraum von Insekten erhalten. Bild: Symbolfoto: Tim Brakemeier, dpa
Die Stadt Ulm hat 50.000 Euro für die Pflege von Wiesen vorgesehen. Naturschützer haben einen Vorschlag, wie mit dem Geld Arten geschützt werden können. Von Sebastian Mayr
Das Insektensterben hat in den vergangenen Monaten nicht nur Umweltschützer alarmiert. Geht es nach dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sollen die Kommunen mithelfen, diese Entwicklung aufzuhalten. Einen Schritt auf diesem Weg ist die Stadt Ulm bereits gegangen. Der Gemeinderat hat im Haushalt 50000 Euro für die Pflege von Wiesenflächen im kommenden Jahr eingeplant. Martin Denoix, Vorsitzender des BUND-Kreisverbands Ulm, hat eine genaue Vorstellung, wie das Geld eingesetzt werden soll. Ein Großteil werde wohl für den Abtransport von Mähgut benötigt.
Die Naturschützer machen eine einfache Rechnung auf. Wenn Flächen gedüngt werden, wächst das Gras fetter. Dann werden seltenere Pflanzen verdrängt. Dadurch fehlt den Insekten die Nahrung und weil die Insekten weniger werden, bekommen die Vögel Probleme. „Wir sehen das Insektensterben als Artensterben an und für sich“, sagt Ulrich Müller, der Regionalvorsitzende des BUND Donau-Iller. Denn die Insekten seien eigentlich die stabilste Gruppe der Lebenwesen.

Durch eine neue Mäh-Methode sollen mehr Hummeln und Heuschrecken überleben
Damit die Wiesen nicht zu stark gedüngt werden, sollen sie seltener und anders gemäht werden, sagt Müller. Derzeit werden aus Kostengründen meistens Mulcher eingesetzt. Dabei wird das Gras häufig und kurz geschnitten, das Mähgut bleibt liegen. Doch durch diese Methode werden die Wiesen gedüngt. Zudem sterben der Umweltschutz-Organisation zufolge bei dieser Art des Mähens wesentlich mehr Schmetterlinge, Hummeln oder Heuschrecken als bei anderen Methoden. Geht es nach den Naturschützern, werden bestimmte Flächen in Ulm in Zukunft viel seltener gemäht, das geschnittene Gras soll dann weggebracht werden.
Das ist aus verschiedenen Gründen teurer. Zum einen, weil derzeit niemand Bedarf an dem Grüngut habe. Zum anderen, weil die Arbeiter nicht all Flächen auf einmal schneiden können, sondern immer zum jeweils richtigen Zeitpunkt kommen müssen. Eine Karte, auf der geeignete Gebiete markiert sind, hat der BUND bereits bei der Stadtverwaltung abgegeben. Zu den Flächen zählen zum Beispiel ein 50 Meter breiter Grasstreifen an der Eberhard-Finck-Straße in der Nähe des Fernbusbahnhofs Böfingen, ein Gebiet im Lehrer Tal und verschiedene parkähnliche Abschnitte in der Stadt. Dort genügt es aus Denoix’ Sicht, das Gras rund um Spiel- und Bolzplätze zu mähen. Dort, wo niemand spiele oder einen Hund spazieren führe, könne man das Gras auch wachsen lassen.

An vielen Orten nimmt die Zahl von Steingärten zu
Die Naturschützer setzen noch weitere Hoffnungen in Ulm und andere Städte und Gemeinden. Die Kommunen verpachten Flächen an Landwirte. Das könnte in Zukunft mit Auflagen verbunden werden, schlagen die Umweltschützer vor. Zum Beispiel könne man Bauern vorschreiben, einen zwei Meter breiten Streifen am Rand der Äcker und Wiesen von Dünger und Pestiziden freizuhalten, damit dort Pflanzen blühen können. Ulrich Müller will die Landwirte auch direkt bitten, etwas weniger genau zu sein und Randstreifen zum Schutz der Umwelt nicht zu düngen und nicht flächendeckend zu mähen.
Unter der Federführung des BUND ist ein Aktionsbündnis gegründet worden, das gegen das Artensterben kämpfen und dabei Kommunen und Landwirte ins Boot holen will. Doch auch Privatleute könnten sich einbringen, fordern die Umweltschützer. Denoix berichtet, er sei erst vor kurzem im Lehrer Tal spazieren gegangen und regelrecht erschrocken: sogenannte Steingärten nähmen dort immer stärker zu. Vorgärten würden mit Schotter statt mit Pflanzen gefüllt.

Umweltschützer wollen Bürger aufmerksam machen
Diese Gärten seien aber nur auf den ersten Blick pflegeleichter. Auf Dauer nehme Unkraut dort überhand, die Steingärten wirkten ungepflegt, sagt Müller. Denoix ergänzt: „Wir mühen uns ab, dass Flachdächer begrünt werden und dann entstehen Kiesflächen vor den Häusern. Das ist doch paradox.“
Die Umweltaktivisten überlegen, im kommenden Jahr Info-Flugblätter in Haushalten zu verteilen – und vielleicht sogar zu klingeln, wo Steingärten besonders auffällig und häufig sind. Denn mit den richtigen Pflanzen könne der Lebensraum für Tiere erhalten werden und das Klima im Kleinen verbessern: Im Schatten eines Baumes können die Temperaturen der Umweltschutz-Organisation zufolge vier bis sechs Grad niedriger sein als in einem Schottergarten.
28. Oktober 2017 VERSAMMLUNG

Imker-Vorsitzender tritt aus Protest zurück




Hubert Polzer und Rudolf Fliegel (von links) sind bei der Jahresversammlung des Imkervereins für 40-jährige Mitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel samt Urkunde ausgezeichnet worden. Rechts der bisherige Vereinschef Walter Burger. Bild: Baur
Walter Burger hat sich mit Bürgermeister Fendt gestritten. Der Verein macht sich zudem um die Bienen Sorgen VON WILLI BAUR
Walter Burger, seit 2008 Vorsitzender des Imkervereins Weißenhorn, ist bei der Jahresversammlung überraschend zurückgetreten. „Aus persönlichen Gründen“, wie er den Mitgliedern erläuterte. Konkreter Anlass war ein ganz aktueller Zoff mit der Stadtverwaltung, speziell mit Bürgermeister Wolfgang Fendt. Entzündet hatte sich der Streit Burger zufolge tags zuvor an einer Baumfällaktion des Bauhofs auf dem Kindergartengelände in Bubenhausen. Für ihn eine ebenso überraschende wie unvertretbare Tat: „Das waren drei kerngesunde Birken, über zwei Generationen hinweg gewachsen und inzwischen bis zu 15 Metern hoch“, kritisierte der Hobby-Imker und stellte fest: „Die Bedeutung von Bäumen für das Klima und als Lebensraum für die Tier- und Kleintierwelt ist doch bekannt.“
Natürlich habe er deshalb beim Bürgermeister unverzüglich protestiert, so Burger weiter. Mit wenig Erfolg. „Laut Herrn Fendt waren die Bäume zu hoch, zu alt und überdies gefährlich“, sagt der 71-Jährige. Und im Hinblick auf die derzeit laufenden Umbauarbeiten im Kindergartengebäude habe der Bürgermeister zudem mit dem „günstigen Zeitpunkt“ argumentiert. Allerdings waren aus Sicht des aufgebrachten Naturschützers weitere Beweggründe im Spiel. Unter anderem sei das Thema von Anliegern bei der Bürgerversammlung angesprochen worden. Der Tenor: „Die Bäume machen Dreck.“ Ferner war von einer Unterschriftensammlung mit zehn Befürwortern die Rede.
Für ihn sei klar, meinte Walter Burger: „Naturverbundenheit ist für den Bürgermeister ein Fremdwort.“ Und dies sei ja auch bei der Gestaltung des Schloss- wie des Bahnhofplatzes unschwer zu erkennen. „Wenn aber so mit der Natur umgegangen wird, ist für mich ein ehrenamtliches Engagement in dieser Kommune nicht mehr aufrecht zu erhalten“, erklärte der bisherige Vereinschef.
Die Ankündigung seines Rücktritts habe Fendt mit dem Satz kommentiert: „Das ist mir egal.“ Burger: „Ich habe meinen Job immer gern gemacht, aber unter diesen Bedingungen nicht mehr.“ Er versprach den ziemlich schockierten Mitgliedern einen „geordneten Übergang“. Für diesen soll jetzt der Stellvertreter Bernhard Rembold sorgen. „Ich werde ihm die Geschäfte übergeben und ihn in die laufenden Vorgänge einarbeiten“, sagte Burger. Bald will der Vorstand das weitere Verfahren besprechen und auch Neuwahlen ansetzen. Eingangs hat der Vereinschef eine positive Bilanz vorgelegt. So habe er 2008 den Vorsitz bei 43 Mitgliedern übernommen. Inzwischen zähle der mehr als 100 Jahre alte Verein 87 Frauen und Männer.
Die gute Entwicklung resultiert aus einem intensiven Vereinsleben mit regelmäßigen Stammtischen. Dabei werden vor allem Informationen für den Imkeralltag vermittelt. „Damit ist der Verein auf vielfältige Weise als Dienstleister tätig.“ Freilich nicht ohne Sorgen. Leider sei es bislang nicht gelungen, den seit Jahren angestrebten Lehrbienenstand zu realisieren, bedauerte Burger. Gleiches gelte für Imkerpatenschaften, von denen insbesondere Nachwuchsimker profitieren könnten.
Kopfzerbrechen bereitet den Hobby-Imkern aber in erster Linie ein international tätiges Unternehmen, das Bienenvölker zu kommerziellen Zwecken an Interessierte vermietet, mit Standorten auch in der Fuggerstadt. „Vom Ansatz her ist das ja in Ordnung“, meint Walter Burger, „aber eine sachgerechte Pflege der Bienen ist halt auch wichtig.“ Eben daran zweifeln nicht wenige Mitglieder und befürchten deswegen die Übertragung von Krankheiten auf eigene Völker.
17. Oktober 2017 LANDKREIS

Gelb, schön – und extrem giftig




Das Jakobskreuzkraut (oder auch Jakobsgreiskraut) kann bis zu einen Meter hoch werden. Die gelbe Pflanze, die extrem giftig ist, wuchert derzeit in der Region. Unter anderem auf Wiesen bei Reutti (im Bild mit einer Schwebfliege).Bild: Alexander Kaya
Das Jakobskreuzkraut wuchert auf vielen Wiesen im Landkreis Neu-Ulm wie noch nie. Vor allem für Tiere birgt die unscheinbare Pflanze große Gefahren. VON KATHARINA DODEL
Eigentlich kommt die kleine gelbe Pflanze recht unscheinbar daher. Auf einer blühenden Wiese fügt sie sich neben Klee und Margeriten wunderbar in die saftige Landschaft ein – und ist hochgiftig. Das Jakobskreuzkraut wuchert derzeit auf den Feldern im Landkreis nur so vor sich hin und stellt eine echte Gefahr für Mensch und Tier dar. Vor allem Pferde seien dem kleinen Giftpaket oft schutzlos ausgesetzt.
Dieses fühlt sich vor allem an Feldrändern, Ackerbrachen und Wiesen wohl und gilt als recht genügsame Pflanze. Das spüren auch die Landwirte derzeit: Matthias Büchele aus Reutti kämpft seit drei Wochen gegen das Jakobskreuzkraut an und klingt verzweifelt: „Das Zeug wächst hier überall und kein Mittel hilft dagegen, außer die Pflanze mitsamt der Wurzel aus dem Boden zu ziehen.“ Genau das macht der Landwirt derzeit auch: „Vier Hektar habe ich schon hinter mir“, sagt Büchele und ist sich sicher, die Akte Kreuzkraut noch an diesem Wochenende abzuschließen. Die Unterart der Korbblütler ist vor allem wegen der enthaltenen leberschädigenden und krebserregenden Pyrrolizidinalkaloide giftig.
Bernd Kurus-Nägele, Geschäftsführer des Bundes Naturschutz im Landkreis, weiß um die Hartnäckigkeit des Krauts, dem nicht anders zu Leibe gerückt werden kann, als auf die manuelle Art: „Da hilft kein Mähen und kein Spritzen.“ Der Experte glaubt, dass der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung des Bodens ein Grund sind, warum es so sprießt. „Die Bedingungen sind derzeit einfach sehr gut.“
Neu und außergewöhnlich sei das Kreuzkraut hierzulande keinesfalls: „Die Pflanze ist hier heimisch und wächst schon seit jeher an Wegrändern“, sagt Kurus-Nägele, der auf Anhieb 20 weitere hochgiftige Pflanzen aufzählen könne. „Die Verbreitungsquote ist aber außergewöhnlich. In den letzten drei bis vier Jahren hat sich das Greiskraut rasant entwickelt. Übrigens nicht nur bei uns, sondern auch in Nordrhein-Westfalen oder in Niedersachsen.“
Vor allem für Pferde sei die Pflanze gefährlich, da deren Verdauungstrakt die Giftstoffe anders aufnehme als beispielsweise der der Rinder. Vor allem Heu in den Ställen sei dann das Problem: „Darin schmecken die Tiere die Bitterstoffe der Pflanze nicht“, sagt Kurus-Nägele. Auf der Weide mache ein Rind beispielsweise einen Bogen um das Kraut, sobald es einmal davon gegessen hat – zu bitter die giftig-gelbe Pracht. Auch Schafe seien sehr wählerisch und würden vom Kraut, wenn überhaupt, nur einmal kosten.
Und wie sieht’s mit den Bienen aus? Dass diese das Kraut überhaupt erst anfliegen, sei das eigentliche Alarmsignal an alle Bürger, findet der Vorsitzende des Imkereivereins Weißenhorn, Walter Burger. Denn wie Rind und Schaf würden die Honiglieferanten eigentlich einen Bogen um das Kraut fliegen. „Doch in der Not bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das bisschen Nektar aus dem Jakobskreuzkraut zu nehmen.“ Und die herrsche derzeit: „Bienen finden fast keine Nahrung mehr“, sagt Gruber und wendet sich mahnend an jeden Bürger: „Jede Blumenwiese wird abgemäht oder Mais steht drauf – daher finden Bienen nichts mehr.“ Ein Problem dabei sind seiner Meinung nach auch Mähroboter, die das Gras im Garten klein halten und verhindern, dass beispielsweise Weiß-Klee, „die absolute Bienennahrung“, verschwindet. „Das ist fatal für alle Insekten.“
Bei all dem Appell gibt Burger Entwarnung für Honigliebhaber: Denn in der Ernte schlügen sich die giftigen Pyrrolizidinalkaloide nicht durch. „Kreuzkraut hat erst dann Blüte, wenn die Honigerzeugung längst abgeschlossen ist.“ Jedoch verbreiteten Bienen mit jedem kurzen Halt an einer der Blüten die Samen der Korbblütler.
Diese fliegen laut Naturschützer Kurus-Nägele auch ganz von allein über die Wiesen – ähnlich dem Löwenzahn – und landeten auf diese Weise auch auf dem Feld von Landwirt Büchele. Noch 300 Quadratmeter hat er im Kampf gegen das Kraut vor sich. Doch das gelbe Unheil sehe er schon wieder anfliegen: Auf der Nachbarwiese habe er die Pflanze auch entdeckt, „die kann da unbemerkt vor sich hinwachsen“. Büchele hofft, dass viele seiner Berufskollegen ebenfalls auf das Problem Jakobskreuzkraut aufmerksam werden und schnell handeln.
Handeln könne laut Kurus-Nägele auch jeder Spaziergänger, der am Wegesrand die giftige Pflanze entdeckt: „Es lohnt sich, 15 Minuten anzuhalten und das Kraut herauszuziehen, allein das kann eine starke Ausbreitung an der Stelle eindämmen.“
Weil nicht auszuschließen sei, dass schon der Hautkontakt mit dem Stängel giftig ist, rät der Experte dazu, Handschuhe zu tragen, „oder einfach spontan einen Hemdzipfel herzunehmen“. Bauer Büchele hat noch einen weiteren Tipp: „Mit einem flachen Schraubenzieher lässt sich die Pflanze samt Wurzel herausheben.“
Auch Imker Burger appelliert daher an alle Bürger – in Bienen-Mission: „Auf jedem Grundstück sollte ein Stück des Rasens – da reichen zwei, drei Quadratmeter – in Ruhe gelassen werden, dass eine kleine Blumenwiese wachsen kann. So kann allen Insekten schon sehr gut geholfen werden.“ Und auch das gelbe Giftpaket verbreitet sich ein wenig langsamer.
11. Oktober 2017 SWP: Insekten

Was alles für Bienen in Ulm getan wird




Biene im Anflug. © Foto: ©irin-k/Shutterstock.com

Martin Denoix, Vorsitzender des Bezirks-Imkervereins Ulm/Donau, hat das Wildbienenhotel im BUND-Hermannsgarten in Söflingen „eröffnet“. © Foto: Oliver Schulz

Zur Winterfütterung wird eine Tränke mit Zuckerlösung in den Stock gestellt. © Foto: Thomas Hehn
Bienen und ihre Wildformen sind wichtige Bestäuber. Ein paar Beispiele, was alles für sie getan wird in der Stadt: auf dem Münsterplatz, dem Höhenweg, beim Bäcker.
Bienen finden in der Stadt stellenweise mehr Blüten und damit Nektar als in artenarmen Wiesen des Umlandes. Andererseits stellen Imker ihre Bienenstöcke neben Rapsfelder und pachten dazu Ackerrandstreifen. Allein auf Ulmer Gemarkung gibt es einige Rettungsversuche für die bedrohten Honig- und Wildbienen.
Stadthausbienen Auf der Terrasse des Stadthauses am Münsterplatz standen diesen Sommer wieder zwei Bienenstöcke zwischen den bepflanzten Trögen. Die Völker konnten vor Ort Nektar sammeln an Kissenprimeln, Schnittlauchblüten, Wiesenschafgarbe, Lavendel und Kornblumen, zählt Sabine Schwarz nur einige auf. Sie ist zuständig für die Organisation im Stadthaus und weiß deshalb auch, dass ihr Techniker-Kollege und Hobbyimker Franz Nägele bei den Stadthausbienen 34 Kilo Honig geerntet hat. Die 68 Pfund-Gläser waren im Nu verkauft. Auf dem Etikett steht „Stadthaus-Blütenhonig“. Und da die Blütengewächse auf der Terrasse beim Nektarsammeln nebenher bestäubt wurden, haben Helfer später die reifen Samen geerntet und in Tütchen verpackt. Die werden nun verkauft für private Bienenweiden. Inzwischen sind die Völker bereits in ihr Winterquartier nach Dellmensingen gebracht worden.
Winterbienen Wie bereitet ein Imker seine Völker überhaupt auf die kalte Jahreszeit vor? Das hat Martin Denoix kürzlich im Hermannsgarten des BUND den Gästen des Apfelfestes erzählt: Wenn er Ende August sieht, dass die Bienen nicht mehr genug Honig in ihren Waben haben, etwa, weil ein Jungvolk noch nicht so viel Nektar sammeln konnte, dann füttert Denoix einmalig eine Zuckerlösung zu. Bis Ende September sollen die Bienen „eingefüttert“ sein, denn danach bildet jedes Volk um seine Königin eine Winterkugel, um sich bis zum Frühjahr zu wärmen. Im Sommer rechnet der Imker mit 50.000 Bienen pro Volk. Über den Winter sind es meist nur 10.000, weil viele vorher sterben. Denoix: „Der Flugmotor einer Honigbiene ist nach 200 Kilometern verbraucht.“
Wildbienen Insgesamt elf Wildbienenhotels hat die Stadt Ulm von ihren Baubetriebshofmitarbeitern im Grundriss zimmern und an verschiedenen Orten aufstellen lassen: etwa am Ulmer Höhenweg, der vom Eselsberg über Michels- und Safranberg bis Böfingen führt, an der Einsinger Grundschule und oberhalb von Ermingen Richtung Turritellenplatte. Auf dem Gelände der Einsinger Firma Zwick haben die Mitarbeiter in einer „Lernwoche“ selbst Nisthilfen für die Wildbienen gebaut. Solche Hotels sollten wettergeschützt gen Süden stehen. „Stellenweise haben wir die Wildbienenhäuser schon mit gebohrten Hölzern gefüllt“, sagt BUND-Projektleiterin Almut Sattelberger. Demnächst wird noch reifes Schilfröhricht gesammelt, geschnitten, und gebündelt in die Fächer gestopft. Denn auch in diese kleinen Röhren legen die Wildbienen ein Ei mit einem artspezifischen Blütenpollen, deckeln die Kammer mit Lehm ab, legen wieder ein Ei . . . und so weiter, bis die Röhre voll ist. „Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Larven darin überwintern und im Frühjahr alle gleichzeitig schlüpfen“, erklärt Almut Sattelberger. Es gibt über 400 verschiedene Wildbienenarten und die sind eben wegen des Aufzuchtpollens auf unterschiedliche Blüten angewiesen. Fazit: Vor allem in der Nähe von artenreichen Wiesen sind die Bienenhotels komplett ausgebucht.
Pachtbienen Sogar das Liegenschaftsamt der Stadt Ulm ist auf dem Bienentrip: Für ein gutes Dutzend Bienenstöcke haben Imker Gehölzstreifen am Rande landwirtschaftlicher Flächen gepachtet – für eine minimale Gebühr. Und weitere 20 Bienenvölker schwirren von so genannten kleingärtnerischen Flurstücken aus, sagt Mitarbeiterin Johanna Rösch. Meist sage die Stadt zu, wenn Imker anfragen, es dürften bloß keine Spielplätze in der Nähe sein. Am besten geeignet seien natürlich die neuen Blühstreifen der Stadt.
Bäckerbienen Aus rein privater Initiative hat Bäckermeister Marcus Staib vom gleichnamigen Familienunternehmen im Ulmer Norden drei Bienenstöcke mit insgesamt rund 180.000 Insekten neben die Bäckereizentrale gestellt, „um unseren Beitrag dafür zu leisten, dass es wieder mehr Bienen gibt“, sagt Staib. Denn auch die Bäcker seien auf die Arbeit der Bestäuber angewiesen. „Sonst würde es keine so leckeren Produkte aus unserer Backstube mehr geben.“ Beispielsweise Apfelkuchen oder gar Bienenstich mit eigenem Honig oder Brot aus einem speziellen Honigsauerteig. Staib hat aber nur einmal Honig geschleudert (56 Kilo), „weil wir den übrigen Honig den dann noch etwa 10.000 Bienen an Ort und Stelle zum Überwintern lassen“, erklärt der Bäckermeister.

Anfängerkurs Bienenhaltung
Lehrbienenstand Am kommenden Samstag, 14. Oktober, beginnt um 10 Uhr ein Kurs für alle, die sich für die Bienenhaltung interessieren. Er begleitet an voraussichtlich zehn Samstagvormittagen das Bienenjahr und findet am Lehrbienenstand der Ulmer Imker im Kleingartengebiet Lehrer-Tal/Eselsberg statt. Beschildert ist der Zugang am ersten Kurstag ab dem Parkplatz bei der Turnhalle der Multscherschule. Nähere Informationen findet man unter www.imker-ulm.de Ulm / Carolin Stüwe 11.10.2017
30. August 2017 Illertissen

Farbenfrohe Blüten, auf die Insekten fliegen




Sie sorgen für ein farbenfrohes Blütenmeer im Garten: Die Dahlie ist ein Klassiker in vielen Beeten. Einfachblühende und halbgefüllte Sorten bieten Insekten auch im Spätsommer und Herbst Nahrung. Bild: Madeleine Schuster

Weltweit gibt es Tausende Dahliensorten. Das Bild zeigt eine gefüllte Blüte

Erna Wehrfeld und Karl-Heinz Ingber kümmern sich auf der Jungviehweide um die Pflege der Dahliengärten
Im Spätsommerhaben es Bienen schwer, ausreichend Nahrung zu finden. Spät blühende Dahlien kommen gerade recht. Ein Rundgang zeigt, wie vielfältig die Pflanzen sind. Von Madeleine Schuster
Die knallbunten Blüten sind auf der Jungviehweide schon von Weitem zu sehen. In einem zehn auf zehn Meter großen Feld schieben sich rote, gelbe, orange- oder pinkfarbene Blumen in die Höhe – und bringen nicht nur die Besucher der Themengärten ins Schwärmen. Im Sekundentakt fliegen Bienen und Hummeln aus und lassen sich auf den Dahlien nieder. Bis zum ersten Frost blüht die Pflanze in heimischen Gärten und ist für Insekten ein gefundenes Fressen. Im Spätsommer und Herbst haben es Sammelbienen schwer, noch pollen- und nektarreiche Blüten zu finden. Die spät blühenden Dahlien kommen den Tieren da gerade recht. Und die gibt es auf dem Gelände neben der Staudengärtnerei Gaissmayer in Illertissen derzeit in Hülle und Fülle.
Verteilt auf zwei Feldern haben Erna Wehrfeld und Karl-Heinz Ingber dort Dahlien gepflanzt. Die beiden Naturliebhaber sind nicht nur Mitglieder im Illertisser Verein Förderer der Gartenkultur, sondern haben auch die Patenschaft der beiden Themengärten übernommen. Die bepflanzten Felder sollen Besuchern der Jungviehweide zeigen, wie bunt und vielfältig die Welt der Stauden sein kann – und welchen Nutzen sie für Mensch und Natur bieten. „Wir wollen den Leuten etwas mit auf den Weg geben“, sagt Erna Wehrfeld und schwärmt: „Der Umgang mit Blumen besänftigt.“
Seit Mitte Mai steht nun die Dahlienpflege auf dem Programm der beiden Hobbygärtner. Da die Blumen keinen Frost vertragen, werden sie nach den Eisheiligen ausgesetzt – also ab dem 16. Mai. Ausgewählt werden kann aus Tausenden Sorten. „Die meisten Dahlien, die im Umlauf sind, sind allerdings gefüllte Pflanzen“, sagt Staudengärtner Dieter Gaißmayer, der die Gartenpaten auf der Jungviehweide bei Bedarf mit Fachwissen und Tipps versorgt. Auch auf der Jungviehweide sind die gefüllten Sorten gepflanzt: In der Parzelle, die Erna Wehrfeld pflegt, reihen sich Pflanzen mit malerischen Namen wie „Pink Pastelle“ oder „Austria Lace“ aneinander. Viele Insekten tummeln sich dort allerdings nicht. Denn bei den gefüllten Pflanzen wird den Tieren der Zutritt zum Inneren der Blüte verwehrt. Da die Pollen produzierenden Staubblätter in Blütenblätter umgewandelt wurden, schauen die Insekten dort in die Röhre. Anders sieht es da schon auf dem Feld nebenan aus.
Im Themengarten, um den sich Pate Karl-Heinz Ingber kümmert, schwirren Bienen, Hummeln und Co. von Pflanze zu Pflanze. Die Gartenfreunde haben dort eine Art Versuch unternommen. Die in diesem Fall einfachblühenden und halbgefüllten Dahliensorten wurden nicht als Knollen gepflanzt, sondern ausgesät. Das Ergebnis sei eine „Wundertüte“, sagt Ingber. Durch die Bestäubung von Insekten und durch Wind befruchten sich die Dahlien untereinander und bilden dabei neue Blütenformen aus. Welche Farben und Formen entstehen, gleiche einer Lotterie. Für Hummeln, Bienen und andere Insekten halten die einfachblühenden Pflanzen jedenfalls jede Menge Pollen und Nektar bereit. Ein Umstand, den die Gärtner auf eine Idee gebracht hat.
Das Saatgut einiger selbst ausgesäter Sorten wollen die Förderer der Gartenkultur sammeln, trocknen und im März kommenden Jahres auf einem Saatgutmarkt bei der Staudengärtnerei anbieten. „Unser Ziel ist es, ästhetische Sorten in Umlauf zu bringen, die insektenfreundlich sind“, sagt Gaißmayer, der noch einen weiteren Vorteil der bunten Blumen zeigt. Der Staudengärtner zupft ein rosafarbenes Blütenblatt ab und steckt es sich in den Mund. „Was viele nicht wissen: Dahlienblüten kann man essen“, sagt er und schiebt lächelnd hinterher: „Auch wenn diese Sorte vielleicht ein wenig bitter schmeckt.“
In ihrer Heimat Mexiko war die Dahlie laut Deutschem Naturschutzbund schon vor der Ankunft der Europäer eine beliebte Zierpflanze. Vor gut 200 Jahren startete sie dann von Spanien aus auch in Europa ihren Siegeszug. Zwischen 20000 und 30000 Dahliensorten gibt es laut Expertenschätzungen weltweit. Viele davon waren und sind nur eine Zeit lang in Züchtung und verschwinden dann wieder für neue.
Um die 80 Sorten wachsen in den Themengärten auf der Jungviehweide. Bis zu zweit Meter hoch können die „Kraftpakete“ laut Gaißmayer werden. Die Tipps des Experten: „Dahlien brauchen Zuwendung.“ Höhere Sorten sollten mit einem Pflanzstab abgestützt und verwelkte Blüten gleich abgeschnitten werden. Der Standort sollte die meiste Zeit des Tages in der Sonne liegen. Jungen Pflanzen machen vor allem Nacktschnecken zu schaffen. Die Tiere sollten deshalb rechtzeitig aufgesammelt werden.
Wenn der erste Frost einsetzt, wird das Kraut der Dahlien welk und braun. Spätestens dann sollten die Knollen ausgegraben und zum Überwintern eingelagert werden. Im Frühjahr können die Pflanzen dann wieder ausgesetzt werden – und spätestens zur Dahlienblüte geraten Betrachter und Insekten dann wieder ins Schwärmen.
27. Juli 2017 SWP: Naturschutz

Weißenhorn: Unternehmer geben bedrohten Bienen eine Zukunft




Initiator Frank Weiß (Dritter von rechts) mit seinen Mitstreitern aus Firmen- und Behörden auf dem Kühle-Grundstück in Unteregg. © Foto: Claudia Schäfer
Frank Weiß aus Weißenhorn hat eine Bienen-Initiative ins Leben gerufen, um das Überleben der gefährdeten Insekten zu sichern. Viele Unternehmer machen mit.
Der Weißenhorner Frank Weiß macht Firmen zu Bienenbesitzern und übernimmt für sie die Betreuung der Völker. Damit möchte er dem Bienensterben entgegenwirken. Beefuture, also „die Zukunft der Biene“, nennt Weiß die Idee, für die er in ganz Deutschland und auch in der Region schon viele Unternehmen gewinnen konnte.
Auf Hallendächern, in Gärten und auf Betriebsgelände lässt Weiß Bienenstöcke aufstellen, die mit dem Firmenlogo gekennzeichnet sind. Die Tiere werden nicht gefüttert, sondern ernähren sich vom eigenen Honig. Die Pflege übernimmt Beefuture, auch die Behandlung der Bienen gegen die Varroamilbe mit Milchsäure. Honig geerntet wird laut Weiß nur einmal jährlich und nur der Überschuss, den die Insekten nicht zum Überwintern brauchen – rund 16 Kilo pro Volk.

Keine klassische Imkerei
„Ein echter Ganzjahreshonig“ sei das, den es nirgendwo zu kaufen gebe und der wegen seiner Inhaltsstoffe sehr hochwertig sei, schwärmt Weiß. Im Mittelpunkt der Arbeit von Beefuture stehe aber nicht die Honiggewinnung, es gehe allein darum, die „Bienenpopulation wieder nach oben zu bringen“. Mit klassischer Imkerei habe das nichts zu tun.
Allein auf mehr Imker zu setzen, um dem Verschwinden der Biene entgegen zu wirken, würde laut Weiß auch nicht funktionieren. Es sei viel leichter, eine Million Unternehmer für die Rettung der Biene zu gewinnen als eine Million neue Imker, sagte er. Und große Anstrengungen seien nötig: Seit 1951 sei die Bienenpopulation in Deutschland um rund 70 Prozent geschrumpft. Schon Einstein habe gesagt: Wenn die Biene von der Erde verschwinde, habe der Mensch nur noch wenige Jahre zu leben, da es ohne Bestäubung keine Pflanzen und keine Tiere mehr gebe. Sein Konzept stellte der Weißenhorner kürzlich auf einem Grundstück bei Unteregg vor. Gekommen waren neben Kunden auch Vertreter der Regierung von Schwaben, der Stadt Weißenhorn und der Unteren Naturschutzbehörde. Auf dem Gelände im südöstlichen Landkreis, das dem Weißenhorner Platzmetzger Gunther Kühle gehört, stehen seit März mehrere von regionalen Firmen gesponserte Bienenstöcke, darunter einer vom Platzmetzger selbst.
Er freut sich eigenen Angaben zufolge schon darauf, im August „seinen“ Honig kosten zu dürfen, sagt Kühle mit Blick auf das emsige Treiben der Insekten. Wie die anderen Kunden von Beefuture wird er den Honigüberschuss in kleinen Gläsern mit seinem Firmenlogo bekommen, um ihn etwa an Geschäftspartner verschenken zu können. Weißenhorn / Von Claudia Schäfer 27.07.2017
24. Juli 2017 SWP: Natur

Es geht nicht um den Honig




Besorgte Experten: Gabriele Schwegler und Walter Burger im Kreismustergarten bei Weißenhorn vor dem dortigen Bienenhaus, auch liebevoll genannt: das Bienenhotel. © Foto: Thomas Vogel
Der zwischen Senden und Weißenhorn gelegene Kreismustergarten ist wohl der falsche Treffpunkt für ein Gespräch, in dem es um die Lage der Bienen gehen soll. Denn in dieser Oase der Blüten und der Vielfalt finden die Insekten während der gesamten Saison ausreichend Nektar und Pollen. Sie ist somit eine Ausnahme inmitten einer ausgeräumten Landschaft, in der immer weniger Arten vorkommen und in der es immer weniger blüht.
„Um die Bienen steht es nicht gut“, sagt Walter Burger und führt damit zurück auf den Boden der Tatsachen. Man finde heute kaum noch Wiesen. „Wiesen heißen heute Grünland.“ Auf Grünland blüht es nicht mehr, denn es wird, fünf Mal, sechs Mal im Jahr, gemäht. Tote grüne Landschaft. Burger, er ist Vorsitzender des Imker-Kreisverbands Neu-Ulm, flüchtet sich in Fatalismus. Noch finden die in seinem Verband organisierten 320 Imker genügend Nischen, um ihre Völker über die Runden zu bringen. Doch leicht wird es ihnen nicht gemacht.
Jüngst schien es ihm, als hätten sich auch noch die Ämter gegen die Bienen verschworen. Der Radikalschnitt außergewöhnlich vieler Straßenrand-Gehölze dezimierte Frühblüher wie Weide und Haselnuss – und beschnitt damit die ersten Mahlzeiten der Bienen nach langer Winterpause. Im Kreismustergarten ist zu sehen, wie man es besser macht: Rückschnitt statt Radikalkur.
Dass es den Bienen im städtischen Bereich inzwischen besser ergehe als den Landbienen, diese Einschätzung kann Gabriele Schwegler allerdings nicht bestätigen. Hier wie dort beobachtet die Vorsitzende des Imkervereins Neu-Ulm einen Trend: die Verarmung der Hausgärten, die schlimmstenfalls in der „Versteinung“ endet. Die privaten Oasen würden weniger, „weil ihren Besitzern die Zeit dazu fehlt“.
Nur in Nebensätzen kritisieren beide dann eine Landwirtschaftspolitik, die Subventionen „rein auf die Fläche bezogen“ verteile. Besser wäre es, Landwirte mehr zu fördern, welche ein kleinteiligeres Landschaftsmosaik erhalten, mit Hecken und ausreichend breiten Randstreifen. Besser für die Bienen in ihrem Beritt wäre es auf jeden Fall. „Das ist wie bei uns Menschen: Vielfältige Ernährung fördert die Gesundheit“, sagt Schwegler Von Thomas Vogel 24.04.2017

Die Biene: Fakten und Daten
60.000 Bienen
bilden ein Volk.
800.000 Bienenvölker
gibt es in Deutschland.
115.000 Imker
gibt es in Deutschland.
1000 Blüten
bestäubt eine Honigbiene täglich.
3 x um die Erde
fliegt ein Bienenvolk für etwa 500 Gramm Honig.
120.000 Eier
legt eine Bienenkönigin jährlich.
Um bis zu 80 %
steigern Bienen die Erträge der Obstbauern.
15.000-25.000 Tonnen Honig
ernten deutsche Imker pro Jahr.
1,1 Kilogramm Honig
isst jeder Deutsche im Jahr.
50 Quadratkilometer
entsprechen dem Sammelgebiet eines Bienenvolks.

So seien die Bienen immer stärker von immer wenigeren Arten abhängig, die gerade blühen: von Raps, von der Ackerbohne, von Bäumen wie Linde und Ahorn. „Das macht sie anfälliger für Krankheiten“, bestätigt Burger. Schon ab Mai sei das Nahrungsangebot dann häufig so knapp, „dass ich zufüttern muss“. Die im Kreismustergarten ansässigen Bienen aber finden von Frühjahr bis Herbst einen reich gedeckten „Tisch“ vor.
Glyphosat? Ein Stichwort, das bei vielen Umweltaktivisten die Wirkung eines tief sitzenden Stachels hat. Das am meisten verkaufte Pestizid, das auf den Feldern für die gewünschte Ordnung sorgt, steht in Verdacht, das Navigationsverhalten der Bienen zu stören. „Die Landwirtschaft steckt ja selbst in einem Dilemma“, zeigt Schwegler Verständnis für den Einsatz des Herbizids. Es scheint ein beiderseitiges zu sein. Denn in der Regel erfüllten die Landwirte ihre Bitte, im Umkreis ihrer in Pfuhl, Reutti und Jedelhausen befindlichen 15 Völker wenigstens nur am Abend zu spritzen, wenn die nützlichen Tiere in ihrem Stock sind.

Mit Säuren gegen Milben
Der ärgste Feind der Honigbienen aber ist die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe, ein Parasit und Krankheitsüberträger. Würden Bienenvölker dagegen nicht „behandelt“ – probate Mittel sind organische Säuren –, wären sie dem Untergang geweiht. Ohne Imker gebe es sie wohl bereits nicht mehr. So wie etwa 300 der 800 Wildbienenarten, die bereits verschwunden seien. Rückläufig sei ebenso die Zahl der Honigbienen. Würden die Bestände vollständig kollabieren, wären die Konsequenzen für alle spürbar, für die Landwirte wie auch für die Verbraucher. Kreisvorsitzender Burger: „Bei Raps steigt der Ertrag um 20 Prozent, wenn er durch Bienen bestäubt ist.“ Und bei Obst wäre der Ertrag „gleich Null“, wenn es keine Bienen mehr gäbe. Vielfältige Informationsmöglichkeiten im Landkreis Neu-Ulm
Imker-Lehre Nach einem zwischenzeitlichen Durchhänger verzeichnen die organisierten Imker nicht nur in der Region Donau/Iller nun wieder ein steigendes Interessen an ihrem Hobby. Zurückzuführen sei dieser Erfolg nicht zuletzt auf die Initiative „Probeweise Imker“, bei der Aspiranten unverbindlich und ohne finanzielles Risiko ein Jahr lang die nötigen Fertigkeiten beigebracht bekommen in einer Art „Imker-Lehre“.
Einrichtungen Einen Einblick in die Welt der Bienen vermitteln im Kreis Neu-Ulm mehrere Einrichtungen. Das Bayerische Bienenmuseum in Illertissen spannt einen breiten thematischen Bogen: von der Entwicklungsgeschichte der Imkerei bis heute, über die Biologie und Zucht der Biene bis hin zur Kulturgeschichte der Biene seit der Antike. Es befindet sich im Vöhlinschloss und hat Donnerstag bis Sonntag/Feiertag von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Lehrpfade Ebenfalls in Illertissen beginnt am Rathaus der Bienenweg. Auf zwei Touren, 3,2 und 8,3 Kilometer lang, führt er zu 17 Stationstafeln, die das weite Feld dieser nützlichen Insekten erläutern. Einen weiteren Bienenlehrpfad gibt es in Thalfingen. Start ist im Quellenweg. Er führt zu 8 Informationstafeln, führt bergauf und vorbei an einer Naturkneippanlage und mündet in den Panorama-Höhenweg zum Kloster Oberelchingen.
22. Mai 2017 ILLERTISSEN/KELLMÜNZ

Kuss, Kunst und Kultur




Birgit Maria Jönsson hat für Josef Kränzle (links) eine Figurenbeute nach dem Vorbild von Auguste Rodins „Der Kuss“ gefertigt. Neben ihm Andrea Stölzle, Walter und Edeltraud Burger, die Künstlerin und Jochen Brandmeier.Bild: Langhans
Illertissen ist um einen Bienenschwarm reicher, der im Garten von Josef Kränzle zu besichtigen war. In Kellmünz sind gestern die Römer zurückgekehrt. VON REGINA LANGHANS UND ZITA SCHMID
Der internationale Tag des Museums dürfte für alle, die Interesse an lokaler Geschichte haben, ein besonders kulturreicher Tag gewesen sein. Im gesamten Landkreis war nämlich einiges geboten. Insbesondere in Illertissen, wo Walter Wörtz durch das nach langer Renovierung seit September wieder eröffnete bayerische Bienenmuseum geführt hat. Außerdem ist die Stadt um ein Bienenvolk reicher, welches seit Kurzem eine kunstvolle Figurenbeute im Garten von Josef Kränzle in Betlinshausen bewohnt.
Am Sonntag hatte der Kunstmäzen Besuchern Tür und Tor geöffnet, um die von Bildhauerin Birgit Maria Jönsson aus einem einzigen Eichenstamm gefertigte Honigbeute nach Vorlage von Auguste Rodins „Der Kuss“ zu besichtigen. Für ihre Skulptur habe sie vom Original abweichen und die Küssenden zueinander rücken müssen, erklärte Jönsson, „außerdem habe ich sie auf einen Bienenkorb gesetzt.“
Wie gut ihr das Kunstwerk, welches zugleich ein Bienenstock ist, gelang, zeigte etwa die Reaktion von Besucherin Irma Vockenberg: „Huch, was ist denn das, da kommen ja auf einmal Bienen raus.“ Hätte sie dies vorher gewusst, wäre sie in einem Riesenbogen daran vorbeigelaufen.
Josef Kränzle erzählte, das er mit dem Bienenstock im eigenen Garten einen lang gehegten Plan umgesetzt hat. „Eine Bienenwiese von 3200 Quadratmetern hatte ich längst angelegt.“ Kreisimker Walter Burger stehe ihm mit Rat und Tat zur Seite, habe vor Kurzem das Bienenvolk eingesetzt und werde sich weiterhin um ihr Wohlergehen kümmern. „Anfangs habe ich zugefüttert“, so Burger. „Bald sollen sie sich von ihrem eigenen Honig ernähren können, der ihnen nicht weggenommen wird.“ Einmal wöchentlich wird Burger nach ihnen schauen, noch fliegen sie fleißig um ihr kunstvolles Zuhause.
Mehr zur Geschichte der Figurenbeute, deren Fratze einst Honigräuber und böße Luftgeister abwehren sollte, war von Walter Wörtz im Bienenmuseum im Illertisser Vöhlinschloss zu erfahren. Bienen gibt es seit Urzeiten, wie die in Bernstein verewigten mückengroßen Urformen bezeugen. Ab 4000 vor Christus wurden sie in Ägypten genutzt.
Doch am Tag des Museums war genauso in anderen Orten viel Kultur – auch ohne Bienen – geboten. So wie in Kellmünz. Einen interessanten Einblick in die spätrömische Geschichte des Ortes gab beispielsweise Kreisarchivar Peter Wischenbarth bei seiner Führung durch den Archäologischen Park.
Gebaut um 300 nach Christus stand in Kellmünz bis etwa um 430 das Kastell „Caelius Mons“. Mit seinen massiven Festungsmauern und bis zu 15 Meter hohen Türmen gehörte es zu den größten Grenzkastellen spätrömischer Zeit. Der Archäologische Park zeigt Teile der einstigen Festungsmauer, die mit antiken Mauerresten rekonstruiert wurde. Nach dem Rückzug der römischen Besatzung wurde im Mittelalter das Mauerwerk des Kastells abgetragen und als Steinbruch für den Bau von Kirchen und Burgen verwendet.
Dann sei im wahrsten Sinne des Wortes „Gras über die Sache gewachsen“, so Wischenbarth und die römische Geschichte von Kellmünz geriet in Vergessenheit.
Erst im Jahr 1900 stieß man beim Bau der Wasserleitungen auf unterirdische Überreste des Kastells und die Nachforschungen begangen. So weiß man heute, dass die Sankt-Martins-Kirche teilweise auf Fundamenten einer römischen Aula steht.
Vor wenigen Jahren wurde im Museumsturm eine Computeranimation installiert, die ein Gesamtbild vom einstigen Kastell vermittelt. Ganz neu ist die Teilrekonstruktion des Osttores.
12. Mai 2017 ILLERTISSEN

Mit vereinten Kräften für die Biene




Blumen, Blüten und reichlich Pollen: Auf einer Fläche beim Vöhlinschloss sollen Bienen bald ein Schlaraffenland vorfinden. Das ist das Ziel der Stadtverwaltung, die nahe der Schlossmauer beim Bienenweg ein Areal von mehreren Quadratmetern zur Bepflanzung freigibt.Bild: Ralf Lienert
Die Stadt Illertissen will Bürger anregen, auf einer öffentlichen Grünfläche Blumen zu pflanzen. Aus Sicht der Imker ist es fast zu spät. VON JENS CARSTEN
Blumen, Blüten und reichlich Pollen: Auf einer Fläche beim Vöhlinschloss sollen Bienen bald ein Schlaraffenland vorfinden. Das ist das Ziel der Stadtverwaltung, die nahe der Schlossmauer beim Bienenweg ein Areal von mehreren Quadratmetern zur Bepflanzung freigibt. Die Bürger sind aufgerufen, mit anzupacken: Saatgut, Werkzeug sowie Rat und Hilfe (durch Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs) würden gestellt, heißt es. Nun seien fleißige Helfer gefragt.
Mit der Aktion beteiligt sich die Stadt an der bundesweiten Kampagne „Deutschland summt“, die geeignete Lebensräume für die Insekten schaffen will. „Als Bienenstadt sollten wir uns daran beteiligen“, sagt Simon Ziegler, der im Rathaus für den Klimaschutz zuständig ist. Wer mitmachen will, kann sich bei ihm melden.
Ein schönes Zeichen, findet Walter Burger, der Vorsitzende des Imkerei-Kreisverbands Neu-Ulm. Wenngleich etwas spät: Denn was den Schutz der Bienen angeht, sieht der Experte grundsätzlich Rot. „Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern eigentlich fast schon zu spät“, sagt er. Die Insekten fänden heutzutage kaum noch für sie optimale Lebensbedingungen vor, sprich: Ein vielfältiges Nahrungsangebot. Versuche, solche Flächen zu schaffen, sind aus Burgers Sicht „absolute Hilferufe“. Und das obwohl die Zahl der Bienenvölker aktuell wieder zunehme. Das Problem: Die Insekten finden zwar Nahrung, auch weit verbreitete Monokulturen wie Maisfelder böten schließlich Pollen – doch dieser führe zu Mangelernährung. Die Folge: Die Bienen seien anfälliger für Krankheiten und verendeten früher. „Das ist wie wenn wir Menschen uns nur noch Hamburgern ernähren würden.“
Optimal für Bienen seien Gewächse mit offenen Blüten, in welche die Insekten gut gelangen können. Dazu zählt Burger Kräuter, Wildrosen und Bäume wie die Eberesche. Im Handel würden spezielle Pflanzmischungen angeboten. Von der Illertisser Aktion erhofft sich Burger eine Signalwirkung. „Vielleicht richten sich die Leute im heimischen Garten dann auch ein bienenfreundliches Fleckchen ein.“ Nur wenn das möglichst viele tun, erhielten die Insekten genug der für sie überlebensnotwenigen Areale zurück. (caj)
Kontakt: Wer mitpflanzen will, kann sich bei Simon Ziegler melden, Telefon 07303/172-47;
E-Mail: simon.ziegler@illertissen.de
10. Mai 2017 PESTIZIDE UND MILBEN

Forscher warnen: Gefährliche Parasiten in US-Bienenfarmen




Ein Biene, die aus ihrer Wabe schlüpft, ist an ihrem Hinterleib von einer Varroa-Milbe befallen. Bild: Andreas Lander (dpa/Archiv)

Pestizide und Milben machen seit Jahren den Bienen den Garaus. Nun haben Forscher festgestellt: Die industrielle Bienenhaltung in den USA fördert die Ausbreitung von Parasiten.
Jahr für Jahr machen sich 3000 Trucks aus allen Teilen der USA auf den Weg nach Kalifornien. Auf mächtigen Anhängern kommen 1,5 Millionen Bienenstöcke ins Central Valley. Die Bienen leisten dort wichtige Arbeit: Sie produzieren nicht nur Honig, sondern bestäuben auch die Blüten der Mandelbäume - und legen damit den Grundstein für eine boomende Industrie.
Mit beschaulichem Hobby hat Imkerei in den USA nicht zwingend etwas zu tun. Zwar haben die meisten der etwa 125.000 Imker jeweils weniger als 25 Bienenstöcke, aber andere betreiben dafür regelrechte Bienenfarmen. Und die sind, nach einer neuen Studie, offenbar besonders anfällig für einen Hauptverursacher des Bienensterbens: die Varroa-Milbe.

US-Bienenfarmen tragen zur Verbreitung der Varroa-Milbe bei
Amerikanische Bienenzüchter versuchen seit 25 Jahren, ihre sterbenden Bestände zu erhalten - durch aufwendige Pflege zuletzt mit vorsichtigem Erfolg. Die Zahl der Kolonien ist seit dem Tiefstand 2008 langsam wieder auf fast 2,8 Millionen gestiegen. Dennoch ist es ein Kampf: Immer wieder im Winter kollabieren bis zur Hälfte aller Bienenkolonien. Manchmal verschwinden aber auch mitten in der Sommersaison komplette Völker ohne bisher nachvollziehbaren Grund. Experten sprechen vom "Colony Collapse Disorder", ohne das Phänomen erklären zu können.
2016 bestätigte eine Studie der University of Maryland, dass die Varroa-Milbe eine tragende Rolle beim Kollaps der amerikanischen Bienenvölker spielt. Der Parasit, der Arbeiterinnen ebenso wie Brut befällt, schwächt die Honigbienen, beeinträchtigt ihre Orientierung und überträgt zudem häufig todbringende Viren. Jetzt ergänzen Forscher aus Tucson, dass "Varroa destructor" sich offenbar in eng bestückten Bienenfarmen besonders gut ausbreiten kann.
Denn die alleine wenig mobilen Parasiten reisen einfach auf dem Rücken von Sammelbienen mit: Entweder befallen sie gesunde Sammlerinnen, die auf Futtersuche in bereits sterbenden, Varroa-verseuchten Kolonien räubern. Oder Varroa-befallene und desorientierte Sammelbienen schleppen die Milbe versehentlich in einen noch gesunden Stock ein.
Einzelne Bienenvölker in der Natur oder einer kleinen Imkerei würden hingegen nach einem Varroa-Befall zwar möglicherweise sterben - aber die Milben dann mit ihnen. Auch könnten diese Völker regelmäßig ausschwärmen, ihre Bestände aufsplitten und so den Milbenbefall verkleinern, betonen die Forscher. Bienen sind Milben, Parasiten und Pestiziden ausgesetzt
"Diese Arbeit zeigt, dass die bisherigen Methoden, Varroa zu kontrollieren, nicht länger brauchbar sind", resümiert Gloria DeGrandi-Hoffman vom staatlichen Carl Hayden Bienen-Forschungszentrum in Tucson. Es müssten neue Wege her.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Profi-Imker ihre Bienenstöcke zum Schutz vor Krankheitserregern wie der Amerikanischen Faulbrut mehrmals jährlich mit Antibiotika besprühen - ein in Deutschland verbotenes Verfahren. Zum einen schwächt dies Darmfunktion und Widerstandskraft der Tiere, wie jüngst eine andere Studie zeigte. Zum anderen sind Rückstände im Honig aufzuspüren und Resistenzen können entstehen.
Zudem werden hochgiftige Pestizide ausgebracht, etwa Neonicotinoide. Sie machen vielen Bienen den Garaus, wenn sie Nektar aus damit besprühten Pflanzen sammeln. Diese Mittel bereiten mittlerweile auch in Deutschland Probleme, wie der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Peter Maske, betont. Und auch hierzulande macht den 275.000 Bienenvölkern die Varroa-Milbe zu schaffen. dpa/sh
12. April 2017 ILLERTISSEN

Jede Menge Bienen im Bauch




Auf der Jungviehweide in Illertissen steht die „Kunstbanane“, in deren Innerem ein Bienenschwarm leben kann. Walter Burger, Kreisvorsitzender der Imker, hält Reste der Waben aus dem vergangenen Jahr in den Händen.Bild: Madeleine Schuster

Im Hohlraum der Banane (Bild unten) haben die Insekten von oben nach unten die sechseckigen Wachszellen gebautBild: Walter Burger
Auf der Jungviehweide in Illertissen leben die Insekten in einer Holzskulptur – der Kunstbanane. Imker Walter Burger erklärt, was es mit der besonderen Behausung auf sich hat. VON MADELEINE SCHUSTER
Zwischen Schaugärten und Gartenmuseum ist die leuchtend gelbe Banane schon von Weitem zu sehen. Umgeben von weiß und gelb blühenden Narzissen ragt Illertissens markantestes Bienenhaus über die Wiese. 2016 zog die Skulptur der Künstlerin Birgit Maria Jönsson auf die Jungviehweide – und mit ihr Hunderte Bienen, die in der Holzfigur ein Zuhause fanden.
Seit 25 Jahren ist die in Tegernsee geborene Jönsson auf die Herstellung sogenannter Figurenbeuten spezialisiert. Das Besondere an den Holzskulpturen ist, dass sich in ihrem Inneren Honigbienen einnisten können. Mehr als 50 Figurenbeuten, die quer durch Deutschland und Europa aufgestellt sind, stammen aus der Werkstatt der selbst ernannten Apisculptorin – der Bienenbildhauerin. Eine Sonderausstellung im Bienenmuseum in Illertissen widmet sich derzeit ihren Werken. Wer eine der Figuren allerdings im Original sehen will, ist auf der Jungviehweide richtig.
Dort kümmert sich Walter Burger, Kreisvorsitzender der Imker, um die Bestückung der Skulptur. Ab Mai soll sich in der „Kunstbanane“, so der Name der Figur, wieder ein Bienenschwarm tummeln. Das Vorgängervolk, sagt Burger, habe den Winter leider nicht überlebt. Es fiel der blutsaugenden Varroamilbe zum Opfer, dem Bienenfeind Nummer eins. Zwar ließe sich der Milbenbefall im Normalfall sehr gut behandeln, sagt Burger. Allerdings nicht in der Figurenbeute, deren Inneres sich von einem herkömmlichen Bienenstock unterscheide.
Denn anders als in einer Magazinbeute lassen sich die Waben im Inneren des Kunstwerks nicht einfach herausnehmen, erklärt Burger und öffnet eine Klappe auf der Rückseite der Banane. Dahinter verbirgt sich ein Hohlraum, in den im Mai ein Bienenschwarm einziehen wird. Den Insekten, sagt der Imker, sei es im Prinzip egal, wo sie ihre Waben bauen. Allerdings fällt ihnen der Bau der Wachszellen leichter, wenn ihnen gewisse Orientierungshilfen vorgegeben werden. Unter die Decke des Hohlraums kann deshalb ein Brett geschoben werden, an dem schmale Holzlatten parallel zueinander befestigt sind. Von oben nach unten bauen weibliche Bienen – die Arbeiterinnen des Stocks – sechseckige Wabenzellen an die Latten. Einige dienen als Futterzellen für die Nahrung, andere als Brutzellen für den Nachwuchs. Knapp über dem Boden des Hohlraums wird außerdem ein Gitter eingesetzt. Durch dieses fällt das Gemüll, also die Hinterlassenschaften der Bienen. „Blütenpollen etwa oder feine Wachsplättchen“, sagt Burger, die sich von den Waben gelöst haben. Durch eine Untersuchung der Abfallprodukte lasse sich viel über den Zustand des Schwarms ablesen. Etwa, ob er von Verrroamilben befallen ist. Durch eine Glasscheibe, mit der der Hohlraum abgedeckt wird, lässt sich das Bienenvolk bei aufgeklapptem Holzdeckel außerdem beobachten, eine der Besonderheiten der Figurenbeute.
Die Skulpturen selbst seien eine Weiterentwicklung der früheren Klotzbeuten, erklärt der Imker. Denn ursprünglich lebten Bienen wild in natürlichen Baumhöhlen im Wald. In der Frühzeit begann dann der Mensch den Bienen ausgehöhlte Baumstämme als Nistplatz anzubieten. Das war die Geburtsstunde der Klotzbeuten. „Wer wohlhabender war, hat seine Klotzbeute aufwendiger gestaltet“, erklärt Burger, „etwa mit einem Bärengesicht“. In der Barockzeit entstand aus dem Verzieren der Beuten dann eine Volkskunst, die heute wieder auflebt.
Das neueste Werk von Bienenbildhauerin Jönsson ist für den Garten der Privatvilla des Illertisser Unternehmers Josef Kränzle bestimmt. Sie ist der weltbekannten Plastik „Der Kuss“ von Auguste Rodin nachempfunden. Das sich küssende, nackte Paar sitzt dabei allerdings nicht wie im Original auf einem Stein, sondern auf einem Bienenkorb. Das Einflugloch für die Bienen in den ausgehöhlten Bauch der Figuren ist im Schritt angebracht – das sei typisch für die Figurenbeuten, erklärt die Künstlerin. Um die Fruchtbarkeit der Bienen darzustellen, waren die Fluglöcher häufig im Genitalbereich angesiedelt.
Auf der Jungviehweide fliegen die Bienen durch ein kleines Loch in der Mitte der Banane ein und aus. Im Inneren der Skulptur fühlten sie sich sehr wohl, sagt Imker Walter Burger. „Sie werden besonders ruhig.“ Da aus den Waben des Schwarms kein Honig gewonnen wird, könnten sie eigentlich weitestgehend ungestört dort leben. „Allerdings brauchen Bienen in einer Figurenbeute viel mehr Betreuung als normalerweise“, so der Imker. Gestört werden die Bienen etwa dann, wenn Burger die Abfälle aus dem Stock holt – oder wenn die Klappe der Banane für Besucher des Gartenmuseums geöffnet wird.
17. März 2017 SWP: NATUR

Imker bangen um ihre Bienen




Bienen sammeln Pollen auf einer Krokusblüte. © Foto: Thomas Hehn

Varroa-Milbe auf einer Bienenlarve. © Foto: Wacker
Wie sind sie über den Winter gekommen? Das ist die bange Frage eines jeden Imkers, wenn er derzeit vor seinen Völkern steht. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen locken auch die Bienen wieder ins Freie. Auf der Suche nach den ersten Blütenpollen als Nahrung für die bereits beginnende Brut oder nur auf Reinigungsflug, um den angestauten Darm zu entleeren: Die Bienen nutzen gerade jeden warmen Tag, um auszufliegen.
Das gibt dem Imker auch erste Hinweise, wie seine Völker überwintert haben. Reger Flugbetrieb mit Pollen im Gepäck deutet auf starke und gesunde Völker hin, die schon ihren Nachwuchs versorgen. Sehr reger Flugbetrieb ohne Pollentransport sollte den Imker stutzig machen. Hier kann es sein, dass der „Nahrungstransport“ in die falsche Richtung geht. Gerade schwache Völker, die sich nicht (mehr) wehren können, werden gerne von ihren Nachbarn überfallen und ausgeräubert. Herrscht Ruhe vor dem Flugloch, ist das gar kein gutes Zeichen. Ein Blick in die Kiste bringt dann meist die traurige Gewissheit: Das Volk ist tot.
Umfragen lassen darauf schließen, dass es in diesem Jahr erhöhte Völkerverluste geben wird. Die Ursache liegt wohl weniger am strengen Winter, sondern an seinem vergleichsweise milden Vorgänger. „Dadurch hatten die Völker im vergangenen Frühjahr gute Startbedingungen, die Varroa leider auch“, erläutert Dr. Uwe Wacker. Der Zweite Vorsitzende des Bezirksbienenzuchtvereins Alb-Lautertal hat im vergangenen Jahr einen außergewöhnlichen Anstieg der Milben beobachtet, die Bienen und Brut ähnlich wie Zecken befallen. Statistiken untermauern Wackers Beobachtungen: Durch den frühen Trachtbeginn haben sich die Milben so stark vermehrt, dass Imker die ersten Völker bereits im Spätsommer und Herbst verloren, berichtete das Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen (Nordrhein-Westfalen) im Dezember nach einer Umfrage unter rund 9000 Imkern im Bundesgebiet. Normalerweise wirken sich Varroa-Schäden erst im Winter entscheidend aus, wenn die Bienen immer weniger, die Milben dagegen immer mehr werden. Die Experten in Mayen erwarten daher in diesem Jahr bundesweit Verluste von 16 bis 18 Prozent. Normal sind zehn Prozent.
Neben dem kleinen Blutsauger droht den Völkern aber noch eine weitere Gefahr: Durch die milden Tage im Februar haben die Königinnen wieder begonnen, Eier zu legen. Für die heranwachsende Brut bietet die Natur derzeit aber außer ein paar Pollen von Schneeglöckchen, Krokus, Hasel oder Salweide keine Nahrung. Deshalb sind die Bienen jetzt verstärkt auf ihre eigenen Vorräte angewiesen. Wenn der Imker beim Einfüttern im vergangenen Spätsommer gespart hat, kann sich das jetzt rächen. Zumal es im März wieder deutlich kälter wurde. Da die Bienen für ihre Brut jetzt auch noch mehr heizen müssen als sonst, kann das Futter schnell knapp werden. Mancher Imker hat sich schon gefreut, dass sein Volk gut über den Winter gekommen sei – und dann ist es kurz vor Beginn der Blüte „plötzlich“ verhungert.

DIE VARROA-MILBE: DER TODFEIND DER BIENE
Blutsauger: Neben schädlichen Umwelteinflüssen etwa durch den Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft ist die Varroa-Milbe der gefährlichste Feind der Honigbiene. Die rund einen Millimeter große Milbe wurde in den 70er Jahren von Asien nach Deutschland eingeschleppt und hat sich seitdem unaufhaltsam vermehrt. Der Parasit befällt Brut und Biene und saugt an ihrem Opfer wie eine Zecke. Die Folge sind verkrüppelte Brut und geschwächte Bienen, die damit auch anfälliger sind für Krankheiten.
Gefahr: Im Frühling und im Sommer, wenn die ¬Völker auf 30.000 bis ¬¬ 40.000 Bienen anwachsen, fällt die Varroa weniger ins Gewicht. Im Herbst und Winter, wenn die Königin aus der Brut geht, kehrt sich das Verhältnis aber um: Die Bienen werden weniger, die Milben dagegen immer mehr.
Bekämpfung: Es gibt mittlerweile zwar recht wirksame Methoden zur Bekämpfung der Varroa, ausgerottet werden konnte der Parasit bislang aber nicht. Deswegen beginnt der Kampf für Imker und Bienen jedes Jahr aufs Neue... hn Raum Geislingen / Thomas Hehn 17.03.2017
10. März 2017 SWP: Natur

Bienen brauchen im Frühjahr blühende Büsche




Referent Klaus Vidal. © Foto: Patrick Fauß

Ehrenmitglied Franz Brugger. © Foto: Patrick Fauß

Bienen benötigen zu Beginn der Blütenperiode ein ausreichendes Nahrungsangebot. Weil aber Büsche, Bäume und Gräser zu häufig radikal entfernt werden, herrsche Nahrungsmangel, klagen Imker im Kreis Neu-Ulm. © Foto: dpa
Der Winter geht zu Ende, bald schwärmen wieder die Bienen aus. Rund 170 Imker, die sich kürzlich zur Kreisversammlung in der Gaststätte Hirsch in Attenhofen trafen, sorgen sich wegen des schlechten Nahrungsangebots für Bienen zu Beginn der Blüteperiode. „Blühende Weidenkätzchen werden umgehauen wie nichts“, kritisierte der Fachberater für Imkerei im Bezirk Oberbayern, Arno Bruder.
Mehr noch: „Wie die Axt im Walde“ würden Mitarbeiter von Kommunen und Behörden Büsche, Bäume und Gräser an Straßenrändern zurückschneiden. Das sei tragisch bei den so genannten „Frühblühern“. Also Pflanzen, die ihre Blüten bereits mit Beginn der Wachstumsperiode ausbilden. Hasel, Weide oder Ahorn etwa. Sie bieten Bienen eine erste Nahrungsquelle. Laut Arno Bruder haben die Bienen wegen des sich immer stärker bemerkbar machenden Klimawandels und des damit vorgezogenen Frühlingsbeginns, Probleme, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Auch während des Jahres werde es immer schwieriger, Blüten zu finden. Futterwiesen mit Löwenzahn würden von den Landwirten oft so intensiv bewirtschaftet, dass nur wenig Pflanzen zur Blüte gelangen. Es sei deshalb wichtig, mit Landwirten und kommunalen Bauhöfen das Gespräch zu suchen.
Der Kreisvorsitzende Walter Burger betonte, es bringe nichts, wenn die Imker sich bemühen, ihre Völker über den Winter aufzupäppeln und diese dann kaum Nahrung finden. Wenn zu Beginn des Jahres Nahrungsmangel herrsche, könne das die ganze Entwicklung eines Bienenvolks zurückwerfen.
Biolandwirt Klaus Vidal aus Pfaffenhofen zeigte Fotos aus seinem Umfeld an der Roth, mit stark zurückgeschnittenen Sträuchern und Weiden. „Bis da wieder was blüht, vergeht viel Zeit“, sagte Vidal . Er zeigte eine Aufnahme von einer einstmals vier Meter hohen Haselnuss, nun zurückgeschnitten bis auf einen kleinen Stumpf. Solche Beispiele finde man in fast allen Kommunen. Das liege wohl daran, dass die Bauhöfe effizient arbeiten wollen, um Kosten zu sparen.
„Wo soll sich da ein Vogel verstecken?“, fragte der Biolandwirt. Auf diese Weise werde den Tieren alle drei Jahre ihr Lebensraum genommen. „Das ist ein Anlass, nicht alles tatenlos hinzunehmen und ins Gespräch mit den Bauhofleitern zu gehen“, ergänzte Walter Burger. Der Kreisvorsitzende ermahnte außerdem alle Bienenhalter, ihre Tätigkeit beim Veterinäramt anzumelden.
Vidal kritisierte auch Privatgärtner. Auch diesen würden zu oft Kahlschlag betreiben. Gemeindliche Grünguthöfe, welche diese Hölzer annehmen, würden dies noch fördern. „Eine falsche Entwicklung“, sagte Vidal.
Der Kreisimkerverband ernannte Franz Brugger für seine Tätigkeit als Bienensachverständiger zum Ehrenmitglied. Sein Nachfolger als Sachverständiger ist Wolfgang Högerle aus Weißenhorn. Von Patrick Fauß 10.03.2017
9. März 2017 Imker gegen „radikale Schnitte“

Immer häufiger werden in den Kommunen Bepflanzungen zu stark gestutzt. Das stellt die Honigproduzenten vor große Probleme




Ein großer Haufen Grüngut: Geht es nach den Imkern im Landkreis Neu-Ulm, dann werden Gehölze mitunter zu stark geschnitten. Bild: Armin Schmid
Großer Andrang hat bei der Kreisversammlung der Imker in Attenhofen geherrscht: Rund 170 Anwesende informierten sich über Trends in der Bienenhaltung. Dabei kamen auch Probleme auf den Tisch: So würden aktuell viele Gehölze derart krass zurückgeschnitten, dass die nützlichen Insekten immer weniger Lebensräume fänden.
Das Thema, das vielen Imkern auf den Nägeln brennt, brachte Klaus Vidal aus Erbishofen aufs Tapet. Er kritisierte die vielerorts zu beobachtenden radikalen Rückschnitte von Bäumen, Sträuchern und Büschen. „Müssen die so erfolgen?“, stellte er eine rhetorische Frage. Immer häufiger würden Pflanzungen an Straßenrändern, Feldwegen oder Uferböschungen mit der Motorsäge kurz über dem Boden abgesägt. Ein gezielter und sinnvoller Verjüngungsschnitt finde oftmals gar nicht mehr statt.
Einerseits sei es so, dass die Imker die Bienenpopulation aufpäppeln sollten und andererseits fänden die Insekten in den Kommunen immer weniger Fruchtblüten vor.
Vidal, der stellvertretender Vorsitzender der ÖDP Weißenhorn/ Pfaffenhofen ist, bezeichnete diese Art des Komplett-Rückschnitts als „absolute Rasur“. Diese sei zwar vermutlich für die Kommunen kostengünstig und effektiv – aber eben nicht zielführend. Nicht nur Bienen seien davon betroffen. Auch für andere Insekten und vor allem auch für Vögel gingen Rückzugsräume verloren. Vidal sprach sich dafür aus, einen größeren Teil der Sträucher und Büsche stehen zu lassen. Stattdessen werde jedoch landauf landab abgeholzt.
Hinderlich sei auch, dass sich nach einem radikalen Rückschnitt in 40 Zentimetern Höhe eine Vielzahl junger Trieb ausbildeten, die keine Blüten bildeten und beim nächsten Rückschnitt noch schwerer zu bändigen seien. So bleibe nichts anderes übrig, als den Strauch beim nächsten Mal wieder komplett abzuschneiden.
Die Wortmeldung traf auf Zustimmung: „Endlich wird dieses brisante Thema publik gemacht“, sagte Walter Burger, der Kreisvorsitzende der Imker. Man dürfe so ein Vorgehen nicht tatenlos hinnehmen. Er empfahl, Imkern und Naturfreunden, sich bei Kommunen, Bauhöfen, Landratsämtern und bei privaten Gartenbesitzern über diese Vorgehensweise zu beschweren. Es sei nicht hinnehmbar, dass Sträucher abgesägt würden.
Auf großes Interesse stieß ein Vortrag von Arno Bruder zum Thema „Völkerführung zu einer erfolgreichen Frühtrachtnutzung“. Einen Wechsel gab es im Amt des Fachwarts für Bienengesundheit: Franz Brugger wurde verabschiedet, neuer Fachwart ist Wolfgang Högerle aus Weißenhorn.
23. September 2016 SWP: ILLERTISSEN

Bienenmuseum wieder eröffnet




Offizielle Eröffnung des Bienenmuseums in Illertissen (von links): Museumsleiter Walter Wörtz, Zweite Bürgermeisterin Gaby Weikmann-Kristen, Landrat Thorsten Freudenberger und Bezirksrat Herbert Pressl. © Foto: Dave Stonies
1620 Besucher wurden im Bayerischen Bienenmuseum schon gezählt seit der inoffiziellen Eröffnung am 4. August. Jetzt gab es einen offiziellen Festakt zum Neustart. Eine Königin und ihr Hofstaat zeigen sich im Vöhlinschloss: Es gibt tatsächlich wieder ein richtiges Bienenvolk in dem nach sechs Jahren Sanierungs- und Runderneuerungszeit wieder eröffneten Bienenmuseum in Illertissen. Die Bienen können dort hinter Glas beobachtet werden, Imker Ernst Häderer aus Dorndorf betreut sie und konnte am Mittwochabend auch die Königin zeigen. Ganz offiziell heißt das Museum jetzt „Bayerisches Bienenmuseum“. Im ganzen Freistaat gebe es keine vergleichbare Einrichtung, sagte der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenberger erfreut.>
„Wir können stolz sein auf die Königin unter unseren vier kreiseigenen Museen“, sagte er im Barocksaal des Illertisser Vöhlinschlosses in seiner Festansprache zur Wiedereröffnung. Viel Lob und Bewunderung habe das Museum bereits eingeheimst, zahlreiche Medien hätten berichtet. Freudenberger lobte die Dauerausstellung, die konzeptionell und inhaltlich überzeuge. Museumsleiter Walter Wörtz und Designer Robert Köhler vom Augsburger Gestaltungsbüro Neonpastell sei „ein großer Wurf gelungen“. Akribie, Fleiß und Kreativität der Handwerker und des staatlichen Hochbauamts verglich er mit den Fertigkeiten der Bienen beim Stockbau. Mit einer bedeutenden Finanzspritze habe der Illertisser Unternehmer Josef Kränzle die Restaurierung der Stuckkassettendecken aus dem Jahr 1595 im Museumsraum ermöglicht. „Ohne dessen finanzielle Großzügigkeit wäre der Landkreis und speziell Illertissen um Vieles ärmer.“>
Den Grundstock für das Museum lieferte jedoch das Vermächtnis des Illertisser Pharmazeuten Dr. Karl August Forster. Er hatte 1981 seine hochwertige bienenkundliche Sammlung gestiftet, die Trägerschaft durch den Landkreis ermöglichte der damalige Landrat und passionierte Imker Franz Josef Schick. Der Altlandrat, Josef Kränzle sowie die Nachkommen von Forster gehörten zu den Gästen, die nach dem Festakt durch die Räume des Museums gingen. Stolz zeigte sich auch Zweite Bürgermeisterin Gabriele Weikmann-Kristen auf die neue Attraktion in der „Bienenstadt Illertissen“.>
Bezirksrat Herbert Pressl überbrachte die Glückwünsche von Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Der Bezirk hatte sich nicht nur an den Investitionskosten für das Museum – am Aufzug für die Barrierefreiheit – beteiligt, sondern es auch als „schwabenweit bedeutsam“ eingestuft. Unterstützung gibt es auch bei den Betriebskosten. Pressl kritisierte den Freistaat: Zwar habe das Museum jetzt den Zusatz „bayerisch“ im Namen, aber ein finanzielles Polster sei vom Freistaat nicht eingegangen.>
Das Leitbild zur Ausstellung sei das Thema Mensch und Biene, erläuterte Walter Wörtz. Der Bienenstand sei ein „Zauberbrunnen, aus dem die Themen nur so heraussprudeln“: von Bernsteinbienen, die vor 50 Millionen Jahren gebildet wurden, über Höhlenzeichnungen aus der Steinzeit, Graphiken aus mehreren Jahrhunderten und der Bienenzucht von Senator Forster bis zur Biene Maja. Wissen wie auch Unterhaltung vereine das Museum. „Der Eintritt ist frei, und das heißt was in Schwaben“, frotzelte Wörtz und forderte: „Kommen Sie mehrmals.“ INGE SÄLZLE-RANZ 23.09.2016
9. August 2016 SWP: MUSEUM

Bayerisches Bienenmuseum in Illertissen wieder offen




Eine gelungene Mischung aus Altem und Neuem: Das nach der Sanierung wieder eröffnete Bienenmuseum in Illertissen bietet modern aufbereitetes Wissen für Groß und Klein. © Foto: Martin Dambacher

Highlight im Museum ist der Bienenstock mit einer Plexiglas-Röhre, durch die man, wie hier Familie Nägele, die fleißigen Bienen bei der Arbeit sieht. © Foto: Martin Dambacher
Illertissen / MARTIN DAMBACHER 09.08.2016
Sechs Jahre lang wurde das im Illertisser Vöhlinschloss beheimatete Bienenmuseum renoviert, nun kann die Ausstellung wieder besichtigt werden.
Eine Königin mit Hofstaat im Schloss – das ist kein Märchen, sondern seit kurzem Realität in Illertissen – wieder. Denn mit der Wiedereröffnung des bayerischen Bienenmuseums hat nach sechs Jahren Umbauphase abermals ein kleines Bienenvolk Einzug in den ersten Stock des vorderen Vöhlinschlosses gehalten – natürlich gut behütet in einem wabenförmigen, begehbaren Schaubienenstock.
„Man kann das Summen der Bienen deutlich hören, wenn man in der Wabe steht“, schwärmt Besucher Marc Herrmann zusammen mit seiner achtjährigen Tochter Anouk. Es rieche sogar ein wenig nach Honig und Wachs. Er freue sich auch, dass die Ausstellung nach jahrelanger Renovierung nun endlich wieder ihre Pforten geöffnet hat, so der Radiomoderator aus Ulm weiter. Vor allem für Kinder sei es wichtig, unprätentiös und spielerisch an das Thema herangeführt zu werden. Die Anfänge des Museums gehen übrigens auf den Pharmazeuten und Chemiker Karl August Forster aus Illertissen zurück, der 1930 in seinem Unternehmen „Heinrich Mack Nachfahren GmbH & Co. KG“ das aus Bienengift hergestellte Arzneimittel Forapin gegen rheumatische Erkrankungen entwickelte.
1939 erhielt Forster ein Patent für die Gewinnung von Bienengift und baute daraufhin mit Millionen von Bienen eine der größten Zuchtfarmen Europas auf – das gewonnene Gift floss in die Forapin-Präparate, den Honig nutzte er zur Produktion von Beruhigungs- und Hustenmittel.
Forsters einzigartige Sammlung von Grafiken aus dem 15. bis 20. Jahrhundert und Gegenstände rund um das Thema Biene bilden den Grundstock des 1983 vom Landkreis Neu-Ulm eingerichteten Bienenmuseums im Illertisser Schloss. Die barrierefreie Sanierung sowie digitale Komponenten wie eine Medienstation mit Bienenquiz oder die Integration der berühmten Biene Maja schlagen die Brücke ins Jetzt. „Dies ist wichtig, da gerade Kinder, Jugendliche und Schulkassen ein ganz wichtiges Publikum für das Museum seien“, lässt Museumsleiter Walter Wörtz wissen. Er sei deshalb froh, dass das Museum nun endlich öffnen kann. Dass das Konzept aufzugehen scheint, zeigt die Tatsache, dass in den ersten Tagen viele Familien mit Kindern unter den Besuchern sind – und sich auch schon ganze Gruppen angekündigt haben, beispielsweise der Dietenheimer Ferienspaß. Mit ihren Kindern Freya und Jann sowie Schwiegermutter Käthe ist Regina Schreivogel aus Dietenheim spontan in die Nachbarstadt gefahren. Der Weg habe sich gelohnt. Mit dem Fahrrad zum Illertisser Schloss gekommen ist Gerda Nägele zusammen mit ihrem Mann Hubert und den beiden Enkeln Noemi und Paul. „Als Illertisserin kennt man natürlich das Museum und war gespannt, wie es nach dem Umbau aussehen wird“, erzählt Gerda Nägele. Die moderne Präsentation der historischen Exponate und Bernsteinfunde sowie die Freilegung und Restaurierung der alten Stuckdecken sei mehr als gelungen. „Mein Opa fertigte Anfang der 1930er Jahre mit seinen Zimmermannskollegen übrigens einen Großteil der Bienenstände für Forster“, verrät Nägele nebenbei, und auch die Forapin-Salbe sei ihr aus früheren Zeiten noch wohl bekannt.
Letztere ist im Museum zusammen mit weiteren Utensilien der Familie Forster und vielen Informationen zum ehemaligen Pharmaunternehmen Mack (zwischenzeitlich Pfizer, heute R-Pharm) im größten der insgesamt fünf Ausstellungsräume untergebracht – aber auch die anderen Museumszimmer im zwischen 1523 und 1595 erbauten Vöhlinschloss lohnen sich, erkundet zu werden.
Info Bis zur offiziellen Eröffnung am 21. September hat das Museum donnerstags bis sonntags, 13 bis 17 Uhr geöffnet, Führungen können unter Telefon (0731) 70 40 – 118 vereinbart werden.
2. August 2016 SWP: ILLERTISSEN

Gute Bienen als Botschafter




Ansgar Batzner, Sabine Hader und Bürgermeister Jürgen Eisen (v.l.) präsentieren das neue Bienenplakat. © Foto: Inge Sälzle-Ranz
Die Biene in Illertissen ist allgegenwärtig: Museum, Rundwanderweg, Imkertag. Jetzt gibt es die Tiere auch auf einem Plakat, gestaltet vom Kunstzirkel.
Schwäbischer Imkertag, Eröffnung des Bienenrundwanderwegs und des Bayerischen Bienenmuseums, neues Bienenhaus auf dem Gelände des Museums der Gartenkultur – sogar eines in Bananenform. Das Thema Biene ist in Illertissen allgegenwärtig. In bester Erinnerung ist auch noch die Aktion „Illertisser Bienenschwarm“ des Kunstzirkels, die vor zwei Jahren viel bunte Bienenkunst Aufmerksamkeit weckte. Der Erlös aus der abschließenden Auktion im Museum der Gartenkultur, bei der die Bienen versteigert wurden, kam dem Benildhospiz zugute. Jetzt hat Sabine Hader, die Vorsitzende des Kunstzirkels, in Zusammenarbeit mit der Stadt Illertissen und dem Illertisser Graphiker Jürgen Bumiller nachgelegt: Die bunten Kunstbienen des Illertisser Bienenschwarms wurden auf ein großformatiges Plakat gebannt. Dieses ist sonntags von 15 bis 17 Uhr in der Galerie Schau mal rein des Kunstzirkels Illertissen (Ecke Bräuhausstraße/Auf der Spöck), im Illertisser Buchladen Buch & Musik sowie im Ladencafé Gartenzimmer in Au zu den üblichen Öffnungszeiten für vier Euro zu erwerben. Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Hospiz zugute, 50 Exemplare von den bisher 250 gedruckten hat die Stadt Illertissen gleich mal gekauft. Bürgermeister Jürgen Eisen, der sie als schöne Geschenkidee ansieht, hat die die ersten bereits verteilt.
Wie Sabine Hader mitteilt, möchte sie die Bienen auch noch als Postkarten oder auf Stofftaschen gedruckt zum Botschafter Illertissens machen.

Wiedereröffnung des Bienenmuseums
Wiederöffnung Nach den umfangreichen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen wird der reguläre Museumsbetrieb im Bienenmuseum Illertissen am Donnerstag, 4. August, aufgenommen. Von Donnerstag bis Sonntag, jeweils von 13 bis 17 Uhr, hat das Museum für große und kleine Bienenforscher geöffnet. Von der Entwicklung der Imkerei bei den Ägyptern bis heute, über das Leben und die Zucht der Bienen bis hin zu einem gläsernen Bienenstock gibt es vieles rund um die Wachs- und Honigproduzentin zu entdecken. Der Eintritt ist frei. Führungen können nach Vereinbarung mit Kulturreferent Walter Wörtz, Telefon (0731) 70?40-118 oder per E-Mail walter.woertz@lra.neu-ulm gebucht werden. INGE SÄLZLE-RANZ 02.08.2016
18. Juli 2016 Bienen

Schwäbischer Imkertag: Illertissen als Bienenstadt




Honigkönigin Sabrina I eröffnet zusammen mit Bürgermeister Jürgen Eisen (links), dem Vorsitzenden des Bezirksverbands Imker Schwaben, Eckard Radke, und dem ehemaligen Bauhofleiter Johann Biber (rechts) den neuen Bienenrundwanderweg. © Foto: Inge Sälzle-Ranz
Im Naturkreislauf sind Bienen extrem wichtig. So lautete die Botschaft beim Schwäbischen Imkertag in Illertissen. Der Mensch muss sie schützen.
4665 aktive Mitglieder zählt der Bezirksverband der Schwäbischen Imker mittlerweile, brachte dessen Vorsitzender Eckard Radke am Sonntag als aktuelle Zahl mit zum Schwäbischen Imkertag nach Illertissen. Zwölf Prozent der Imker sind mittlerweile Frauen, fügte die Bayerische Honigkönigin Sabrina I hinzu. Es war viel Freude darüber zu erkennen, dass die Imkerei derzeit so richtig boomt. „Manche Vereine können die Nachfrage nach der Ausbildung gar nicht mehr bewältigen“, sagte Radke. Das Interesse an Biene und Imkerei war auch am Sonntag in Illertissen groß. Der Präsident des Deutschen Imkerbunds, Peter Maske, wünscht sich, dass angehende Imker ihre Bienenvölker auch wirklich pflegen.
Ein ganzer Tag im Zeichen der Biene: Morgens ging es schon los mit einem Festakt in der Historischen Schranne, anschließend schnitt die bayerische Honigkönigin Sabrina I das Band zur offiziellen Eröffnung des Bienenrundwanderwegs durch. Danach gab es erste Führungen im teilweise fertig gestellten Bayerischen Bienenmuseum, und auf der Jungviehweide startete eine ganze Reihe von Vorträgen und Vorführungen zum Thema Bienen und deren enormem ökologischen Nutzen. „Illertissen war und ist eine Bienenstadt“ betonte Bürgermeister Jürgen Eisen in einer kurzen Ansprache. Die Wiege liegt in der ehemaligen Firma Mack (heute R-Pharm), bei der einst mit Hilfe von Bienengift das Arzneimittel Forapin entwickelt wurde. Ohne den Inhaber des Unternehmens, Karl August Forster, gäbe es das Bienenmuseum nicht, und auch der Auer Kindergarten geht auf die Familie zurück.
Vor zwei Jahren brachte die Kunstaktion „Illertisser Bienenschwarm“ 37 farbenfrohe Kunstbienen hervor. Der neu eröffnete Bienenrundwanderweg geht auf eine Idee von Dr. Reinhard Hemmer zurück, Vorstandsmitglied der Stiftung Gartenkultur. Ein neues Bienenhaus auf dem Gelände des Museums der Gartenkultur wurde durch die Nachkommen der Familie Forster ermöglicht. „Schwärmen Sie aus, sehen Sie sich alles an, es lohnt sich“, forderte der Bürgermeister stolz auf.
„Und wäre nicht der Bauer, so hätten wir kein Brot, und wäre nicht die Biene, so litten alle Not.“ Diesen Leitspruch stellte der Vorsitzende des Kreises Neu-Ulm im Schwäbischen Imkerverband, Walter Burger, an den Anfang seiner Betrachtungen. Landrat Thorsten Freudenberger baute ihn aus: „Ihre Bestäubungsleistung macht die Honigbiene zu einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere in Mitteleuropa“, betonte er.
„Ohne das herausragende Engagement der Imker wäre das Bienensterben, das in den letzten Jahren dramatische Ausmaße angenommen hat, noch viel schlimmer.“ Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbunds, ging auf das Zusammenwirken von Ökologie und Ökonomie ein. Ganz ohne Pflanzenschutzmittel zu arbeiten, sei in der Landwirtschaft nicht möglich, betonte er. Um mehr Naturschutz zu erwirken, wäre es vor allem wichtig, dass die Gesellschaft mehr Geld für Nahrungsmittel ausgibt.
Wie die menschliche Gesellschaft von der Biene lernen könnte, machte Gerd Steinwand zu Beginn des Festakts in einer kurzen geistlichen Andacht deutlich. Er zog Parallelen zum Bienenstaat: Wenn Menschen Strukturen aus dem Leben im Bienenstock übernehmen würden, würde auf politischer Ebene Vieles besser funktionieren, meinte er und forderte die Besucher des Festakts zum Schwäbischen Imkertag auf, den Bienenstock als Vorbild zu nutzen.

Ehrungen beim Imkertag
Ehrungen Landrat Thorsten Freudenberger hat es in seiner zweijährigen Amtszeit zur guten Übung gemacht, bei Ehrungen und Jubiläen als heimisches Produkt Honig zu verschenken. Dafür wurde er am Sonntag als Botschafter für die Imkerei und die Biene geehrt. Der Kreisvorsitzende Walter Burger, der die Ehrung aussprach, erhielt im Gegenzug anschließend aus Eckard Radkes Hand selber die Urkunde in Gold als Auszeichnung für sein Engagement. In Abwesenheit wurde auch der Neu-Ulmer Altlandrat Franz Josef Schick geehrt.
Bienenmuseum Das neue Bayerische Bienenmuseum kann ab 4. August regulär besucht werden. Offizielle Eröffnung ist am 21. September, teilte Landrat Freudenberger am Sonntag mit. Das Bienenmuseum war seit 2009 geschlossen für Sanierungs- und Umbauarbeiten. INGE SÄLZLE-RANZ 18.07.2016
16. Juli 2016 ILLERTISSEN

Bananenhaus für Bienen




Im Inneren der Bananen-Skulptur im Illertisser Vöhlin-Schloss leben 15.000 Bienen - und fühlen sich dort sehr wohl. Foto: Lisa Maria Sporrer
Bienen haben sich im Bananenhaus angesiedelt.
Eigentlich sollten schon einmal Bienen in einer Skulptur im Vöhlin-Schloßhof unterkommen. Dort steht die Jeanne d’Arc der Künstlerin Birgit Maria Jönsson. „Aber die Figur war nicht dicht und dann waren die Bienen weg“, sagte Walter Burger, Kreisvorsitzender der Imker. Vor drei Wochen bekam er dann vom Staudengärtner Dieter Gaissmayer einen Anruf, dass sich ein neuer Wohnort für Bienen ergeben habe: eine Banane auf der Wiese vor dem Museum der Gartenkultur. Gestaltet wurde das große Kunstwerk ebenfalls von der Künstlerin Jönsson. „Aber eigentlich war da die Schwarmzeit schon vorbei“, sagt Burger, denn die gehe nur von Ende April bis Mitte Juni. Das sei die ideale Zeit, Bienen in einen neuen Bienenstock zu versetzen.
Wie der Zufall es aber so wollte, bekam er kurz danach wieder einen Anruf: Vor dem Schwimmbad in Weißenhorn sei ein Bienenstock abgefallen und knapp 15.000 Bienen schwirrten nun dort herum. Mit einigen Helfern fuhr Burger zum Schwimmbad, machte die Königin ausfindig und schaffte es so, den Schwarm nach Illertissen zu transportieren, wo er in der Banane auf dem Gelände der Staudengärtnerei eine neue Heimat fand. „Wir haben in der Banane einen Naturbau“, erzählt Burger. Das bedeutet, nur die Baurichtung der Waben sei den Bienen vorgegeben, und die hätten fleißig damit angefangen. Wenn man in das Innenleben der Banane schaut, könne man gut die Wabengassen sehen, sagte Burger, und: „Die fühlen sich darin scheinbar sehr wohl.“ LISA MARIA SPORRER
12. Juli 2016 SWP: Illertissen

Fleißig wie die Biene am Museum gearbeitet




Eine Besonderheit ist der Schau-Bienenstock, wobei die Krainer-Bienen durch einen gläsernen Flugkanal in einen Bienenstock fliegen und in den Waben von den Besuchern beobachtet werden können. © Foto: Lisa Maria Sporrer

Das Bienenmuseum in Illertissen öffnet demnächst. © Foto: Lisa Maria Sporrer

Museumsleiter Walter Wörtz führt durch die Ausstellung des Illertisser Bienenmuseums. © Foto: Lisa Maria Sporrer

Illertissen / LISA MARIA SPORRER 12.07.2016
Das Warten auf die Eröffnung des Bienenmuseums im Vöhlinschloss hat bald ein Ende. Derzeit laufen die letzten Innenarbeiten für die Dauerausstellung. Einen kleinen Einblick, wie die fertige Ausstellung im Bienenmuseum im Illertisser Vöhlinschloss dann aussehen wird, gab Museumsleiter Walter Wörtz bei einer Exkursion durch die Räumlichkeiten im ersten Stock vorab schon dem Landrat Thorsten Freudenberger und dem Bürgermeister Jürgen Eisen. Letzterer freute sich besonders, dass die Eröffnung wie geplant, am kommenden Wochenende im Rahmen des Schwäbischen Imkertags stattfinden wird. „Schließlich ist das Museum ein Stück Illertissen“, sagte Eisen.
Ganz fertig wird das Bienenmuseum bis dahin allerdings noch nicht sein. Von den fünf Räumen, die thematisch aufgeteilt sind, und über die Bernsteinbiene, die Jungbiene, die Stockbiene, die Königin und die Sammelbiene informieren wird, wird lediglich ein Raum vorzeigbar sein. Aber der wird einen guten Vorgeschmack geben, auf das, was dann am 21. September zur offiziellen Eröffnung fertig sein soll.
In dem bisher größten der insgesamt fünf Räume werden am Sonntag Führungen angeboten. Dann wird Wörtz mit seinen Mitarbeitern dort auch die regionale Geschichte der Biene vorstellen. Etwa den Aspekt, dass der erste deutsche Imkerverband 1843 in Aschaffenburg gegründet wurde, der erste Schwäbische 1866, und 1885 folgte dann Illertissen. Auf hochwertigen Holzverkleidungen ist in dem Raum die Geschichte der in Illertissen ansässig gewesenen pharmazeutischen Firma Mack zu lesen, samt Ausstellungsexponaten und Zeitdokumenten. Und natürlich fehlt auch die berühmte Biene Maja nicht, sagt Wörtz, der auf die Erstausgabe mit Lithografien hinweist, die Fritz Franke 1912 in Berlin veröffentlicht hat.
Der erste fertige Raum hält auch multimediale Höhepunkte bereit. So kann man dort neben der Betrachtung von historischen Kupferstichen und ausgestellten Bienenzeitungen an Medien-Stationen sein Wissen über die Biene testen. Es wird historische schwarz-weiß Filme über das kleine Insekt geben, „und die Fotos die hier hängen, sind exklusiv für uns entstanden“, freut sich Wörtz.
Eine Besonderheit ist auch der Schau-Bienenstock für jung und alt, wobei die Krainer-Bienen durch einen gläsernen Flugkanal in einen Bienenstock fliegen und in den Waben von den Besuchern beobachtet werden können. Der Imker Ernst Häderer aus Dorndorf betreut dabei das Bienenvolk.
„Die Ausstellung wird schlussendlich so konzipiert sein, dass man sie in einer Stunde erfahren kann“, sagt Wörtz, der sich auch über die Ausgestaltung der Räumlichkeiten freut. Denn: dadurch, dass die Fenster nicht verdeckt wurden, sind die Räume freundlich und hell und mit knalligen Farben nicht ermüdend wie in anderen Museen.
„Wir haben auch einen überregionalen Anspruch“, sagte Wörtz und stieß damit bei Landrat Freudenberger auf offene Ohren. Nicht ohne Grund heißt das Museum künftig Bayerisches Bienenmuseum. Auch eines der ältesten Zeugnisse der Biene, eine kleine Silberdrachme aus dem Jahr 500 vor Christus mit einer abgebildeten Biene, wird in Illertissen zu sehen sein. Den Anspruch, den Walter Burger, Kreisvorsitzender der Imker in Neu-Ulm, für den schwäbischen Imkertag formuliert, trifft erst recht auf das Bienenmuseum zu: „Wir wollen nicht nur Imker ansprechen, sondern eine breite Öffentlichkeit.“

Imkertag, Bienenweg und Bienenmuseum
Eröffnung Am Sonntag wird Illertissen ganz im Zeichen der Biene stehen: Um 9.30 Uhr beginnt der Festakt, in dessen Rahmen auch der Bienenrundwanderweg eröffnet wird. Ab 11.30 Uhr führt Walter Wörtz durch das Bayerische Bienenmuseum und auch die Bayerische Honigkönigin Sabrina I. wird sich Zeit für eine Autogrammstunde nehmen. Ab Donnerstag, 4. August, wird das Museum zu den regulären Öffnungszeiten zu besuchen sein: Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Ganz fertig wird es allerdings aller Voraussicht erst am 21. September. Dann ist offizielle Eröffnung.
Bayerisches Bienenmuseum 1983 wurde das „Karl-August-Forster-Bienenmuseum“ in Illertissen durch den Namensgeber gegründet. Während seiner langjährigen Beschäftigung mit der Honigbiene sammelte er alles rund um die Biene. Diese Sammlung stiftete er zur Einrichtung eines Museums. Der damalige Landrat und passionierte Imker Franz Josef Schick ermöglichte die Trägerschaft durch den Landkreis Neu-Ulm. 26 Jahre lang war das Museum ein Publikumsmagnet. Nach langwierigen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen des Vorderen Vöhlinschlosses wird das Museum bald als „Bayerisches Bienenmuseum – Sammlung Forster“ mit neuer Dauerausstellung wieder eröffnet. Der Besucher wird auf drei Informationsebenen (Biologie der Biene/ Mensch und Biene/ Bienenleben) durch fünf Themenräume geführt. lms
22. Juni 2016 SWP: Illertal

Walter Burger gibt den Vorsitz beim VdK-Ortsverband Illertal auf




Streit mit Ulm: Walter Burger aus Dietenheim tritt vom Amt des VdK-Vorsitzenden zurück. Foto: Dieter Gräter
Illertal / ADRIENNE BILITZA 22.06.2013
Walter Burger will nicht mehr: Der Vorsitzende des VdK Illertal tritt zurück. Schuld daran ist ein Streit über das richtige Geschenk für 90-Jährige.
"Wegen Unstimmigkeiten mit dem VdK Kreisverband Ulm ist es mir nicht mehr möglich, den erste Vorsitzenden des VdK Ortsverband Illertal weiterzuführen": Diese Nachricht verbreitete Walter Burger aus Dietenheim dieser Tage. Der Grund? Burger stört sich an der Vergabe von City-Gutscheinen für die Stadt Ulm an die Jubilare im Kreisverband. "Das lasse ich mir nicht bieten", argumentierte er auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE/Illertal Bote.
Hintergrund: Vor zwei Jahren hat der Kreisverband Ulm beschlossen, den Jubilaren zu ihrem 90. Geburtstag Geld zu schenken. An die Ortsverbände wurden je Geburtstagskind 30 Euro in bar ausbezahlt. Das Geld sollte den Neunzigjährigen am Geburtstag im Namen des Kreisverbands überreicht werden. "Das war aber ein Schuss in den Ofen", urteilt Georg Sihler, Vorsitzender des Kreisverbands Ulm. Nicht immer habe man sicher sein können, dass das Geld auch bei den Jubilaren ankommt. "Wenn wir nachgefragt haben, stellte sich oft heraus, dass die Geburtstagskinder nur eine Flasche Wein bekommen haben." Der Rest sei wohl in der Ortsverbandskasse verschwunden. "Ich kenne doch meine Schwaben!", sagt Sihler. Außerdem hätten die Verantwortlichen der Ortsvereine beim Besuch der Jubilare häufig auch nicht erwähnt, woher das Geschenk stamme. Deshalb habe sich der Kreisverband vor einem Jahr für die Lösung "Geld in Form eines Gutscheins" entschieden. Seither werden Einkaufsgutscheine für Ulm im Wert von 30 Euro direkt an die Jubilare verschickt. Sihler: "Das fanden auch alle Ordnung - bis auf Herrn Burger, der war von Anfang gegen diese Gutscheine."
Bei der jüngsten Sitzung des Kreisverbandes kam es erneut zu einer Auseinandersetzung. Burger habe gefordert, der Kreisverband solle die Entscheidung zurücknehmen. Dem wurde nicht entsprochen, worauf Burger den Saal verlassen habe.
"Er ist der einzige von 31 Ortsverbands-Vorsitzenden auf Kreisebene, der mit dieser Lösung nicht einverstanden ist", erklärt der VdK-Funktionär aus Ulm. "Alle anderen finden die Idee gut." Bisher hat Sihler vom Landesverband Stuttgart noch keine offizielle Nachricht bezüglich Burgers Kündigung erhalten. Die Geschäfte erledigt derzeit Burgers Stellvertreterin Brigitte Schilbach.
Burger rückte auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE nicht von seiner Meinung ab. "Das ist nichts für hier, die Gutscheine kann man nur beim Einkaufen in Ulm einlösen. Der Zuschuss vorher war viel besser." Er habe nicht vor, seine Kündigung zurückzunehmen. "Für mich ist der Kessel geflickt."
9. Juni 2016 SWP: ULM

Immer im Mai schwärmen die Bienen aus - heuer besonders oft




Bienenschwarm auf dem Wochenmarkt: Er hat sich auf einem Marktstand-Zelt niedergelassen, um durch die Feuerwehr eingesammelt zu werden. © Foto: Volkmar Könneke
Ulm / HANS-ULI THIERER 09.06.2016
Immer im Mai schwärmen die Bienen aus. Und stets ist die Feuerwehr gefordert – auf dem Münsterplatz in diesem Frühjahr schon zum fünften Mal.
Es ist, weiß der Imker, nichts besonderes, dass im Mai bis Anfang Juni Bienen ausschwärmen. Vereinfacht gesagt – Bienenzucht ist eine Wissenschaft für sich – ist es so, dass dann Jung-Bienenköniginnen schlüpfen und alte Königinnen machen sich mit ihren Flugbienen aus dem Staub – als Schwarm. Um hohe Honigerträge zu bekommen, ist der Imker auf möglichst große Bienenvölker aus, trachtet also danach, Weiselzellen auszusortieren, aus denen Bienenköniginnen werden. Was nicht immer gelingt. Dass Imker landauf, landab berichten, in diesem Jahr gebe es besonders viele Schwärme, kann nun durchaus mit dem verrückt spielenden Wetter zusammenhängen, vermuten Stadthaus-Chefin Karla Nieraad und Stadthaus-Techniker Franz Nägele. Er ist Imker und der Mann der Bienen im Stadthaus, die dort auf dem Dach seit drei Jahren gehalten werden. Bei schlechtem Wetter bilden sich keine Schwärme und in Bienenhäusern steigt die Wahrscheinlichkeit, dass neue Königinnen heranwachsen. Alt-Königinnen schwärmen dann bei der nächsten (Gutwetter-)Gelegenheit aus. 2016 war dies schon einige Male der Fall, aber nicht nur mit Stadthaus-Bienen. Jedenfalls musste die mit Schöpfkästen und Katzenkörben ausgerüstete Feuerwehr in diesem Frühjahr allein bereits fünfmal auf dem Münsterplatz anrücken, um Bienen einzusammeln. Ein besonders großer Schwarm hatte sich erst jetzt wieder auf dem Zeltdach eines Marktstandes niedergelassen – um fachmännisch versorgt zu werden.
8. April 2016 SWP: Illertissen

Die Biene im Mittelpunkt




Rund ums neue Bienenhaus summt es schon auf der Illertisser Jungviehweide. © Foto: Inge Sälzle-Ranz
Illertissen / INGE SÄLZLE-RANZ 08.04.2016
Rundgang im Bayerischen Bienenmuseum, Eröffnung des Bienenrundwegs und des Bienenhauses: Beim Schwäbischen Imkertag 2016 dreht sich in Illertissen alles um die Insekten. Veranstalter hofft auf Sponsoren.
Acht Ortsvereine mit insgesamt 320 Mitgliedern, davon 280 aktiven Imkern, gibt es im Kreisverband Neu-Ulm. Der Illertisser Ortsverband wurde vor einigen Jahren aufgelöst, wer in Illertissen Bienen züchtet, ist inzwischen bei einem der anderen Ortsverbände untergeschlüpft. Das Thema Biene ist wichtig für die Stadt - durch ihren geschichtlichen Bezug zur pharmazeutischen Firma Heinrich Mack, durch die Museen, nicht zuletzt durch die Bienenaktion des Kunstzirkels vor zwei Jahren. Am Sonntag, 17. Juli, soll nun der Schwäbische Imkertag 2016 zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit für das fleißige Nutztier und seine ökologische Bedeutung leisten - etwa mit der Eröffnung des Bienenrundwanderwegs, mit Vorträgen im Museum der Gartenkultur und Führungen im Bayerischen Bienenmuseum, mit Ausstellungen und Workshops.
Ums neue Bienenhaus beim Museum der Gartenkultur summt es bereits kräftig. Ernst Häderer aus Dorndorf hat dort sechs Völker eingesetzt, die um die Einfluglöcher der Kästen schwirren, bei wolkigem Himmel weniger, bei Sonnenschein mehr. Drei Jahre schon profitieren seine Bienen von den optimalen Verhältnissen auf der Jungviehweide. In Dorndorf und Illerrieden hat der Züchter, der das Hobby vor 20 Jahren vom Vater übernahm, weitere Völker. Im Bienenhaus und auch daneben im Haus des Gartenbauvereins Illertissen wird es am Schwäbischen Imkertag viel Interessantes für die Besucher zu sehen und zu hören geben.
In den Räumen des Bienenmuseums sind andere fleißige Arbeiter am Werk: "Wir sind gerade am Einbau der Dauerausstellung", sagt Museumsleiter Walter Wörtz. Bis zum 17. Juli werde es zwar nicht klappen mit der allgemeinen Öffnung des Museums. Aber an dem Tag stehen zwei Führungen durch die Dauerausstellung auf dem Programm: um 11.30 und 13.30 Uhr. Die Eröffnung des Museums mit Verkaufsraum im Erdgeschoss erfolgt im Herbst.
Der Schwäbische Imkertag beginnt am 17. Juli um 9.30 Uhr mit einem Festakt und der Eröffnung des Bienenrundwanderwegs beim Rathaus. Der Lehrpfad, auf dem sich der Wanderer mit der zentralen Bedeutung der Biene für das Ökosystem auseinandersetzen soll, führt über das Schloss, wo im Museum über die Bedeutung der Biene für Illertissen informiert wird. Bekanntlich gab es im Stadtteil Au einst mit 3000 Völkern die größte Bienenfarm Europas. Die Firma Heinrich Mack produzierte mit Bienengift das Rheumamittel Forapin. Vom Schloss aus führt der Weg über Illertissens Norden zur Jungviehweide - mit Baumlehrpfad, Museum der Gartenkultur, Bienenvölkern, Bienenweide, Bienenhaus.
Im Museum der Gartenkultur gibt es Führungen und Fachvorträge. Auch ein Workshop wird angeboten. Verschiedene Aussteller zum Thema Biene sind auch vor Ort: vom Imkereibedarf über den Landesbund für Vogelschutz bis zum Gartenmarkt und einer Brennerei.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist kostenlos, wie Walter Burger, Kreisvorsitzender des Imkerverbands, im Kultur-, Bildungs- und Sozialausschuss betonte. Spenden seien allerdings willkommen, auf Sponsoren hofft er auch. Von der Stadt Illertissen gab es 750 Euro als Zuschuss. Zwischen den Veranstaltungsorten wird ein Shuttlebus verkehren. Infos unter www.imkerkreisverband-neu-ulm.de
14. Dezember 2015 SWP: BIENE

Wetter verwirrt Honigbienen: Experte fürchtet um das Überleben vieler Völker




Bienen sehen den Frühling nahen. © Foto: © Alexander Potapov, Fotolia.com
Region / CLAUDIA SCHÄFER 14.12.2015
Das wechselhafte Wetter sorgt für Frühlingsgefühle in den Bienenstöcken. Walter Burger vom Neu-Ulmer Kreisimkerverband macht sich Sorgen um die fleißigen Insekten. Helfen kann man ihnen nämlich nicht.
Über 20 Grad im November, über zehn im Dezember, Dauerfrost und Schnee Fehlanzeige. Was Wintermuffel freut, ist für Honigbienen purer Stress. Sie bringt das Wetter total aus dem Takt, weil sie den Frühling nahen sehen. Der Vorsitzende des Neu-Ulmer Kreisimkerverbands, Walter Burger, fürchtet um die Gesundheit und das Überleben vieler Völker. Er sagt aber auch: Die Imker haben kaum Möglichkeiten, den Bienen zu helfen.
Seit 35 Jahren ist Burger Imker, er hat sieben Völker. Früher, erzählt er, habe es noch richtige Jahreszeiten gegeben, auf die sich die Honigbienen hätten einstellen können. Im Winter blieben die Insekten in ihrem Stock und ernährten sich vom Futter, das der Imker im Herbst bereitgestellt hatte. Mit der Haselblüte im Februar kam wieder mehr Leben ins Volk. Die Insekten flogen aus, brachten erst Haselpollen, später dann Weidenpollen, dann den Pollen der Obstbäume und von den Rapsfeldern in den Stock. Dem Nahrungsangebot entsprechend legte die Königin Eier, bis das Volk im Frühsommer auf seine volle Stärke angewachsen war. Im Hochsommer und Herbst wurden die Bienen mit dem nachlassenden Blütenangebot immer ruhiger und stellten sich auf den Winter ein.
So funktioniere das heute nicht mehr, sagt Walter Burger. Die Blütezeiten der Bienenfutterpflanzen haben sich angeglichen, so dass die Völker "erst sehr viel auf einmal und dann nur noch wenig Nahrung" finden. Völker wachsen zu schnell und finden dann später nicht mehr genug zum Fressen.
Dieses Jahr sei es noch extremer, berichtet Burger. Der warme Spätherbst habe den Insekten vorgegaukelt, es sei schon Frühling. Also flogen die Bienen aus, fanden aber keine Nahrung. So machten sie sich über das eigentlich für den Winter gedachte, vom Imker bereit gestellte Futter her. Die Königinnen fingen an, Eier zu legen. "Alle Signale standen auf Frühling."
Vollends zur Verwirrung der Insekten trage die von vielen Bauern praktizierte Begrünung abgeernteter Getreidefelder mit Büschelschön (Phacelia) bei, das die Bodenerosion verhindern soll und vom Staat finanziell gefördert wird, sagt der erfahrene Imker. Weil die lila Blüten der Phacelia nicht nur hübsch aussehen, sondern auch eine Bienenweide sind, tragen die Insekten noch im Spätherbst große Mengen Pollen in den Stock. Das Volk kommt nicht wie früher zur Ruhe. "Unsere Biene ist darauf gezüchtet, dass sie möglichst viel Honig produziert", sagt Burger. "Sie verausgabt sich also in ihrem Drang, möglichst viel Pollen zu ernten." Wenn dann trotz der zu warmen Witterung irgendwann das Nahrungsangebot wegbricht, brauchen die Bienen sehr schnell ihr Winterfutter auf.
Einfach mitten in der kalten Jahreszeit nachzufüttern und den Tieren so über den Winter zu helfen, funktioniere nicht, sagt Burger. Die Insekten könnten nicht unterscheiden, ob sie selbst oder die Imker die Speisekammer füllten. Und eine volle Speisekammer heiße nun einmal Frühling und sei für die Königin das Signal, Eier zu legen. "Diese Brut zu versorgen, kostet das Volk dann zusätzlich Kraft."
Also können die Imker nur darauf hoffen, dass das Wetter kühler wird. Wenn dies bald geschehe, werde die bereits gelegte Brut wieder aus den Waben geräumt. Ein Volk ohne Brut könne auch besser gegen die gefährliche Varroa-Milbe geschützt werden, erklärt Burger: Die für die Milben tödliche Oxalsäure, die die Imker im Winter in den Stöcken ausbringen, "impfe" nur Bienen, nicht aber Larven in den Brutkammern. Sei in einem Volk heuer wegen des Wetters Brut vorhanden, könne die Varroa in den Kinderstuben des Bienenvolks überleben und später das ganze Volk befallen, sagt Burger. Ein Bienensterben habe dann sehr negative Auswirkungen auf die Ernte.
Für den erfahrenen Imker stellt sich deshalb die Frage: "Haben wir die falsche Biene?" Das auf Großproduktion hin gezüchtete Insekt, das für ein Rapsfeld oder eine Löwenzahnwiese einen blühenden Apfelbaum links liegen lässt, ist womöglich nicht mehr anpassungsfähig und robust genug. Schon übernimmt die kleine Wildbiene viele wichtige Aufgaben der Honigbiene, etwa die Bestäubung von Obstbäumen und Beerensträuchern.
10 März 2015 Lokales (Illertissen)

Bienen: Ein Drittel hat nicht überlebt




Bei frühlingshaften Temperaturen herrschte bei den Bienenstöcken auf der Wiese vor dem Museum emsiges Treiben. Bild: Zita Schmid
Imker fürchten um die Immenvölker
Von Werbeslogans wie „Einfach und süß – selber imkern“, hält der Vorsitzende des Imker Kreisverbands Neu-Ulm, Walter Burger, nichts. Bevor jemand mit der Honigproduktion beginnt, sollte er sich zunächst viel Fachwissen aneignen, meint er. Die Teilnehmer bei der Anfängerschulung für Imker im Illertisser Museum der Gartenkultur taten den ersten Schritt in diese Richtung. Verteilt auf zwei Tagen stand bei dem Kurs mit 55 Teilnehmern theoretisches Grundwissen über das Bienenwesen und Bienenvolk sowie über deren jahreszeitliche Tätigkeiten auf dem Programm.
Für Einsteiger ist es nach den Worten von Burger ideal, sich mit einem erfahrenen Imker zusammenzutun. Bei diesem und unter dessen Obhut könne dann zunächst ein Bienenvolk betreut werden, bevor man sich quasi selbstständig mache. Honig kennt die Menschheit schon seit Jahrtausenden. In Pharaonengräber beispielsweise wurde er als Grabbeilage gefunden. Früher haben die Menschen die Waben einfach ausgedrückt oder ausgelutscht. Heute wird der Honig bekanntlich mit einer Schleuder aus dem Wachs heraus zentrifugiert.
Während die „Honigproduktion“ in Prinzip die gleiche geblieben ist, hat sich das natürliche Umfeld für die Bienen stark zum Schlechten verändert. Monokulturen mit überwiegend Maisanbau bestimmen heutzutage die Agrarlandschaft. „Wenn der Löwenzahn und der Raps verblüht sind, blühen keine Blumen mehr auf den Wiesen“, sagt Burger, und die Tiere fänden nicht mehr genug Nahrung. Stark zugesetzt hat den heimischen Völkern auch die Varroamilbe. Der Schädling, der laut Burger vor rund 35 Jahren aus dem asiatischen Raum eingeschleppt wurde, entwickelt und vermehrt sich in der Brut im Bienenstock. Imker vermuten, dass heuer ein Drittel der Bienen den Winter wegen des Parasitenbefalls nicht überlebt haben.
Nicht nur in puncto Schädlingsbekämpfung sollte ein Imker sein Wissen immer wieder aktualisieren und regelmäßig Fortbildungen besuchen, fordert Burger. Leider sei es eine Tatsache, dass es ohne Betreuung der Völker durch die Imker keine Bienen mehr gäbe.
Die Imkerschulung im Gartenmuseum ist an diesem Tag bereits fortgeschritten – und draußen vor dem Gartenmuseum brummt es bereits. Denn in den drei Stöcken auf der Wiese ist dank der frühlingshaften Temperaturen das Leben nach einem langen Winter wieder erwacht. Im mittleren Kasten geht es am eifrigsten zu. Dort herrscht reger Ein- und Ausflugsverkehr. Vielleicht ist es dort drin am wärmsten, vermutet Burger. 35 Grad „Betriebstemperatur“ soll es in einem Stock stets haben. Auch im Sommer bei großer Hitze. Dann tragen Bienen Wasser hinein und sorgen durch Fächeln mit ihren Flügeln für Verdunstungskälte. „Ja, die Bienen sind schon ein Naturphänomen“, sagt Burger und seine Leidenschaft für die emsigen Tierchen kann er dabei nicht verbergen. (zisc)
7. März 2015 SWP: ULM

Entwarnung für Imker




Foto: © Alexey Protasov /Fotolia.com © Foto: © Alexey Protasov /Fotolia.com
"Milder Winter: Ein Drittel der Bienenvölker ist tot": Das berichteten Mitte dieser Woche viele Medien. Tatsächlich ist die Lage längst nicht so dramatisch - zumindest nicht im Südwesten.
Der Winter ist in der Tierwelt bekanntlich eine Zeit der Auslese - auch unter Bienen. Endet die Jahreszeit, stellt sich dem Imker deshalb stets die Frage: Wie viele meiner Honigproduzenten haben überlebt? Mitte dieser Woche gab es da keine guten Nachrichten. Passend zum meteorologischen Frühlingsanfang berichteten viele Medien unter Berufung auf den Deutschen Imkerverband von katastrophalen Schäden. Etwa 30 Prozent der Bienenvölker seien dem vergangenen Winter zum Opfer gefallen. Normalerweise sterben rund zehn Prozent. Grund genug, mal im Südwesten nachzufragen, ob die Lage wirklich so dramatisch ist. "In Baden sind bis jetzt keine Auffälligkeiten gemeldet", antwortet Ekkehard Hülsmann, Präsident des Landesverbandes Badischer Imker, nüchtern per E-Mail. "Wir warten das wärmere Wetter ab und bekommen dann mehr Infos, wie unsere Bienenvölker durch den Winter gekommen sind." Alles also gar nicht so schlimm? Genau. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim, schließt sich Hülsmanns Einschätzung grundsätzlich an: "Bisher zeichnet sich zumindest keine Katastrophe ab."
Bleibt die Frage: Wie konnte es zu diesen Katastrophenmeldungen überhaupt kommen? Eine Sprecherin des Deutsches Imkerverbandes sagt: Die 30-Prozent-Schätzung für Deutschland basiere "auf einer Herbstumfrage von Bieneninstituten", und diese würde "meistens ungefähr" stimmen.
Diese Prognose trifft zumindest für Baden-Württemberg in diesem Jahr also nicht so ganz zu. "Im Herbst", sagt Rosenkranz, "haben wir tatsächlich mit dramatischen Verlusten gerechnet, die sich allerdings bisher zumindest nicht flächendeckend bestätigt haben."
Die Verluste werden aber höher sein als das Jahr zuvor, sagt der Bienenexperte, und zwar aus zwei Gründen: 2014 fiel die Varroa-Vermehrung - eine für Bienen sehr gefährliche Milbenart - äußerst stark aus, und die klimatischen Bedingungen während der Sommerbekämpfung mit Ameisensäure waren extrem schlecht. Das genaue Ausmaß der Schäden, sagt Rosenkranz, werde sich zeigen, "wenn die Völker ausgewintert sind, sprich wenn der erste Pollen eingetragen und neue Brut angelegt ist".
24. Februar 2015 SWP: Attenhofen

Bienenvölker diesen Winter stark dezimiert




Von Varroamilben befallene Bienen: Imker klagen über hohe Verluste. © Foto: Archiv

Walter Burger, Kreisvorsitzender der Imker, warnt vor Bienendieben. Fotos: Patrick Fauß

Eckard Radtke, Landesvorsitzender der Imker, betreibt eine Bio-Imkerei im Allgäu.
Diesen Winter hat es die Honigbienen schwer erwischt. Ein Viertel bis ein Drittel der Völker werden kommendes Frühjahr wohl fehlen. Auch im Landkreis Neu-Ulm sind die Verluste groß, sagen die Imker.
Immer mehr Menschen im Landkreis interessieren sich für Bienen. Beim Kreisverband der Imker ist die Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 315 Mitglieder sind es derzeit. Unter anderem mit Einsteigerkursen ist es dem Kreisverband gelungen, Interesse für die Honigbiene zu wecken. Im Gegensatz dazu nimmt die Bienenpopulation dagegen seit Jahren ab. "Dieses Jahr ist es besonders schlimm", sagte der Kreisvorsitzende Walter Burger bei der Kreisversammlung der Neu-Ulmer Imker in Attenhofen. Um ein Viertel bis ein Drittel seien die Bienenbestände seit Herbst dezimiert.
Die Verluste werden auch die bislang 1800 Bienenvölker im Kreis betreffen. Etwa 1400 Völker werden wohl noch übrig bleiben, sagte Burger - "ein dramatischer Verlust". Ein Grund ist der insgesamt zu warme vergangene Winter sowie ungünstige Wetterverhältnisse im Mai, als die Bekämpfung der Varroamilbe mit Ameisensäure anlaufen sollte. Auch zahlreiche Imkeranfänger mussten den Verlust ihrer Völker beklagen, erläuterte Burger. Eine Erfahrung, die letztlich keinem Imker erspart bleibt. Burger mahnte die Imker außerdem zur Wachsamkeit: Die hohen Verluste verleiteten immer mehr zum Diebstahl von Bienenstöcken.
"Die Bienen in Deutschland und anderen Industrieländern sind tatsächlich bedroht." Das betonte auch Landrat Thorsten Freudenberger vor den rund 100 Imkern. Neben der Varroamilbe belasteten zunehmende Monokulturen, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Ackerbau, Transportstress beim Umsetzen der Stöcke und genmanipulierte Pflanzen die Tiere. Durch die Bestäubung von Pflanzen spiele die Biene jedoch weltweit eine bedeutende Rolle in der Nahrungsmittelproduktion. Deshalb sei das Insekt nach Rind und Schwein drittwichtigstes Nutztier in der Volkswirtschaft.
Manfred Enderle, Amtstierarzt beim Landratsamt in Neu-Ulm, rief die Imker auf, sich registrieren zu lassen. Der Befall der Honigbienen mit Varroamilben werde staatlicherseits bekämpft. Dazu sei aber notwendig, dass dem Amt alle Imker im Landkreis bekannt sind. Um eine Ausbreitung sinnvoll bekämpfen zu können, müssten zum Beispiel alle Bienenstöcke einer Region gleichzeitig mit Ameisensäure behandelt werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass befallene Bienen die Schädlinge wieder einschleppen.
Zum Ende der Veranstaltung sprach Eckard Radtke, Vorsitzender im Landesverband Bayerischer Imker, über Biohonig. Dessen umwelt- und tierschonende Herstellung werde genauer kontrolliert, sagte der Betreiber einer Bio-Imkerei in Dietmannsried (Landkreis Oberallgäu). Außerdem seien fürs Ausschwärmen nur Areale erlaubt, auf denen die Bienen umweltgerechte Bio- oder Wildkulturen finden. Der Zucker, den Imker den Bienen im Austausch für den Honig geben, stammt dann selbstverständlich ebenfalls aus Bioproduktion. Kaum eine Chance gegen die Varroamilbe
Schädling Vor 100 Jahren wurde die Varroamilbe auf der Insel Java in Indonesien entdeckt. In den 1970er Jahren gelangte der Bienenparasit nach Deutschland und breitet sich seither weiter aus. Die Milbe saugt Blut an Larven und Bienen und vermehrt sich innerhalb weniger Wochen rasant. Da europäischen Bienen das Putzverhalten ihrer asiatischen Artgenossen fehlt, haben sie kaum eine Chance gegen den Schädling. Imker müssen die Parasiten mit biologischen Säuren oder durch Einsammeln dezimieren. Da es in der Region keine wilden Honigbienen mehr gibt, findet keine natürliche Selektion statt, mit der sich die Biene normalerweise selbst helfen würde. Fast alle Honigbienenvölker in Deutschland sind von der Varroamilbe befallen. Wilde europäische Bienenvölker gibt es noch in Polen oder im Ural.
5. Februar 2015 Lokales (Illertissen)

Der Bienenwanderweg nimmt Gestalt an


ILLERTISSEN

In Illertissen soll es schon bald einen Bienenwanderweg geben.Bild: Symbolbild: Donat Waltenberger
Stadträte entwickeln mit Ideengeber Reinhard Hemmer das Projekt weiter - und haben dabei kreative Ideen. VON RALPH PATSCHEIDER
Auf den Tischen der Stadträte lag ein überdimensional großer Ausschnitt der Illertisser Zeitung von 24. April 1964. Darin wurde über eine Ehrung für den Fabrikanten Karl August Forster berichtet und das hatte im Kulturausschuss indirekt mit dem Tagesordnungspunkt zu tun, den Reinhard Hemmer bestritt. Forster hatte in seiner Pharma-Firma Mack in Au (heute R-Pharm) eine weltbekannte Salbe entwickelt, deren Wirkstoff aus Bienengift gewonnen wurde. Hemmer, Vorstandsmitglied der Stiftung Gartenkultur, will die besondere Bedeutung der Biene für Illertissen mit einem attraktiven Angebot für Touristen und Einheimische hervorheben. Er hat vorgeschlagen, einen Bienenwanderweg beziehungsweise -lehrpfad zu schaffen (wir berichteten) und ist dabei auf offene Ohren bei Stadt und Stadträten gestoßen. In Zusammenarbeit mit Bauhofleiter Johann Biber sind die Pläne inzwischen weit vorangekommen. Nun hat Hemmer seine Vorstellungen im Kulturausschuss nochmals präzisiert.
Demnach soll sich der Bienenlehrpfad nun auf zwei Wanderstrecken verteilen. Ein etwa 3,8 Kilometer langer Weg soll vom Rathaus über Schloss und Bienenmuseum sowie eine Schleife auf Illerleite und Weiherhalde wieder zurückführen. Dort werden an verschiedenen Stationen Honig- und Wildbienen, Nutzpflanzen oder Imkerarbeit vorgestellt und durch Mitmach-Tafeln ergänzt. „Wir sind jetzt der Meinung, dass eine solche Streckenlänge für die meisten Wanderer und Spaziergänger mehr als lang genug ist“, so Hemmer. Die längere Streckenvariante erreicht das ursprüngliche Ziel. Hemmer wollte für Wanderer eine Verbindung zwischen Stadt und Museum der Gartenkultur schaffen, in dessen Programm die Biene auch einen festen Platz einnehmen wird. Das bedeutet aber eine Wanderstrecke von einigen Kilometern mehr. „Das schafft nicht jeder“, weiß Hemmer.
Für seinen Auftritt im Kulturausschuss hatte er eine Präsentation vorbereitet, die die Bedeutung der Honig- und die eigentlich noch größere Bedeutung der Wildbienen herausstellte. Hemmer: „Nach Rind und Schwein unser drittwichtigstes Nutztier.“ Er stellte andere Bienenwanderwege vor und unterbreitete Vorschläge, welche Stationen die Wanderer vorfinden sollten. („Ein von ehrenamtlichen Imkern betreutes Bienenhaus wäre schön.“)
Überzeugungsarbeit musste Hemmer nicht mehr leisten. Es stand zwar die Frage im Raum, ob die Stadt das Projekt mit 10000 Euro stemmen könne, was die SPD begrüßen würde. Oder sollten doch knapp 30000 Euro als Kostenrahmen angesetzt und damit die Chance erhöht werden, von Freistaat, Landkreis oder von Verbänden höhere Zuschüsse zu ergattern?
Insgesamt begrüßten die Ausschussmitglieder das Vorhaben aber uneingeschränkt. Sie machten sich sogar Gedanken, wie das Bienenweg-Projekt gefördert werden könne. Geschäftsfrau Susanne Kränzle-Riedl war etwa der Ansicht, dass sie und andere Einzelhändler sich als Sponsoren engagieren sollten. Denn der Bienenwanderweg bringe ja auch Besucher ins Städtle. Die Kollegen könnten ja ein Sparkässle aufstellen, sie selbst wolle den Erlös aus dem Verkauf von T-Shirt mit Bienenaufdruck spenden, die Gastronomie könne ein Bienenfrühstück anbieten oder es wäre auch denkbar, dass es eine Praline mit Biene gebe, so Kränzle-Riedl.
Obwohl laut Tagesordnung nur eine Beratung vorgesehen war, ließ Bürgermeister Jürgen Eisen am Ende über den Kostenrahmen abstimmen. Mit 8:2-Stimmen entschied sich der Ausschuss für den Betrag von genau 28575 Euro.
4. Februar 2015 ILLERTISSEN

Neuer Lehrpfad: Illertissen fährt auf Biene ab




Honigproduktion ist nur ein Wert, den die Bienen für den Menschen haben. © Foto: Boris Roessler (dpa)
Bienenmuseum, Kunstbienen und nun ein Bienenlehrpfad als Freizeit- und Tourismus-Attraktion. Das Insekt und seine Bedeutung für den Menschen rückt in Illertissen immer stärker in die Öffentlichkeit.
Die Stadt Illertissen hat ein für den Kreislauf der Natur entscheidendes Insekt endgültig ins Herz geschlossen. Die Biene. Das neueste Projekt, das den Menschen deren Bedeutung für eine intakte Umwelt verdeutlichen soll, ist ein Lehrpfad. Auf einer 3,8 Kilometer langen Strecke wird es viel zu erfahren geben über das Tier, das nicht einfach nur Honig produziert. Ein zweiter, längerer Rundkurs ist für ambitioniertere Wanderer gedacht. Reinhard Hemmer, einer der drei Vorstandsmitglieder der Stiftung Gartenkultur in Illertissen, hat dem Kultur- und Bildungsausschuss des Stadtrats die neue Attraktion Bienen-Rundwanderweg vorgestellt.
Die Kommunalpolitiker waren begeistert, sodass sie mehrheitlich zustimmten, sofort fast 30.000 Euro zur Verfügung zu stellen, damit der Lehrpfad noch in diesem Jahr fertig wird. Ende 2015 soll nach langwierigen Sanierungsarbeiten auch das Bienenmuseum des Landkreises als Bayerisches Bienenmuseum im Illertisser Schloss wieder eröffnet werden. Außerdem schließt sich das Projekt Bienenwanderweg nahtlos an die Aktion „Bienenschwarm 2014“ an, bei der an die 40 Bienenskulpturen versteigert wurden.
Hemmers Vorbild ist die Gemeinde Piding im Berchtesgadener Land. „Da hab ich abgekupfert, das durfte ich auch.“ Schließlich sei es im Sinne der Sache, dass das Konzept funktioniert. Das Ziel ist, dass sich die Menschen mit dem Thema Biene auseinandersetzen und verstehen, wie wichtig sie im Ökosystem ist – als Insekt, das für die Bestäubung der Pflanzen sorgt. Damit das Wissen auf möglichst fruchtbaren Boden fällt, sollen schon Schulkinder auf den Weg gelotst, nach Möglichkeit aber auch bei Landwirten das Bewusstsein dafür geschärft werden, wie wichtig es ist, dass sie Bienenfutter auf der Flur anbieten. Der Weg startet am Rathaus in Illertissen und führt von dort hoch zum Vöhlinschloss. Dort ist das erste große Ziel das Bienenmuseum. Es informiert über Illertissens Geschichte und den Bezug der Stadt zur ehemaligen pharmazeutischen Firma Heinrich Mack. Sie produzierte in Au, dem heutigen Illertisser Stadtteil, noch in den 1970er-Jahren in der mit über 3000 Bienenvölkern größten Bienenzuchtfarm das Rheumamittel Forapin. Ihr Inhaber Karl August Forster wurde 1964 zum Ehrenbürger von Au ernannt.
Über die Schlossallee geht es weiter auf die andere Seite der Vöhlinstraße – ins nördliche Stadtgebiet. Die lange Strecke führt zur Jungviehweide – mit dem Baumlehrpfad, Museum der Gartenkultur, Gärten samt Bienenvölkern. Der Familienweg nimmt eine Abkürzung zum Stadtweiher und zurück zum Rathaus. Auf der ganzen Strecke sollen Schaukästen und Lehrtafeln Wissen über die Biene vermitteln, Ruhebänke zum Entspannen und Beobachten der künstlichen Nisthilfen einladen. Es könnte ein Bienenhaus entstehen. Hemmer schwebt vor, dass eventuell Imker ihre Völker als direktes Anschauungsobjekt ansiedeln.
„Die Idee entwickelte sich, weil wir schon lange dabei sind, unsere Gärten auf der Jungviehweide so anzulegen, dass sie als Bienenfutter dienen“, erklärt Reinhard Hemmer. Da lag es nahe, den Gedanken weiter in die Stadt zu tragen. Bienen brauchen ihrerseits ein Ökosystem mit ausreichend blühenden Pflanzen. Der intensive Maisanbau wirke sich negativ aus. Hemmer fordert mehr Streuobstwiesen und Arteninseln mit alternativen Energiepflanzen wie Amaranth.
Die Stadträte regten an, frühzeitig die Schulen einzubeziehen. „Schüler könnten Infotafeln herstellen, Bänke zimmern, das bringt auch mehr Identifikation“, sagte Ansgar Batzner (Freie Wähler). Außerdem solle die Stadtverwaltung versuchen, außer dem bereits ins Auge gefassten Verein für Naherholung des Landkreises weitere Finanzquellen anzugehen – auf Landesebene, beim Imkerbund und der Geschäftswelt in der Stadt.

Nutztier und wichtiges Element im ökologischen Kreislauf
Nutztier 750.000 Bienenvölker gab es im Jahr 2013 in Deutschland, sagt Reinhard Hemmer von der Stiftung für Gartenkultur in Illertissen. Bei dieser Menge seien 20.000 Tonnen Honig pro Jahr zu erwarten. Nach dem Rind und dem Schwein stehe die Biene damit als landwirtschaftliches Nutztier an dritter Stelle. Ihr wirtschaftlicher Wert errechnet sich aber vor allem aus der Bestäubung von Pflanzen nämlich zwei Milliarden Euro im Jahr. Der Honigertrag falle mit 160 Millionen Euro relativ gering aus.
Lebensgrundlagen Wenn die Insektenbestäubung fehlt, so Hemmer, habe dies eine Ertragsminderung von 50 bis 90 Prozent bei Obst, Gemüse und anderen wichtigen Nutzpflanzen zur Folge. Ab Juli sei regelmäßig zu beobachten, dass sich die Bedingungen für eine gute Arbeit der Honigbienen verschlechtern: Es gebe einen Mangel an Pollen. Ziel müsse deshalb sein, die Lebensgrundlagen für bestäubende Insekten zu verbessern – zusammen mit Landwirten, Waldbesitzern, Kommunen, Privatleuten und Imkern als Partner für Ackerrandbepflanzungen, damit es mehr blühende Flächen gibt. Dazu Flächen wie Straßenränder, Wegränder, Verkehrsinseln, Parkplätze, Kleinbiotope auf Brachen und Böschungen. Hausgärten und Blumenkästen mit Blühmischungen zählt er ebenso dazu. Wichtig sei eine dauerhafte Blüte von Mai bis in den Spätherbst.
Wissen Bienenlehrpfad und Bienenmuseum in Illertissen bieten die Möglichkeit, über das Leben und die wertvolle Arbeit der Bienen zu vermitteln. Illertissen / INGE SÄLZLE-RANZ 04.02.2015
21. Oktober 2014 Lokales (Illertissen)

Sumsis super Summe


BIENENAUKTION

Die Carnac-Biene sprengte bei der Versteigerung als eine von wenigen die 2000-Euro-Grenze. Bild: Hader
Unter dem Strich bleiben rund 20000 Euro für das Illertisser Hospiz VON RONALD HINZPETER
Seit gestern Mittag steht fest, was die Bienenauktion für das Illertisser Hospiz gebracht hat: 19441,64 Euro. Allerdings könnte es noch etwas mehr werden. Das zeichnet sich jetzt schon ab.
Bis die Kulturbeauftragte Susanne Schewetzky diese Zahl ermittelt hatte, dauerte es eine Weile. Das lag an den Bestimmungen des Vertrages, den jeder Bienenpate abschließen musste. Nach dem Verkauf der Kunstwerke wurde der Erlös zwischen den Paten, den Künstlern und dem Förderverein Hospiz Illertissen nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt, der sich auch nach dem erzielten Preis richtete. Bei der Versteigerung in den Räumen des Museums der Gartenkultur waren insgesamt 51450 Euro zusammengekommen – somit blieben für das Hospiz knapp 20000 Euro. Susanne Schewetzky rechnet allerdings damit, das nicht jeder Pate die ihm zustehenden 400 Euro aus dem Erlös abrufen, sondern zugunsten der guten Sache verzichten wird. Auch von den Künstlern werde wohl nicht jeder auf einem Honorar bestehen. Der erste hat bereits seinen Verzicht erklärt, auch einer der Paten legt keinen Wert auf Rückzahlung. Schon jetzt findet sie, dass eine „super Summe“ bei der Versteigerung der „Sumsis“ zusammen gekommen sei – mehr als gehofft.
Im Rückblick auf die Versteigerung freut sie sich darüber, wie viele Besucher aus reinem Interesse an der Kunst gekommen waren, die weder zu den Paten noch zu den Künstlern gehörten. Damit habe sie nicht gerechnet.
Ansgar Batzner, Zweiter Vorsitzender des Hospiz-Fördervereins, freut sich über alle Maßen darüber, wie erfolgreich die gesamte Bienenaktion verlaufen war. Dass die Versteigerung am Samstag noch dazu in den Rahmen des Stadtjubiläums platziert worden war, „ehrt und freut uns sehr“, schrieb er in einer Mail an die IZ. Die Zeitungsredaktion habe zudem mit ihrer ausführlichen Berichterstattung dazu beigetragen, das Thema Illertisser Bienen und das Projekt Benild-Hospiz zu einer „öffentlichen Sache“ für alle Menschen in Illertissen und darüber hinaus zu machen. Der Beitrag der IZ sei „im besten Sinne dem Gemeinwohl verpflichtet gewesen“. Der Gesamterlös sprenge alle Erwartungen
Auch Sabine Hader vom Kunstverein, von der die später modifizierte Ur-Bienenform stammt, war glücklich und zufrieden: „Das war eine supertolle Sache.“ Sie hatte zunächst Bedenken, als eine halbe Stunde vor Versteigerungsbeginn noch eher wenige Menschen den Weg zum Museum gefunden hatten. Doch das füllte sich schlagartig.
Nachdem nun die großen Tierchen versteigert sind, gibt es noch ein paar kleine. Die wird Sabine Hader selber aus Ton herstellen, allerdings dabei die etwas molligere Form verwenden, wie sie von ihr ursprünglich entwickelt worden war. Zu haben sind die Immen voraussichtlich über den Kunstzirkel. Ob auch noch kleine Bienen aus Porzellan geben wird, steht noch nicht fest. Wie Susanne Schewetzky gestern sagte, seien die Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Das hänge ganz von der Nachfrage ab.
20. Oktober 2014 Kreis Neu-Ulm

Illertissen: 60-Jahr-Feier der Stadt Illertissen mit Kunstauktion und viel Musik





Die Besucher strömten, die Bienen gingen weg wie warme Semmeln, die Gesichter strahlten. Kurz: Die Benefiz-Kunstaktion "Illertisser Bienenschwarm" und die 60-Jahr-Feier waren ein Erfolg.
Die Biene Sumsi Glitter ist die erste, die versteigert wird. "Wer hebt die Hand für das Mindestgebot von 900 Euro?", fragt Auktionator Ronald Hinzpeter suchend in den Raum. Die erste Hand geht hoch: Helmut Graf, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz, die für die Entstehung der Bienen-Skulptur Pate gestanden hat, will seine Biene auf jeden Fall haben. Da kommt ein weiteres Angebot: 1000 Euro. "Herr Graf, machen Sie den Tresor auf für Sumsi", bittet der Auktionator launig um ein weiteres Gebot. Und er hat Erfolg. In 100 Euro-Schritten geht es nach oben, und am Ende geht Sumsi, von Monika Birzele aus Balzheim aus unzähligen bunten Mosaiksteinchen geschaffen, zu ihrem Paten zurück: 1500 Euro zum ersten, zum zweiten - und zum dritten.
In diesem Stil geht die Illertisser Kunst-Auktion - sie ist an diesem Tag eine von mehreren Veranstaltungen zur 60-Jahr-Feier der Stadt Illertissen - ruck-zuck über die Bühne. Manche Teilnehmer ersteigern mit sichtlich großem Spaß gleich mehrere Bienen, wie etwa Wolfgang Karger. "Eine ist für den Jugendtreff, eine kommt in die Rau-Passage, eine in die Firma", erzählt er nach der Veranstaltung zufrieden. Besonders die Strandbiene aus Illertissens Partnerstadt Carnac hat es Karger angetan, doch um sie muss er sich mit einem erbitterten Mitbieter streiten. Die französische Kreation knackt als erste die 2000 Euro-Marke und geht noch weiter nach oben. Die französischen Gäste, die eigens zur 60-Jahr-Feier der Stadt Illertissen angereist sind, verfolgen
das Spektakel gebannt und mit Begeisterung. Am Ende ist es das "Hundertwasser Traumbienchen" der Bischof-Ulrich-Schule, das mit 2700 Euro den höchsten Betrag einbringt. Die fröhlich bunte Kunstfigur war von Schülern der Grundschule gestaltet worden, die Stadt Illertissen stand Pate. Ersteigert hat sie ein Vater von Schülern, der sie der Schule zur Verfügung stellen wird. Er hat auch dafür gesorgt, dass "Unbeelievable", die Biene der Erhard-Vöhlin-Schule, bei ihren Erfindern bleibt. Viele Paten ersteigern ihre Bienen selber, bei den Schulbienen ist es manchmal ein bisschen schwierig, einen Finanzier zu finden. Am Ende haben aber alle 37 Bienen ihre Besitzer gefunden.
Illertissens Bürgermeister Jürgen Eisen verfolgte die Auktion an einer Seitenwand des Auktionsraums im Museum der Gartenkultur stehend - und strahlend. "Ich hätte nie gedacht, dass das so ein Erfolg wird", freute er sich über die mehr als 200 Besucher und deren großes Interesse. Ansgar Batzner und Roswitha Nodin, die beiden Vorsitzenden im Förderverein Hospiz Illertissen, stand die Freude ebenfalls ins Gesicht geschrieben; Sabine Hader und Hedwig Gaile vom Kunstzirkel Illertissen hatten genauso offensichtlich ihren Spaß an der eineinhalbstündigen, kurzweiligen Veranstaltung. "Fürs Benild-Hospiz bleibt auf jeden Fall ein fünfstelliger Betrag", hatte Ansgar Batzner schnell ausgerechnet und bedankte sich bei allen Beteiligten.
Wie berichtet, hatte der ehemalige Stadtrat Franz Münzenrieder die Idee zu der Bienenschwarm-Aktion" an Sabine Hader vom Kunstzirkel Illertissen herangetragen. Eine Stadtfigur für Illertissen sollte erfunden werden, ähnlich wie der Spatz in Ulm, schlug er vor. Für Sabine Hader stand schnell fest, dass es die Biene werden sollte - in Erinnerung an die Firma Mack, bei der 1930 das Bienengift als Heilmittel gegen rheumatische Erkrankungen erfunden worden war, auch mit Blick auf Illertissen als Sitz des bayerischen Bienenmuseums, das 1983 auf der Grundlage der Sammlung von Senator Karl-August Forster aus Au entstand, sowie als Möglichkeit, auf die große ökologische Bedeutung der Biene und die Auswirkungen des Bienensterbens hinzuweisen.
Sabine Hader stellte einen Prototyp her, die ehemalige Bürgermeisterin Marita Kaiser vermittelte den Kontakt zu Ralf Milde, der vor Jahren in Ulm die "Spatzen-Invasion" ins Leben gerufen hatte. Der Illertisser Kunstzirkel einigte sich mit Milde zusammen auf das endgültige Modell, Paten wurden gesucht, Künstler ausgewählt, die fertigen Bienen seit Juli beim Museum der Gartenkultur ausgestellt. Die Bienenschwarm-Auktion war der Abschluss der Werbeaktion für die Stadt, bei der von Anfang an auch geplant war, einen Zuschuss fürs Benild-Hospiz zu erwirtschaften.

Illertissen hat drei Tage lang die Stadterhebung vor 60 Jahren gefeiert
60-Jahr-Feier Drei Tage lang wurde in Illertissen die Stadterhebung vor 60 Jahren gefeiert. Nicht mit vielen Reden und Empfängen, sondern bunt und mit Musik. "Mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft, an der sich die Bürger beteiligen sollen", wie Bürgermeister Jürgen Eisen am Freitagabend bei der "60er-Party" sagte. An die 200 Gäste wirbelten dort zu Rock und Boogie von "Pig Ass & the Hoodlums" auf der Tanzfläche.
Auktion "Jetzt hat Illertissen die Bienchen und nicht nur Ulm die Ulmer Spatzen", freute sich Hedwig Gaile, die Vorsitzende des Kunstzirkels Illertissen, nach der Auktion im Museum der Gartenkultur. Sie war der Abschluss der Bienenschwarm-Aktion in Illertissen. 26 Paten hatten dafür gesorgt, dass die Benefiz-Aktion zustande kam, auch die Stadt Illertissen war mit von der Partie. Die Bienen waren den Sommer über eine gern besuchte Attraktion auf dem Gelände des Museums für Gartenkultur.
Abschluss Gestern Vormittag gab es zum Abschluss der Geburtstagsfeierlichkeiten und dem Festwochenende noch Swing mit der Weißenhorner Big Band Opus One. Illertissen / INGE SÄLZLE-RANZ 20.10.2014
23. September 2014 Lokales (Illertissen)

Ägyptische Flugjuwelen




Wie eine ägyptische Gottheit blickt die Biene mit großen Augen und einem Schmuck-Skarabäus auf der Stirn in die Lande. Bild: Stefanie Graf

Die Biene der Gartenstiftung von Gretel Salzgeber Bild: Stefanie Graf
Drei Augen wirft die Biene der Gartenstiftung über das weite Feld der Staudengärtnerei Gaissmayer – zwischen zwei ägyptisch mit schwarzem Kajalstrich geschminkten Augen prangt das sogenannte dritte Auge in Form eines Skarabäus.
Reinhard Hemmer, der den Namen „Authanbet“ der Biene kreiert hat, ist überzeugt, dass dies „der Name einer Pharaonentochter aus dem alten Ägypten ist, die vor rund 5000 Jahren gelebt hat“. Sie soll auch Priesterin gewesen sein, was wiederum interessant ist, weil die Biene in der Hochkultur der Ägypter eine wichtige Rolle einnahm. Einem Mythos zufolge entstand die Bienenart aus den Tränen des Sonnengottes Re. Mit der Biene wurde – so belegt es die Doktorarbeit von Sonja Feierabend an der Universität Mainz – der Gedanke des Weiterlebens nach dem Tod verbunden. Die Biene stand für die Fähigkeit der Seele, die Starrheit des toten Körpers zu überwinden und zur Sonne zu fliegen. Daher wundert es nicht, dass den Produkten der Bienen heilende Kräfte zugeschrieben wurden und sie in Form von Hieroglyphen in Heiligtümern zu finden sind.
Gretel Salzgeber hat die Biene gestaltet. Sie findet den priesterlichen Namen ausgesprochen passend, denn „damit wird die Biene in einer stilisierten Form und ihrer Bedeutung im alten Ägypten gut charakterisiert und benannt“. „Authanbet“ soll übersetzt „die mit dem weiten Feld“ heißen, was bedeutet, dass sie über das weite Land herrscht.
Das wiederum ist ein schöner Zusammenhang zum wirklich weiten Feld des umfassend angelegten Gartens im Bereich um das Museum der Gartenkultur. Der Auftraggeber für die Biene, die Stiftung Gartenkultur, hat sich eine farbenprächtige und äußerst auffällige Skulptur erstellen lassen. Von der Farbgebung her hat Gretel Salzgeber sich an das Gelb im Logo der Gartenstiftung gehalten und dieses durch Farbtöne aus einem ihr bekannten altägyptischen Muster ergänzt.
Die freischaffende Malerin aus Babenhausen, die mit hochkarätigen Künstlern zusammenarbeitet und durch vielfältiges Schaffen gerade im Bereich der Kunstpädagogik bekannt ist, hat der Biene ein farbgewaltiges Feuerwerk auf den Leib gezaubert und sie ganz passend ägyptisch geschminkt. Der auffallende rote Mund lacht so siegesgewiss, wie es nur der einer wahren Pharaonentochter kann. Schön glänzt die Biene in der Sonne wie ein fliegendes Juwel und Wind und Wetter können ihr nichts anhaben, denn Gretel Salzgeber hat sie ganz profan mit Autolack überziehen lassen.
Daher bleibt zu hoffen, dass die Biene ganz im Sinne ihrer Namensgeberin mehrere Phasen der Weltgeschichte überdauert und ihr ein fast ehernes Denkmal setzt. VON STEFANIE GRAF
30. Juli 2014 Lokales (Illertissen)

Heute ist Bienenschau im Grünen




Im Matrosenlook kommt die Biene aus Carnac daher.

Ab ins Blaue: Das Werk der Tiefenbacher Grundschule.

Die IZ-Biene bringt die Nachrichten – in diesem Fall ausgesprochen gute: Wer wissen will, welche sie im Mund trägt, erfährt es heute ab 18 Uhr.

Hier geht es um Pillen: Die Pfizer-Biene von Sabine Hader und Sabine Denk.
Heute abend gibt es einiges zu Schwärmen: Um 18 Uhr werden die Iller-Bienen auf dem Gelände beim Museum der Gartenkultur óffiziell vorgestellt. Rund 40 kleine Kunstwerke sind zusammengekommen, oft mit viel Mühe, viel Liebe und teilweise sehr viel Aufwand hergestellt. Die weiteste Strecke hat übrigens die Imme aus der französischen Partnerstadt Carnac zurückgelegt – und weil der Ort am Meer liegt, kommt das Tierchen ein wenig maritim daher, wie rechts im Bild zu sehen ist. Die kleinen Kunstobjekte werden in grüner Umgebung bis Mitte Oktober zu sehen sein, dann werden sie versteigert. (hip)
27. Juli 2014 ILLERTISSEN

Illertisser Kunstaktion: 40 bunte Bienen auf Jungviehweide




Peter Merk hat die rot-weiße Biene gestaltet. © Foto: Privat

Von Sabine Hader und Sabine Denk stammt die "italienische Biene". © Foto: Privat

Ein Werk von Monika Birzele, als es noch in Arbeit war. © Foto: Privat
Nun schwärmen sie vorerst nicht in der Stadtmitte aus, sondern landen beim Museum der Gartenkultur: die Illertisser Kunst-Bienen. Am kommenden Mittwoch werden sie zum ersten Mal öffentlich präsentiert.
Es gibt sie in knalligem Orange oder in den italienischen Nationalfarben, als kunstvolles Mosaik oder filigran bemalt: Für 40 fantasievoll gestaltete Bienen haben sich Paten gefunden im Rahmen der vom Kunstzirkel initiierten Aktion "Illertisser Bienenschwarm 2014". Fast alle diese Kunstobjekte können am Mittwoch ab 18 Uhr auf dem Gelände des Museums der Gartenkultur in Illertissen, auf der Jungviehweide, erstmals besichtigt werden.
Eigentlich sollten sie ja das Stadtzentrum in Illertissen aufpeppen, doch je mehr von den teils recht aufwendig gestalteten Tierchen entstanden, desto größer wurden die Bedenken einiger Paten. Sie befürchteten Vandalismus. Also suchte man im Rathaus und beim Kunstzirkel nach einem Ersatz-Ausstellungsort - und fand das Freigelände beim Gartenmuseum. "Das passt jetzt", sagt Susanne Schewetzky, die Illertisser Kulturbeauftragte, erleichtert. Dort gibt es dann für ein paar Monate nicht nur reale Bienen in teilweise kunstvoll gestalteten Bienenkörben, sondern auch die Biene selber als Kunst-Objekt.
So werden ab Mittwoch bis 18.Oktober knapp 40 Bienen auf Betonsockeln die Gartenlandschaft auf der Jungviehweide verschönern. Susanne Schewetzky hofft, dass viele Leute die Gelegenheit nutzen, sie zu bestaunen. Zumindest an einem Wochenende werden sie für sehr viele Menschen eine zusätzliche Attraktion sein: am 6. und 7. September bei der Illertisser Gartenlust.
Die Idee, die der Aktion zugrunde liegt: Die Bienen sollen ein Markenzeichen der Stadt werden und auch einem sozialen Zweck dienen. Daher haben Paten zunächst Geld bereitgestellt, damit Rohformen gekauft und diese dann von Künstlern gestaltet werden konnten. Am 18. Oktober gibt es eine Auktion, in der die Kunstwerke versteigert werden. Einen Teil des Erlöses erhalten dann die Paten, ein Teil der Künstler, ein Teil soll ans Benild-Hospiz gehen.

Illertissen und die Biene
Arznei Die Firma Heinrich Mack Nachfolger (heute Pfizer) beherbergte einst mit bis zu 150 Millionen Tieren in 3000 Völkern die größte Bienenfarm Europas. Karl August Forster, der die Auer Firma 1930 übernommen hatte, entwickelte aus dem Bienengift ein Arzneimittel gegen rheumatische Erkrankungen. Im Bienenmuseum wird es nach der Neueröffnung auch wieder eine eigene Abteilung zum Thema Biene, Forster und Heinrich Mack Nachfolger geben. Auf dem Gelände der "improvisierten Gärten" beim Museum der Gartenkultur gibt es auch einige Bienenvölker. Illertissen / INGE SÄLZLE-RANZ 25.07.2014
12. Mai 2014 SWP: Weißenhorn

Mehr Bienenvölker für die Region




Immer mehr Frauen sind unter den Kursteilnehmern, wenn es um Imkerei geht. © Foto: Patrick Fauß

Ewald Jaitner hat sich im Weißenhorner Kreismustergarten beraten lassen, wie er seinen Bienenbestand erweitern kann. © Foto: Patrick Fauß

46 Bienenvölker haben seit dem Wochenende eine Königin. Bestückt wurden sie bei einem Kurs des Kreisimkerverbands in Weißenhorn bestückt. Die Teilnehmer stocken damit ihren Bienenbestand auf.
Die Bienenkönigin und das Gelée Royale: Beim Ablegerkurs der Neu-Ulmer Kreisimker im Kreismustergarten in Weißenhorn spielen die königliche Flüssigkeit und die darin badenden Larven eine zentrale Rolle. 46 Bienenvölker summen geschäftig um die 37 Kursteilnehmer herum, während Georg Kotterer, Fachwart für Bienengesundheit vom Landesverband Bayerischer Imker, in jeden Stock eine eigens gezüchtete Königinnenlarve setzt. Die jeweils rund 2000 Bienen werden die neue Königen in den kommenden Tagen aufziehen - und mit dem von ihnen produzierten Gelée Royale füttern. Zuvor waren die Arbeiterinnen einem anderen Stock entnommen worden. Wenn alles gelingt, hat in ein paar Tagen jeder Schwarm seine eigene Königin. Diese sorgt dann für weiteren Nachwuchs und den Fortbestand des Bienenvolks.
"Die Königinnenlarven sind so gezüchtet, dass sie die Anforderungen der Imkerei erfüllen", erläutert Walter Burger, Kreisvorsitzender beim Neu-Ulmer Imkerverband. Zum einen sollen die Zuchtköniginnen widerstandsfähig gegen Krankheiten und Parasiten sein und diese Eigenschaft weitervererben. Der sprichwörtliche Bienenfleiß ist ein weiteres Zuchtziel, die Tiere sollen viel Honig sammeln. Außerdem ist eine gewisse Sanftmut wichtig, damit die Bienen nicht sofort stechen. Tatsächlich lassen die Tiere es sich ohne weiteres gefallen, dass Georg Kotterer die Waben herausholt und damit herumhantiert. Nur wenige Kursteilnehmer tragen Schutzkleidung wie den typischen Imkerhut mit Gesichtsnetz.
"Dass die Bienen so friedlich sind, hängt auch mit der Jahreszeit zusammen", erläutert Burger. Derzeit stehen genügend Bäume oder Blumen in Blüte. Die Bienen sind ganz auf ihre Sammeltätigkeit konzentriert. Gegen Ende das Sommers, wenn das Nahrungsangebot abnimmt, werden sie jedoch gereizter und stechen eher einmal zu.
Ziel des Kurses ist, mehr Bienenvölker in der Region zu verbreiten. Schließlich sind die nützlichen Tierchen zum Bestäuben von Pflanzen unverzichtbar. "Vor zwei bis drei Jahren hat das Interesse an der Imkerei wieder zugenommen", sagt Burger. Den neuen Schwung im Imkerhobby haben die Kreisimker genutzt und den Ablegerkurs auf die Beine gestellt. Bis vor einigen Jahren waren es zumeist ältere Imker, die sich Zucht und Honigproduktion gewidmet haben. "In letzter Zeit machen auch immer mehr Frauen mit", sagt Burger.
Eine davon ist Eva Schwarz aus Ludwigsfeld. Sie hat vergangenes Jahr mit der Imkerei begonnen und bekommt beim Ablegerkurs ihr nunmehr viertes Bienenvolk. "Ich bin einfach gern bei den Bienen", sagt die 47-Jährige. Sie habe es als Hobby aus einer Laune heraus begonnen. Ihre Bienenstöcke stehen im Garten einer Bekannten in Pfuhl.
Imkerei sei gut für das Gemüt und helfe gegen Stress, weiß Burger. "Das Geräusch der summenden Bienen beruhigt." Außerdem bleibt dem Imker gar nichts anderes übrig, als sich zu entspannen, wenn er am Stock arbeitet. "Gestresst sollte man an die Bienen nicht rangehen", warnt der Kreisvorsitzende. Das könne sogar mit Bienenstichen enden. Außerdem gebe es für den Imker, wenn er denn möchte, neben dem Honig auch noch das Gelée Royale. Es ist als Larvenfutter für die Bienen in den Waben enthalten. Alle Larven werden in den ersten Monaten damit gefüttert. Während die anderen Tiere sich danach von Pollen und Honig ernähren, erhält die Bienenkönigen den von den Arbeiterinnen produzierten Futtersaft weiter und wächst damit stärker als alle anderen Bewohner des Stocks. Während des Aufstockens müssen überzählige Waben entfernt werden, damit die eingesetzte Zuchtkönigin vom Volk angenommen wird. Die darin enthaltene Flüssigkeit ist weißlich, enthält viele Vitamine und Proteine, schmeckt scharf und bitter und gilt als vitalisierend. Mit einem Augenzwinkern fügt Burger hinzu: "Angeblich haben die Bienenzüchter ja eine höhere Lebenserwartung."
21. März 2013 Ulm

Wem das Winterwetter hilft


CHRISTINE BÖHM
Werner Meule
Der Frühling kommt noch nicht in die Gänge: Auf den kaum geöffneten Blüten einer Kornelkirsche liegt noch Schnee. Für die Obstbäume ist das Wetter aber nicht schlecht. © Foto: Uwe Zucchi (dpa)
Alle jammern über das Wetter. Bauern und Allergiker profitieren aber bislang noch von der anhaltenden Kälte. Ein kleiner Trost für alle anderen: Zu Ostern sagen die Meteorologen bislang keinen Schnee voraus. Der richtige Frühling lässt aber trotzdem noch auf sich warten.
Die einen jammern über das Winterwetter, die anderen nicht. Während sich die meisten nach dem Frühling sehnen und keine dicken Winterjacken mehr sehen können, profitieren manche sogar vom Frost. So zum Beispiel die Obst- und Gartenbauer, die Allergiker und natürlich diejenigen, die noch einmal Skifahren gehen wollen in dieser Saison.
In Japan hat sich das Frühjahr beeilt: Die Kirschblüten blühen in diesem Jahr früher als sonst. Tokio erstrahlt also schon jetzt in Rosa. Bei uns in der Region brauchen die Obstblüten noch eine Weile, weiß Rudolf Siehler, Fachberater beim Landratsamt Neu-Ulm. Er berät die Bürger und Gemeindeangestellten, wie sie Gärten und Grünanlagen umweltgerecht anlegen und pflegen. "Auch wenn es vielen schlechte Laune macht, können wir dem Wetter etwas Gutes abgewinnen", sagt Siehler. Es sei bisher ein guter Winter gewesen, für die Obstbäume und auch für die Rosen.
"Im Gegensatz zum Jahr zuvor war es nicht extrem kalt", erzählt Siehler. Das diesjährige Klima sei demnach nicht problematisch. "Die anhaltende Kälte hält lediglich die Blüte noch ein wenig zurück." Wenn es so lang kalt ist, hoffen die Obst- und Gartenbauer immer, dass es deswegen keinen Spätfrost mehr gibt im Herbst: "Das ist aber reine Spekulation. Ausschließen kann man das natürlich nicht."
Wenn die Temperaturen steigen, explodiert die Natur
Im Moment seien es Kälte und fehlende Sonne, die das Blütenwachstum zurückhielten. "Sobald es aber wärmer wird, explodiert die Natur", erzählt Siehler vom Neu-Ulmer Landratsamt. Es sei nicht so, dass sich die komplette Entwicklung der Pflanzen verzögere. Was verpasst worden sei, werde einfach schneller nachgeholt. "Dann kann es gut sein, dass Osterglocken und Tulpen gleichzeitig blühen", sagt der Fachberater. Das sei sonst eigentlich eher ungewöhnlich, weil Osterglocken sehr früh dran seien und Tulpen recht warme Temperaturen brauchten.
Der Winter sei deswegen gut gewesen, weil es kaum Frost unter minus 10 Grad gegeben habe, sagt Siehler. "Der Boden war fast nie gefroren." Das begünstige das Wurzelwachstum. "Jetzt sollte es aber nicht mehr sehr kalt werden." Der schlimmste Feind für Bauern und Gartenliebhaber: wechselhaftes Wetter. Wenn die Blüten einmal aufgegangen sind, sollten sie keinen Frost mehr abbekommen. Sonst verringert sich die Ernte.
Die Rosenblüten sehen jetzt schon sehr gut aus. Allerdings rät Siehler, die Pflanzen noch zugedeckt zu lassen: Das sei einerseits Schutz vor Kälte, aber auch vor der Sonne, die das Blütenwachstum anrege. Laut dem Bauernkalender bleibt es noch bis Mitte April winterlich, weiß Siehler. "Die Eisheiligen kommen ja erst noch."
Pollen-Allergiker bleiben bei Schneeregen noch ein bisschen verschont
Auch die Allergiker profitieren noch vom Winterwetter im Frühjahr. Im Moment blühen Erle und Hasel, der Wind trägt ihre Pollen in alle Himmelsrichtungen. Allerdings können die allergenen Partikel bei Niederschlag nicht so gut fliegen. "Das hilft den Allergikern", sagt Johannes Weiss, Oberarzt an der Ulmer Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie. Die Pollen der Frühblüher seien bereits seit Ende Februar in der Luft. Diese könnten auch schon ab Januar fliegen und den Menschen juckende Augen und laufende Nasen bescheren.
"Die Pollenbelastung schiebt sich in diesem Jahr nach hinten raus", sagt Professor Weiss. Das sei hingegen ein kleiner Nachteil, den der anhaltende Winter mit sich bringe. Die Zeiten, in denen die Pollen von Früh- und Mittelblühern fliegen, überlappen sich deswegen. Beispielsweise Birken und Gräserpollen werden dann zur selben Zeit in der Luft sein und diejenigen deutlich stärker belasten, die gegen beide Pollenarten allergisch sind.
Als nächstes sind dann unter anderem Ulme, Pappel und Weide an der Reihe. Ihre Flugzeit beginnt eigentlich Anfang März. Da bleibt den Allergikern nur noch das Hoffen auf Regen. "Der nimmt alles aus der Luft", sagt Weiss. Sonst können sich die Geplagten ab Herbst immunisieren lassen. Das kann die Beschwerden lindern.

Kommt der Frühling pünktlich zu Ostern doch noch?
Denjenigen, die am Wetter inzwischen verzweifeln, kann Wetterdiensttechniker Markus Michl von der Wetterstation Stötten ein wenig Hoffnung machen: "Die Vorhersage sieht gut aus. Zu Ostern könnte es schöner werden und bei etwa 4 Grad zumindest trocken bleiben." Der richtige Frühling und T-Shirt-Wetter seien allerdings noch nicht in Sicht. Und auch die Aussicht für Ostern sei noch nicht in Stein gemeißelt. In den kommenden Tagen bleibt es wechselhaft, es sind immer wieder Schneeschauer angesagt. Am Freitag soll es in der Region bis zu 7 Grad warm werden, am Wochenende an beiden Tagen jeweils bis zu 5 Grad.
4. Februar 2013 Neuwahlen

Imker unter neuer Führung




Neuwahlen beim Imkerverein Bellenberg, (von links): der bisherige Vorsitzende Lothar Daiber, Emmi Gritzka (Kassiererin und Schriftführerin), Gerhard Abt (Vorsitzender), Herbert Millekat (Stellvertreter) und Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller.Bild: Furthmair
Lothar Daiber übergibt Vorsitz an Gerhard Abt
Bellenberg Bei der Jahresversammlung des Imkervereins Bellenberg standen die Neuwahlen des Vorstands im Vordergrund. Aus gesundheitlichen Gründen stellte Lothar Daiber sein Amt als Vorsitzender nach über 34 Jahren zur Verfügung. Mit Gerhard Abt war bereits im Vorfeld ein geeigneter Nachfolger gefunden, der auch einstimmig gewählt wurde. Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller ließ es sich nicht nehmen, trotz Urlaub ihrem langjährigen Weggefährten, einem ehemaligen Gemeinderat, die Anerkennung für das Geleistete auszusprechen, ihn persönlich zu verabschieden sowie die Neuwahlen zu leiten.

Früher hatte fast jedes dritte Haus Bienen
In seinem Rückblick sagte Lothar Daiber: „Über 50 Jahre Imkerei in Bellenberg, davon seit 1979 an vorderster Stelle, waren eine schöne Zeit mit vielen Erlebnissen im Verein. Immer knapp bei Kasse hätten wir ohne Unterstützung der Gemeinde nicht überleben können.“ Nach Krieg stand gemeinsam mit Tiefenbach und Betlinshausen 1948 eine Neugründung an, in den 1950/60er Jahren hatte fast jedes dritte Haus Bienen gehalten.
Als Höhepunkte der vergangenen Jahre ragte die Gestaltung des schwäbisch-bayerischen Imkertages 2012 heraus, Aktivitäten bei Umzügen, die einwöchige Präsenz bei der Landesgartenschau Neu-Ulm (LGS) sowie das 100-jährige Jubiläum, das 2009 gemeinsam mit dem Obst- und Gartenbauverein gefeiert wurde. Schriftführerin und Kassiererin Emmi Gritzka verwies auf einen geordneten Kassenstand und wird auch künftig in gewohnt zuverlässiger Manier tätig bleiben.
Der Zweite Vorsitzende Herbert Millekat hob stellvertretend für alle Imker-Mitglieder „die Kompetenz und enorme Hilfsbereitschaft von Lothar Daiber hervor, die weit über die Grenzen bekannt ist“.
Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller versicherte, überschaubaren Vereinen auch weiterhin zu helfen, um deren Existenz zu sichern. „Im Flächenutzungsplan ist ein Biotop vorgesehen, aber das ist ein längerer Prozess“. Für die Gemeinde war und sei es positiv, wie die Imker in der Vergangenheit in Erscheinung traten. „Hier gebührt dem Lothar ein ganz großes Dankeschön. Auch dafür, über Aktionen in Kindergärten und Schulen die Jugend anzusprechen. Aber mit dem Nachwuchs haben mittlerweile Vereine aus allen Kategorien ihre Probleme“.
Der neue Vorstand: Gerhard Abt (Vorsitzender), Herbert Millekat (Zweiter Vorsitzender), Kassier und Schriftführerin Emmi Gritzka, Kassenprüfer Heinz Krannich und Werner Prem, Beisitzer Stefan Keipl und Georg Schühle. (rfu)
16. März 2011 Tiere

Mehr Blumen für Bienen




Gesunde Bienen: Die Seuche ist im Kreis Neu-Ulm zurückgegangen.

Walter Burger, der Vorsitzende der Imker im Kreis Neu-Ulm.
Imker im Landkreis ziehen Bilanz. Gartenbesitzer in der Pflicht
Attenhofen In Bayern sterben die Bienen aus: Die Zahl der Völker ist in den vergangenen zwölf Jahren von 290000 auf 162000 gesunken, sagte Walter Burger, der Vorsitzende der Imker im Kreis Neu-Ulm, in der Jahreshauptversammlung. Gute Nachrichten gibt es jedoch für die Bienenhalter im Landkreis: Die gefürchtete, durch Milben verursachte Bienenseuche „Varroose“ sei wohl rückläufig. Der Bedarf an Behandlungsmitteln sei im Jahr 2010 zurückgegangen. Zudem wurden Gartenbesitzer aufgerufen, Bienen durch umsichtiges Pflanzen bei der Nahrungssuche zu unterstützen.
Dennoch forderte der Vorsitzende die Imker auf, sich im Rahmen der Fördermaßnahmen mit dem Behandlungsmittel gegen die durch Parasiten verursachte Erkrankung der Bienenbrut zu versorgen. Nur so könne nachgewiesen werden, dass nach wie vor Bedarf bestehe.

Gefährliches Saatgut zeigt nur geringe Wirkung im Landkreis
Auch eine weitere Gefahr für die heimischen Bienen, das Saatgutgranulat „Santana“, habe bislang glücklicherweise nur geringe Auswirkungen gezeigt, berichtete Burger. Dieses Granulat ist mit dem Nervengift Clothiniandin versetzt und soll den Drahtwurm, einen Maisschädling, bekämpfen. Das Mittel kann aber auch den Bienen schaden. Im vergangenen Jahr wurde das Mittel bayernweit nur auf einem Sechstel der eigentlich dafür genehmigten Fläche verwendet. Für das Jahr 2011 sei allerdings mit einer erneuten Genehmigung zu rechnen.
Burger nannte einige Zahlen. 3600 Bienenvölker und 326 Imker gehören derzeit zum Kreisverband Neu-Ulm. Darunter befänden sich 14 Neueinsteiger. Burger betonte, dass die Imker mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten müssten, um auf ihre Arbeit hinzuweisen. Dabei wies er auf den neuen Internet-Auftritt des Kreisverbands und auf das Bienenmuseum Illertissen hin. Dieses soll zum bayerischen Bienenmuseum „hochgestuft“ werden. Das Gebäude werde seit Dezember saniert. Heuer sei nicht mehr mit einer Neueröffnung zu rechnen, da die Bausubstanz Schäden aufweise.
Dr. Friedgard Schaper, Mitarbeiterin des Fachzentrums für Bienen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, stellte den idealen Speiseplan eines Bienenvolkes vor. Um ihren Stock mit 35 Kilogramm Pollen und einem Zentner Honig jährlich zu versorgen, sind die Honigbienen auf ihren sprichwörtlichen Fleiß angewiesen. Expertin Schaper stellte dar, wie wichtig ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot für die Insekten sei und präsentierte zahlreiche Anregungen für Landwirte und Bürger mit Gärten. (uwt)
13. Dezember 2008 Lokales (Nördlingen)

Gentechnik setzt den Bienen zu



Wemding (RN) - In Maria Brünnlein fand die jährliche Ambrosiusfeier statt. Begrüßt wurde vom Kreisvorsitzenden der Imker, Johann Holzmann, Wemdings 2. Bürgermeister Hans Roßkopf, stellvertretender Landrat Peter Schiele, Veterinär Dr. Eckhard Sälzle, Landwirtschaftsdirektor Josef Fischer, Bauern-Kreisobmann Karl Wiedenmann, der stellvertretende Gartenbau-Kreisvorsitzende Klaus Vaas und Peter Gramm vom Arbeitskreis Information über Agro-Gentechnik. Holzmann überreichte die Verdienstnadel in Silber an Heinrich Stöckel und Alfons Kunert. Sie waren in vorbildlicher Weise über 30 Jahre Vorstand des mitgliederstärksten Ortsvereins Donauwörth und auch im Kreisverband aktiv.
Holzmann verkündete im Jahresrückblick einen Rückgang der Bienenvölker im Landkreis und eine Steigerung der Mitgliederzahlen in den Vereinen. Außerdem wies er darauf hin, dass künftig die Bienen einer noch höheren Belastung durch Krankheiten ausgesetzt seien.
Die Verbreitung der Gentechnik verursache, dass Bienenprodukte nicht mehr zu verkaufen seien; außerdem müsse man durch den Einsatz von Insektiziden, Fungiziden oder Herbiziden mit dauerhaft geschädigten Bienen oder gar dem Verlust ganzer Bienenvölker durch Vergiftung rechnen.
So seien dieses Frühjahr im Rheintal über 10 000 Bienenvölker und viele andere Insekten durch das mit Clothianidin behandelte Maissaatgut verendet.

Zusammenarbeit gefordert
Die Imker vermuten, dass die von den Saatmaschinen aufgewirbelten Stäube auf blühende Rapsfelder und Blumenwiesen wehten, wo das Gift von den Bienen aufgenommen wurde. "Wir Imker müssen mit den Landwirten, Gärtnern, Waldbauern, Jägern und Naturschützern eng zusammenarbeiten, um unsere Heimat zu schützen", forderte Holzmann.
Eckhard Sälzle erinnerte an die dringend durchzuführende Winterbehandlung, um mit einer möglichst geringen Milbenbelastung ins neue Jahr zu gehen.
Die Ambrosiusfeier wurde abgerundet durch den Vortrag "Spuren im Bienenvolk lesen", den Guido Eich, Fachberater am Institut für Bienenkunde in Celle, hielt.
19. November 2007 Lokales (Illertissen)

Langjährige Imker geehrt



Auf der diesjährigen Herbstversammlung des Vöhringer Imkervereins im Josef Cardijn Haus verwies der Vorsitzende Alexander Monte auf den mild ausgefallenen vergangenen Winter, der den Imkern eine gute Honigernte bescherte.
Außerdem gab Monte einen Ausblick auf den 27. und 28. September 2008. Dann plant der Verein gemeinsam mit dem Gartenbau- und Landespflegeverein eine Feier anlässlich des 100-jährigen Bestehens. Bei der Landesgartenschau in Neu-Ulm 2008 wollen die Imker einen Bienengarten präsentieren, und mit sachkundigen Freiwilligen aus den Ortsvereinen für Fragen der Besucher zur Verfügung stehen. Weil der Altersdurchschnitt der Mitglieder sehr hoch ist, wollen sich die Vöhringer verstärkt um Imkernachwuchs bemühen.
Auf der Tagesordnung der Veranstaltung standen außerdem Ehrungen von langjährigen, verdienten Vereinsmitgliedern. Alexander Monte überreichte Urkunden und Ehrennadeln in Gold an die Mitglieder Karl Rall, Wilhelm Böttinger und Rudolf Stahl. Mit der silbernen Ehrennadel wurden Herbert Langhans und August Schick ausgezeichnet. Ludwig Haisch und Franz Huber erhielten die Ehrennadel in Bronze.





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